Galater 2.16:
Doch weil wir wissen, dass der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir zum Glauben an Christus Jesus gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht.
Die wahre Lehrart des Christentums aber ist die: Zuerst muss der Mensch sich durch das Gesetz als Sünder erkennen, dem es unmöglich ist, irgendein gutes Werk zu tun. Das Gesetz sagt nämlich: Du bist ein schlechter Baum, daher streitet alles, was du denkst, redest und tust, gegen Gott. Du kannst also nicht die Gnade durch deine Werke verdienen! Wenn du das willst, machst du das Übel nur schlechter, weil du als schlechter Baum nichts tun kannst als schlechte Früchte bringen, das ist Sünde: Denn was nicht aus dem Glauben geht, ist Sünde (Römer 14.23). Wenn daher die Gnade durch vorauswirkende Werke verdient werden soll, so ist das so viel, wie Gott durch Sünde versöhnen zu wollen! Und das ist nichts anderes, als Sünde zu Sünde zu fügen, Gott verlachen und Seinen Zorn herausfordern.
Wenn der Mensch so im Gesetz unterrichtet wird, wenn er erschrickt und gedemütigt wird und wahrhaftig die Größe seiner Sünde sieht und nicht einen Funken Liebe zu Gott in sich findet, gibt er Gott recht in Seinem Wort und bekennt, dass er des ewigen Todes und der Verdammnis schuldig sei. Der erste Teil der christlichen Lehre ist also die Predigt der Buße und der Selbsterkenntnis.
Der zweite Teil der christlichen Lehre heißt: Wenn du gerettet werden willst, dann gelingt die Rettung nicht durch Werke, sondern Gott sandte Seinen eingeborenen Sohn in die Welt, dass wir durch Ihn leben sollen! Der ist gekreuzigt, gestorben für dich und hat deine Sünde an Seinem Leibe getragen, da ist kein ‚Billigkeitsermessen‘ oder ein Werk vor der Gnade, sondern voraus geht lauter Zorn, Sünde, Schrecken, Tod. Daher zeigt das Gesetz nur Sünde, erschreckt und demütigt und bereitet so vor auf die Rechtfertigung und treibt zu Christus!
(Luther)