10. Juni

Jesaja 53.6:

Der Herr warf unser aller Sünde auf Ihn.

 

Diese Worte sind mit großem Fleiß gesetzt, dass unser Gewissen desto sicherer und unverzagter sei, auf dass es sich nicht bekümmere und ängstige vor dem Bilde irgendeiner Sünde. Und dieses ist der wohlgefälligste Wille Gottes im Himmel, dass dein erschrockenes Gewissen dir nicht sollte grauen noch leid sein lassen, als ob es Gott anders mit dir gedächte und meinte als unser Herr Christus oder als wollte Er dich um der Sünde willen töten, die Christus auf sich geladen und weggenommen hat. Nein, liebes Gewissen, du sollst es glauben, dass der Herr und Vater im Himmel, dein Gott, eben dasselbe freundliche, gnädige Herz und den Willen zu dir hat, welches der Sohn Gottes hat: Nämlich, dass dich Christus erlösen und von allen Sünden frei machen soll! Was ist das nun für ein Gott, der dich könnte verklagen um deiner Sünde als Gott im Himmel selbst? Der dein Herr ist und vor dem du dich so sehr fürchtest? Der hat deine Sünden nicht auf dich gelegt, sondern auf Christum wider alle Rechte und Gesetze des Mose und der anderen. Moses droht dem Sünder also, dass ein jeder Mensch müsste sterben um seiner eigenen Sünde und Übeltat willen. Desgleichen im weltlichen Regiment bleiben deine Sünden auf dir. Wenn wir aber vor Gott sollen gerecht werden, da sind unsere Sünden nicht unser, sondern Christi.

(Luther)