16. Juni

Römer 12.17:

Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Fleißiget euch der Ehrbarkeit gegen jedermann.

 

Eine ähnliche Vorschrift begegnet uns auch wenige Verse später (Vers 19). Nur ist dort ausdrücklich von Rache die Rede, hier von einer wenig milderen Art des Ausgleichs. Wir vergelten oft Böses mit Bösem, auch wenn wir uns nicht gröblich für ein erfahrenes Unrecht rächen. Wir begegnen etwa denen, die uns nicht wohlwollen, mit einer berechneten Kälte. Wir messen ab, was uns dieser und jener wert ist oder nicht. Die uns etwas geleistet haben oder von denen wir etwas für uns hoffen, lassen wir unsere Dienstwilligkeit erfahren. Hat uns aber jemand im Stich gelassen, wo wir seiner bedurften, so vergelten wir Gleiches mit Gleichem, und helfen ihm gegebenenfalls nicht mehr als er uns geholfen hat. Solche Beispiele, da man ohne offenbare Rache doch Böses mit Bösem vergilt, ließen sich noch viele anführen. Weil wir nur zu sehr auf unseren Vorteil oder die Abwehr unseres Schadens bedacht zu sein pflegen, so will Paulus unsere Fürsorge vielmehr auf einen würdigeren Gegenstand richten: unser oberstes Anliegen soll sein, dass unser ehrbares Verhalten jedermann zur Erbauung dienen könne.

(Calvin)