JONA-PREDIGTEN

5. Jona-Predigt - II. Teil

 

II.    Jonas Gang und Predigt nach Gottes Willen

Jona 3. 3 – 4

Da machte sich Jona auf und ging hin gen Ninive, wie der Herr gesagt hatte. Ninive aber war eine große Stadt Gottes, drei Tagesreisen groß. Und da Jona anfing hineinzugehen eine Tagesreise in die Stadt, predigte er und sprach: Es sind noch vierzig Tage, so wird Ninive untergehen.

Jona hat gewiss nicht anders gekonnt! Gott wird ihm jeden anderen Weg abgeschnitten haben! Man hält sein Gelübde wohl und ist gehorsam, wenn der Herr einen gehorsam macht. Und man ist dann auch ganz freiwillig gebunden unter den Willen Gottes, so dass man nicht anders will, wenn man auch anders könnte – und nicht anders kann, wenn man auch anders wollte. Jona ging nach Ninive, wie später Petrus zu Cornelius ging, der erst auch nicht gewollt hatte, sondern gemeint hat, er müsse seinem Volke predigen, das sei doch vor allen und allein das Volk Gottes, es könne nie Gott ein rechter Ernst sein, dass er zu den unheiligen Heiden einkehren sollte. Aber Gott belehrte ihn wohl eines anderen, darum sagt er in seiner Verantwortung zu den Gläubigen aus der Beschneidung: Wer war ich, dass ich konnte Gott wehren? Ebenso, ob dem Jona früher ein solcher Weg nach Ninive nicht gefallen haben mochte, jetzt musste er ihm wohlgefallen! Und er ist gehorsam geworden, seit er erfahren hat, dass er mit all seiner Einbildung von Gehorsam ein Rebell gewesen ist wider den Willen Gottes. Denn so ist es nun einmal: So lange man bei dem alten Manne, dem Gesetze lebt, da will man Gott stets gehorsam sein, und sucht allerlei Werke auf, Ihm solchen Gehorsam zu beweisen. Man kommt auch fortwährend mit solchen toten Werken zu Gott und fragt: Habe ich das nicht gut gemacht, willst du mir nicht helfen, dass ich je mehr und mehr zur Vollkommenheit bringe, was ich zu deiner Ehre angefangen habe? Muss man dann aber von Gott die Antwort hören: Deine Werke taugen nicht, sie werden auch nicht halten, ich habe dir aber schon längst meinen Willen bekannt gemacht! So will man sich eben solchem Willen Gottes nicht unterwerfen und flieht vor Ihm und will es nicht wissen, dass die eigene Frömmigkeit der Weg ist, der einem gut dünkt in seinen eigenen Augen – dass aber am Ende das alles Wege des Todes sind! Ist man dagegen von Gott durch Seine treue Demütigung belehrt, dass aller Gehorsam, welchen wir für Gehorsam halten (es ist aber ein Gehorsam nach eigener Wahl) lauter Pharisäismus, Eigensinn und Ungehorsam ist, da macht man sich auf und geht als ein Ungehorsamer und dennoch freiwillig den Weg, den Gott uns geheißen hat. Da geht man denn, aber man weiß selbst nicht wie! Die Hände, die Füße und das Angesicht bedeckt mit der Bereitfertigkeit des Geistes, und man zieht die Straße entlang, welche man sonst für Unheiligkeit hielt und auch noch wohl für unheilig halten möchte, wäre nicht der Verstand gefangen geleitet unter Christi Gehorsam. Alsdann muss der Weg heilig sein, weil Gott es so will und es so geheißen hat. So geht denn auch Jona nach Ninive. Und möge auch ein ganzes Volk, das sich selbst heiligt, dazu auch sein eigen Herz ihm sagen: „Wie Prophet, du gehst nach einer Stadt, die so gottlos ist?“ Aber, welche Stadt oder welcher Mensch sollte in den Augen dessen nicht gottlos sein, der einen Apostel von Seinem treuen Knecht Abraham hat schreiben lassen, dass er ein Gottloser gewesen sei, und von dessen Engeln sogar bezeugt wird: Siehe, unter Seinen Knechten ist keiner ohne Tadel und in Seinen Boten findet Er Torheit, wie viel mehr denn bei denen, die in Lehmhütten wohnen (Hiob 4. 18). Wenn Gott einen ansieht in Seiner Erbarmung, in ansieht in Seinem Christus, so wird er in dem Herrn, seiner Gerechtigkeit vor Gott, gerecht sein, auch heilig um und an! Aber ein solcher Mensch ist und bleibt an und für sich ein Gottloser, und wenn er sich über einen Schächer erhebt, so wird er ein Gräuel sein in den Augen dessen, der sich nicht schämt der Sünder und aller Verlorenen Gott zu heißen. Oder war Ninive mehr gottlos als Jerusalem oder Samaria? Es wird sich am Tage des jüngsten Gerichts herausstellen, was gottloser gewesen, Ninive und Paris, oder Elberfeld. So viel ist gewiss, dass der Herr selbst gesagt hat, dass die Männer von Ninive, weil sie sich auf Jonas Predigt bekehrt haben, das Gericht besser werden ertragen können, als Jerusalem! Und es ist bezeichnend genug, dass es von derselben Stadt, wovon der Herr selbst aussagt: Ihre Bosheit ist heraufgekommen vor mich, an unserer Stelle heißt: Ninive aber war eine große Stadt Gottes, und dass hinzugesetzt wird, um es recht in das Licht zu stellen, welche große Stadt Gottes sie gewesen: Sie war drei Tagereisen groß. Ob zwar der Teufel drin regierte, so blieb sie dennoch eine Stadt Gottes, denn die Erde ist des Herrn und ihre Fülle auch. Und ob sie groß war in Gottlosigkeit, so war sie, eben weil sie eine Stadt Gottes war, um so viel eher ein Gegenstand, an dem sich die allmächtige Gnade verherrlichen konnte. Unser großer Gott und Seligmacher, der sich nicht schämt, diejenigen Brüder zu nennen, welche wohl einen anderen Namen verdienten, schämt sich auch auch dann noch nicht, eine Stadt die Seine zu nennen, wenn Er sie ihrer Gottlosigkeit wegen umkehren muss. Es ist Ihm nichts zu gottlos, wenn Er sich erbarmen will, und Er macht gar viele der Wunder Seiner Seligkeit eben da, wo nichts ist und alles verloren ist!

