8. März

2. Petrus 1.20:

Und das sollt ihr für das erste wissen, dass keine Weissagung in der Schrift geschieht aus eigener Auslegung.

 

Hier beginnt Petrus zu lehren, wie wir bereit sein müssen, um die Schrift mit rechtem Nutzen zu gebrauchen. Um die Schrift zu lesen, sollen wir nicht unbedacht über sie herfallen, im Vertrauen auf unsere eigene Weisheit. Dann erst gereichen uns die Worte der Propheten zum Nutzen, wenn wir allen Fleischessinn ablegen und uns ohne Vorbehalt dem Lehramt des Heiligen Geistes unterstellen. Gottlose Entweihung der Schrift ist es aber, wenn wir voll Anmaßung mit unserem Scharfsinn herankommen, sie zu verstehen. Denn sie birgt Gottes Geheimnisse in sich, die unserem Fleische verborgen sind, und tiefe Lebensschätze, die das Maß unseres Verständnisses weit überragen. Das Licht, das in derselben leuchtet, scheint eben nur den Demütigen. Ganz abgeschmackt ist es, wenn die Papisten hieraus nehmen: Es dürfe keine Erklärung, wie einzelne Männer sie geben, für maßgebend gehalten werden. Sie missbrauchen dieses Zeugnis des Apostels Petrus, um ihren Konzilien das alleinige Recht zuzusprechen, die Schrift auszulegen. Solches ist geradezu kindisch. Denn wenn Petrus von eigener Auslegung redet, so denkt er nicht an jegliche Erläuterung, die ein einzelner Mensch gibt und die verwehrt sein sollte, sondern er erklärt alles für unheilig, was Menschen aus sich selbst beibringen. Mag also die ganze Welt zusammengekommen sein und aller Menschen Geister sich vereinigen, so wird es eine eigene Auslegung sein, was sie zustande bringen – im Gegensatz zu der göttlichen Offenbarung, mit welcher der Heilige Geist die Gläubigen erleuchtet, damit sie verstehen, was Gottes Wort sagen will.

(Calvin)