JANUAR

12. Januar

Römer 9.15:

Denn Er spricht zu Moses: Welchem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und welches ich mich erbarme, des erbarme ich mich!

 

Paulus geht hier zur ordnungsmäßigen Besprechung von Erwählung und Verwerfung über. Was zuerst die Erwählten angeht, so kann von einer Ungerechtigkeit Gottes keine Rede sein: Denn ihnen lässt Gott nach Seinem Wohlgefallen Gnade zuteil werden. In diesem Sinne beruft sich der Apostel auf die Antwort, welche Moses vom Herrn empfing, als er für das Heil des ganzen Volkes Fürbitte tat: Welchem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wes ich mich erbarme, des erbarme ich mich. Mit diesem Spruch erklärt der Herr, dass Er keinem Sterblichen etwas schuldet, dass, was Er gibt, ein Geschenk der Gnade ist; weiter, dass Er die Freiheit hat, Seine Gnade zu erweisen, welchem Er will; endlich, dass sich eine höhere Ursache als Sein Wille nicht denken lässt, wenn Er nicht allen, sondern nur bestimmten Menschen Seine Wohltaten und Sein Wohlwollen zuwendet. Denn die Worte klingen so, als wolle Gott sagen, wenn ich einmal beschlossen habe, mich eines Menschen zu erbarmen, so werde ich ihm dieses Erbarmen nie wieder entziehen. Und mit ewiger Gnade werde ich über denen walten, die ich einmal begnadigt habe. Als oberste Ursache Seiner Gnade bezeichnet also Gott hier den freien Entschluss Seines Willens – und zugleich gibt Er zu verstehen, dass Er Seine besondere Barmherzigkeit ganz bestimmten Menschen zugedacht habe. So trifft dieser Spruch mit der Meinung des Paulus zusammen, dass Gottes Erbarmen ein freies, nicht irgendwie gebundenes ist, und dass es sich wenden kann, wohin es will. Man nimmt aber dem Herrn diese Freiheit, wenn man Seine Erwählung von irgendwelchen Gründen und Anlässen außer dieser Freiheit abhängig denkt.

(Calvin)