Und wie herrlich wird hier nun Gottes Wille vollführt – eben durch einen solchen, der von sich selbst nichts weiteres zu sagen wusste, als dass er ein Ungehorsamer und Widerspenstiger gewesen sei. Wie herrlich wird Gottes Wille vollführt – eben durch einen solchen, der sich nunmehr zu allem ohnmächtig und untüchtig fühlt! Da stehen seine Füße in den Toren dieser großen Stadt Gottes. Wie eigen muss es ihm zu Mute gewesen sein? Er mag sich wohl einem Tiere verglichen haben, welches hingeleitet und geschlachtet wird anderen zum Nutzen! Und er musste sich erscheinen wie ein Instrument in Gottes Hand, welches, wenn es die geschickte Meisterhand nicht aufnimmt und damit das Ihre tut, nicht Laut noch Stimme von sich gibt.

Was soll Jona predigen, da er nun in die große Stadt hineingetreten ist? Er möchte fast ohnmächtig werden bei dem Anblick einer so großen Menschen- und Seelenzahl! Aber der Herr hatte ihm gesagt: Predige ihr die Predigt, die ich dir sage! Und er sollte die Wahrheit der Verheißung erfahren: Tue deinen Mund auf, ich will ihn füllen. Jona hat angefangen, ein Drittel der Stadt zu durchgehen, da tut der Herr ihm den Mund auf: Es sind noch vierzig Tage, so wird Ninive untergehen. Das Wort ist aus dem Munde, ist von der Zunge, und wie eine Bombe hat es eingeschlagen unter das Volk, wie ein Gewitter, dass alles anfängt zu zittern und zu beben! Diese Predigt war nicht aus menschlichem Willen hervorgebracht! Mit Sträuben sprach er das Wort untergehen aus – denn es stürmte dabei in seiner Seele: Es wird doch nichts daraus! Und die Entscheidungsperiode von vierzig Tagen – nur Gott konnte es ihm eingeben, solche Zeit zu bestimmen.

Sollen wir dieses, was sich mit Jona zugetragen hat, nicht zu Herzen nehmen? Lebe bei dem Gesetze, bei dem alten Manne, welchen Christus getötet und unfruchtbar gemacht hat, so wirst du viel von Gehorsam vorgeben, aber es wird nichts draus werden. Treibe auf Gnade, befinde dich in der Hand deines Herrn, so habe keine Sorge für Werk und Heiligkeit, der Herr wird dich die Heiligkeit finden lassen, wo du sie nicht vermutest, und Er wird dir Werke genug nach Seinem Willen auf die Hand legen – ja, wohl mehr als dir lieb sein wird! Denn wo Gottes Werke getan werden, da geht der Mensch unter mit seinem Glauben, mit seinem Gewilltsein, mit seinem Namen, mit seiner Tüchtigkeit, und er muss auf die Hand des Herrn sehen und von Ihm tagtäglich den Befehl abwarten, so dass er sich wohl davon machen möchte, wenn ihn der Herr nicht hielte! Und so ist denn was der Mensch alsdann tut allein das Werk des Herrn. Darum geht es aber auch allein gut, wie wir solches ganz schlagend sehen an der Frucht, welche Jonas Predigt geschafft hat.