JONA-PREDIGTEN

4. Jona-Predigt - Teil 3

 

Meine Geliebten! Ich habe euch mitgeteilt, wie Jona ans Land gekommen ist. Er ist ans Land gekommen als ein Auswurf der Hölle. Jona ist sehr glücklich dran gewesen, dass er über Bord geworfen und von der Hölle für eine Zeit verschluckt worden ist, denn es ist doch besser für eine Zeit als für ewig. Er ist sehr glücklich dran gewesen, dass es ihm aufgedeckt wurde, wie alles Fleisch, und sei es auch das eines Propheten Gottes, sich nicht beugen will unter das Wort von Gnade, denn in solchem Wege ist er mit der seligen Herrschaft der Gnade bekannt und unter diese Herrschaft geborgen worden. Wie schrecklich es ihm auch in der Hölle des Fisches gewesen, so hat er es doch mitunter noch gut gehabt in dieser Hölle, denn mitten in seiner Angst rief er es einmal aus: Dennoch werde ich den Tempel deiner Heiligkeit wieder sehen! Sodann aber hat er eben in aller Angst und Beklemmung den Geist des Gebets, des unaussprechlichen Seufzens zu Gott reichlich empfangen, und hat es also gelernt und erfahren, dass die Gnade ihren Thron mitten in unsrer Verlorenheit aufgerichtet hat. Er ist auch sehr glücklich dran gewesen, dass er so hart ausgestoßen und mit allem Schlamm überworfen ans Land gekommen ist. Denn diese Schmach und Schande hat er sein Lebtage nicht wieder vergessen können: Aus war es mit seinem Ruhm und Gott hatte die Ehre!

Er war aber auch glücklich, dass er so ans Land kam, wie er ans Land kam: Nämlich dass es geschah auf des Herrn Befehl zu dem Fische, denn so hatte er gelernt, dass wir, wer wir auch seien, zu unsrer Seligkeit nichts beitragen können! Von nun an war er der rechte Mann zu predigen: Der Herr tut es allein! Gott allein macht selig aus freiem Wohlgefallen! Wir aber wollen Seine Seligkeit nie und nimmer, und fahren Ihm immerdar in die Quere mit unserm Rat.

Es ist das aber nicht um Jona Willen allein geschrieben, daß er ans Land gekommen ist wie ein Auswurf der Hölle, sondern auch um unsretwillen! Wer meint, nach seiner Bekehrung hänge seine Seligkeit von seiner eigenen Heiligkeit und seinen guten Werken ab, lasse solchen Stolz fahren! Und wer meint, er könne mit Gott anfangen was er will und laufen wie er will, Gott müsse ihn dennoch selig machen, der wisse, dass Einer dort oben stärker ist als er. Derjenige aber, welcher in der Hölle der Not liegt, in der Sünde und der Anfechtung, der verstehe es, dass der Gott, der Jona aus dem Bauche des Fisches errettete, lebt, und dass Er das Schreien wohl hört und selbst alle Freiheit gibt in solcher Hölle zu beten: Erlöse mich von Blutschulden, o Gott, der du mein Gott und Heiland bist und – wenn auch in einem Schrei der Ohnmacht – auszurufen: Dennoch werde ich ihn loben; freue dich nicht, meine Feindin, dass ich darnieder liege, ich werde wieder aufkommen! Und so ich im Finstern sitze, so ist doch der Herr mein Licht. Ich will des Herrn Zorn tragen, denn ich habe wider Ihn gesündigt, bis Er meine Sache ausführe und mir Recht schaffe; Er wird mich an das Licht bringen, dass ich meine Lust an Seiner Gnade habe. Und ihr, die ihr versteht, was es heisst, wie ein Auswurf der Hölle ans Land gekommen zu sein, lasst euch dadurch, dass der Teufel euch fortwährend auf eigenem Ruhm festhalten will, den Ruhm nicht nehmen der gewaltigen Gnade, die sich an unsern Tod nicht kehrt, sondern gnädig ist weil sie gnädig ist. Gott und dem Lamme sei der Ruhm unsrer Seligkeit jetzt und immerdar! Amen.