JONA-PREDIGTEN

5. Jona-Predigt

V. Predigt über den Propheten Jona: Jona 3

 

 

Jona 3

Und es geschah das Wort des Herrn zum andern Mal zu Jona, und sprach: Mache dich auf, gehe in die große Stadt Ninive und predige ihr die Predigt, die ich dir sage! Da machte sich Jona auf und ging hin gen Ninive, wie der Herr gesagt hatte. Ninive aber war eine große Stadt Gottes, drei Tagesreisen groß. Und da Jona anfing hineinzugehen eine Tagesreise in die Stadt, predigte er und sprach: Es sind noch vierzig Tage, so wird Ninive untergehen. Da glaubten die Leute zu Ninive an Gott und ließen predigen, man sollte fasten, und zogen Säcke an beide, groß und klein. Und da das vor den König zu Ninive kam, stand er auf von seinem Thron und legte seinen Purpur ab und hüllte einen Sack um sich und setzte sich in die Asche. Und ließ ausschreien und sagen zu Ninive, auf Befehl des Königs und seiner Gewaltigen, also: Es soll weder Mensch noch Tier, weder Ochsen noch Schafe etwas kosten, und man soll sie nicht weiden, noch Wasser trinken lassen. Und sollen Säcke um sich hüllen beide, Menschen und Tier, und zu Gott rufen heftig; und ein jeglicher bekehre sich von seinem bösen Wege, und von dem Frevel seiner Hände! Wer weiss, Gott möchte sich kehren und Ihn reuen und sich wenden von Seinem grimmigen Zorn, dass wir nicht verderben. Da aber Gott sah ihre Werke, dass sie sich bekehrten von ihrem bösen Wege, reuete Ihn des Urteils, das Er geredet hatte ihnen zu tun, und tat’s nicht.

Was auch die menschliche Vernunft einwenden möge gegen die ewige Wahrheit, dass der Mensch mit seinem Gewilltsein und Laufen nichts fertig bringt, dass man allein an der Hand der Gnade tüchtig ist zu allem guten Werk, an und für sich aber ganz dazu untüchtig ist und bleibt – so wird doch die Vernunft zu Schanden werden müssen immerdar und Gott wird Recht behalten in allen Seinen Worten. Dabei bleibt es, was Jeremia der Prophet bezeugt hat: Ich weiß, Herr, dass des Menschen Tun steht nicht in seiner Gewalt und stehet in niemandes Macht, wie er wandele oder seinen Gang richte (Jeremia 10.23). Jede Bestrebung des menschlichen Willens, sein Leben und seinen Weg in eigner Hand zu behalten, wird nichts anders ausrichten, als dass sie die alte Wahrheit um so heller ans Licht stelle, dass der Herr alles macht um Seiner selbst willen, und der Mensch zwar seinen Weg anschlägt, dass es aber der Herr ist, der seinen Gang leitet (Sprüche 16.4 & 9). Der ist glücklich dran, der das Gesetz seines Gottes hoch ehret und sich selbst weggeworfen hat vor solchem heiligen Gesetz, vor dem heiligen, rechten und wunderschönen Gebot seines Gottes. Denn vor dem Gesetz Gottes muss es zu diesem Bekenntnisse kommen, welches auch der Apostel Paulus von sich ablegt: Das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich (Römer 7.19). So lange die Welt nun besteht, sind aber seit Adams Übertretung dies die Sünden der Menschen, womit sie dem Herrn Mühe machen, dass sie immerdar weiser haben sein wollen als Gott, und dass ein jeder der Meinung gewesen ist, wenn ich das Tun nicht übersehen, nicht in der Hand halten kann, wenn es nicht so geschieht, dass ich es als gut zu beurteilen vermag, so kann auch das Tun nicht gut sein. Wenn ich nicht wirke, so wirkt Gott auch nicht, wenn ich nichts tue, so ist und wird nichts getan. Man baue aber mit seiner Vernunft bei dem Gesetz so hoch man will, um sich einen Namen zu machen – Gott der Herr wird aus dem Bau ein Babel machen, dass am Ende der eine den andern nicht versteht und alle sich gegenseitig aufreiben, sich einander beissen und fressen werden, bis man sich untereinander verzehret hat (Galater 5, Jasaja 9.19 – 20). Wie sie auch verkannt wird, so wird die heilige Wahrheit doch stehen bleiben, dass man sich mit seinen Gesetzes-Werken zum Tode wirkt und dass man allein an der Gnade Leben hat, Ein– und Ausgang. Stehen wird sie bleiben, die heilige Wahrheit: Aus Gnaden seid ihr selig geworden durch den Glauben, und dasselbige nicht aus euch, Gottes Gabe ist es, nicht aus den Werken, auf dass niemand rühme, denn sein Geschöpf seid ihr, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin sollten gewandelt haben (Epheser 2.8 – 10). Man nenne solche Wahrheit schmähend ein leidendes Christentum. Aber dieses leidende Christentum schafft allein die Frucht, welche bleibt! Und soe ist allein wirksam zum Leben, weil sie in Gott besteht und wirksam ist, während ein sogenanntes wirkendes Christentum nur dem Tode Frucht bringt, weil Gott nichts davon weiß. In der neuen Schöpfung, in der Schöpfung der Gnade, in der Schöpfung, welche in Jesus Christus ist, hat der Mensch, hat Fleisch gar keine Bedeutung mehr! Gott tut da alles allein um Seines Namens willen! Und Er wirkt und schafft selbst in dem Menschen und durch den Menschen! Da geht es denn auch allein herrlich vonstatten. Dabei mag immerhin der Mensch etwas anders im Sinne und im Kopfe haben, auch wohl alle anderen Überlegungen, Wege und Gedanken im Herzen hegen, als die, welche Gott hat (Jesaja 55.8 – 9). Dennoch geht es gut, ja es geht allein gut, wo der Geist in den Rädern ist: Das dritte Kapitel des Propheten Jona gibt uns davon überfließenden Beweis, und dazu die Deutung und Meinung des heiligen Geistes auseinanderzusetzen, kann nur dienen zur Verherrlichung Gottes und zum Trost der Armen!

Wir betrachten nach Anleitung dieses Kapitels:

I.    Gottes wiederholten Befehl an Jona

II.    Jonas Gang und Predigt nach Gottes Willen

III.    Der Predigt Frucht