JONA-PREDIGTEN

5. Jona-Predigt - I. Teil

 

I. Gottes wiederholten Befehl an Jona

Jona 3. 1 – 2

Und es geschah das Wort des Herrn zum andern Mal zu Jona und sprach: Mache dich auf, gehe in die große Stadt Ninive und predige ihr die Predigt, die ich dir sage.

Ihr vernehmet es, meine Geliebten, das Wort des Herrn geschah zum andern Male zu Jona. Dasselbige Wort kam zu ihm, was auch schon früher zu ihm gekommen war. Dem Rate Gottes muss gedient, Sein Wille durch uns getan sein! Seinem Befehle haben wir nachzukommen, Sein Gesetz zu erfüllen! Jona hatte erst nach fleischlicher Gesinnung geurteilt, und fleischliche Gesinnung unterwirft sich dem Gesetze Gottes nicht. Sie kann es auch nicht, denn das Tun des Willens Gottes will nach Geist verstanden sein. Jona hatte früher gedacht, was wird es helfen, ob ich predige – Gott ist am Ende doch zu gut, um das zu tun was Er droht. Da hatte er aber nicht an das Mittel gedacht, wodurch solche Güte verherrlicht wird, nicht gedacht an dieses Mittels Kraft und Wirkung. Er hatte die Sache Gottes nach der Konsequenz des Fleisches beurteilt, nicht aber nach der Ordnung und Macht des Wortes.

Was hatte es ihm nun aber geholfen, dass er Gott so widerstanden hat? Am Ende muss er doch nun tun was Gott will und befiehlt! Es hat seine ganze Vernunft ihm zu nichts gedient, als dass er für sich selbst in die äußerste Not und Gefahr des Leibes und der Seele hineingeriet. Wie viele Not, schreckliche Angst und Kummer würde er sich erspart haben, wenn er auf der Stelle dem Befehle Gottes gehorcht hätte, als dieser Befehl zum ersten Mal zu ihm kam. Es ist wahrhaftig kein geringer Beweis der Gnade und des Langmut Gottes, dass Gott ihn in aller Not erhalten, gnädiglich daraus gerettet hat und nun ein weiteres Mal mit Seinem Befehl zu ihm gekommen ist. Vielen anderen war solche Gnade nicht zu Teil geworden! Die Israeliten zum Beispiel, die mit hoher Hand aus Ägypten hinaufgeführt waren, fielen alle ihres Ungehorsams wegen in der Wüste. Nun hat aber Gott den Jona nicht fahren lassen und ihn seiner Sünde und seines Widerstandes wegen nicht nach Verdienen gestraft. Er ist vielmehr wieder zu ihm gekommen, da er als ein Ausgespieener und Auswurf der Hölle am Ufer lag und hat ihm befohlen: Mache dich auf, stehe auf, gehe!

