JANUAR

13. Januar

Römer 9.16:

So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.

 

Paulus zieht die Folgerung – die auch ohne Zweifel gezogen werden muss – dass sich unsere Erwählung weder auf Fleiß, noch auf unseren Eifer, noch auf unsere Vorsätze gründet, sondern ganz auf Gottes Rat. Es soll niemand glauben, dass die Auserwählten deshalb erwählt sind, weil sie es verdient oder weil sie Gottes Gnade auf irgendeine Weise sich erworben hätten, oder endlich weil in ihnen wenigstens ein Schimmer von Würdigkeit aufleuchtete, an welchen Gott anknüpfen könnte. Vielmehr soll die einfache Wahrheit gelten: Nicht unser Wille macht es oder unsere Anstrengungen, dass wir unter die Auserwählten zählen, sondern allein Gotte Güte, die uns zu Gnaden annahm – ohne unser Wollen und Versuchen, ja selbst ohne unser Denken. Freilich schieben manche Ausleger dem Worte des Paulus noch den Gedanken unter: Unsere Anstrengungen haben zwar eine gewisse Kraft, sie erreichen aber ihr Ziel nicht, wenn Gottes Gnade nicht unterstützend eingreift. Doch solches ist eine ungesalzene Rede. Denn dem Apostel kommt es hier sicherlich nicht darauf an, zu zeigen, was wir aus uns vermögen, sondern vielmehr alle unsere Anstrengungen auszuschalten. Auf der anderen Seite soll freilich auch nicht gesagt sein, dass man der Gnade den meisten Raum schafft, wenn man müßig und träge die Hände in den Schoss legt. Denn wenn auch unser eigener Eifer nichts vermag, so weiß sich doch der Eifer, den Gott uns einflößt, überaus lebendig.

Paulus hat uns diesen Satz nicht geschrieben, damit wir den Geist Gottes und Sein Feuer durch unsere Widerspenstigkeit oder Trägheit ersticken, sondern damit wir erkennen, dass von Ihm stammt, was wir haben. So sollen wir lernen, von Ihm alles zu erbitten und zu erhoffen, und Ihm alles zu danken, indem wir unsere Seligkeit mit Furcht und Zittern schaffen.

(Calvin)