Sollen wir daraus nicht lernen, dass uns alles Sträuben wider das Wort der Gnade nichts fruchtet? Wir kennen sie wohl, die Gebote, die Rechte und die Sitten Gottes. Wir wissen es recht gut, dass alles am Ende dahin zielt und zusammentrifft, dass wir Gott zu kennen, Ihm allein zu dienen, Ihn zu lieben und zu fürchten haben. Wir wissen es wohl, was gute Werke sind: Nämlich, dass wir mit unserm Nächsten umgehen sollen wie Gott mit uns. Diesen Verstand gab uns Gott, es zu wissen, dass der Glaube allein das einzige, höchste und beste gute Werk ist! Dass er aller guten Werke gutes Werk ist, welches dem hohen Gott allein gefallen kann! Auch dieses ist uns nicht verhohlen, dass Gott allmächtig ist, und dass wir Ihn nicht zu meistern sondern Ihm zu gehorchen haben, wenn Er mit Seinem Worte kommt. Dazu erfahren wir es wohl tagtäglich, dass wir mit aller Erkenntnis des Guten und des Bösen am Ende doch nicht wissen, was gut oder böse in den Augen Gottes ist. Sind wir nun aber, da wir solche Erfahrungen und Kenntnisse haben, nicht sehr töricht und strafbar vor Gott? Dass wir uns das anmaßen, Ihm vorschreiben zu wollen wie wir gehen, stehen und liegen sollen? Wie wir Ihn fürchten, Ihm dienen und gehorchen sollen? Wie wir fromm und tüchtig, gerecht und heilig sein mögen? Wissen wir es doch, dass wir Sein Wort zu befolgen haben und demselben lediglich zu glauben und Ihm es zu überlassen haben, was davon die Folgen sein werden! Wir können es lange treiben mit dem Künsteln und Mäkeln an Gottes Wort und Gesetz, können lange theologisieren, um von dem Willen Gottes und Seinem Befehle uns ferne zu halten – man wird aber zu Gottes Ruhe nicht eingegangen sein! Friede mit Gott wird man nicht in Wahrheit haben! Nicht in Wahrheit ein gutes Gewissen zu Gott, so lange man halb das Evangelium und halb das Gesetz, halb die Gnade und halb das Werk an der Hand hält. Der heilige Gott behauptet Sein Recht mit Seinem Gesetze! Er will Seinen heiligen Willen getan wissen! So bleibt uns nichts übrig, als dass wir uns ganz, so wie wir sind, Seiner Gnade ergeben haben, auf dass Er selbst durch die Hand des Geistes das Recht Seines Gesetzes bei uns dargestellt habe: Das Tun Seines Willens! Jona sei uns zum warnenden, wiewohl auch zum tröstenden Beispiel! Zum warnenden, damit wir es verstehen, dass wir mit allem Laufen, mit allem Wollen des Werks, mit aller Naseweisheit der Werke und der Selbstheiligung es zu nichts anderem bringen, als dass wir uns selbst von dem Ruderschiff in das Meer und von dem Meer in die Hölle hineinarbeiten. Und endlich liegen wir als ein Ausgespieener darnieder, wo es denn mit aller Mühe und sauren Arbeit und allem Wundlaufen der Füße ein eitel verlorenes Werk ist. Jona sei es uns aber auch zum tröstlichen Beispiel, dass wir Frucht genug tragen werden! Bleibende Frucht, wenn wir den alten toten Mann, das Gesetz mit seinen Werken, drangeben und uns selbst als Tote betrachten bei solchem Gesetze, uns aber halten an das Wort des Sohnes des lebendigen Gottes. Da ist uns freilich alles Werk aus der Hand genommen, so dass wir es nicht besehen können, auch nichts mehr haben, sondern wir müssen das Schiff auf Gottes Gnade treiben lassen – es wird aber dabei nicht Not noch Gefahr sein! Adam hat es in seiner Hand gehabt, das ganze Leben, da ging es verloren. Dass wir das nun nochmal verlieren sollten, dem hat Gott vorgebeugt: Er hat es alles, das ganze Leben und die Gottseligkeit, das ganze Tun Seines Willens in Christi Hand gelegt, dass wir getrieben durch Seinen Geist, in völliger Abhängigkeit von Ihm einhergingen, auf dass eine ewige Beharrung für uns da wäre. Darum heisst es auch zu Jona: Stehe auf, gehe! Du Auswurf der Hölle, stehe auf! Ob du wohl lahm sein magst von dem Gestoßen- und Geworfensein, gehe in meiner Kraft, durch meinen Geist, in die große Stadt Ninive! Magst nun sehen, ob ein so kleiner Mann und Erdwurm wie du, der du mir mit deiner Erkenntnis von Gutem und Bösem so hart in die Quere kamst, nunmehr etwas fertig bringst, nun du gesehen hast, wie schlecht du meine Wege verstanden hast. Wirst du was Großes haben für eine so große Stadt, ein großes Wort menschlicher Beredsamkeit oder große Kraft des Wortes und einen großen Heiligenruf? Nach Ninive sollst du hin, wenn du auch meintest Samaria oder Jerusalem schicke sich besser für dich und mich. Und nichts sollst du dabei in der Hand und Gewalt haben, nicht mal eine Rede in deinem Mund! Du magst nun gehen, ohne nur zu wissen was du werdest zu sagen haben. Wenn du daselbst wirst eingegangen sein, will ich dir die Predigt in den Mund legen, und nicht was du willst, sondern was ich will sollst du daselbst predigen. Predige ihr die Predigt, die Ich dir sage!

So war Jona alles aus den Händen genommen. Wo er hat hin gewollt, ist er nicht hingekommen, und wo er nicht hin wollte, da musste er hin. Was er hat predigen wollen, hat er nicht predigen können, und was er nicht hat mögen predigen, hat er predigen müssen. Das ist allemal Gottes Weg. Was du sagen willst und überlegst bei dir selbst, davon kommt nichts. Und woran du nicht gedacht hast, das kommt heraus. Wenn du beten willst, gibt es nichts. Auch nichts, wenn du heilig sein willst und gute Werke tun willst. Wenn du aber nicht willst, und was du nicht willst, das wird Gott dich beten lassen, auch dich heilig sein und gute Werke tun lassen nach Seinem Willen und nach Seinem Gefallen, so dass du nichts davon sehen sollst. Du sollst allein Gottes Gnade erfahren und Seine Treue, auch sehen was Sein Wort darstellt, es gefalle dir oder es gefalle dir nicht. Was Gott heilig heisst, sollst du Ihm heilig sein lassen, und wo Er dich hin haben will, wirst du wohl hinkommen. Hören wir nur was folgt.