DEZEMBER

6. Dezember

Lukas 23.27:

Es folgte ihm aber nach ein großer Haufe Volks und Weiber, die beklagten und beweinten Ihn.

 

Mitten unter dem Volkshaufen, der unseren Herrn und Heiland lärmend zur Richtstätte verfolgte, waren einige begnadigte Seelen, deren bittere Schwermut sich in Klagen und Tränen Luft machte. Habe ich nicht Ursache, mich ihnen anzuschließen und mit ihnen zu weinen? Sie trauerten über die misshandelte Unschuld, über die verfolgte Seelengüte, über die blutende Liebe, über die in den Tod dahingegebene Sanftmut. Aber mein Herz hat noch tiefere und schmerzlichere Ursache zur Trauer. Meine Sünden waren die Henkersknechte, die diesen heiligen Rücken zerrissen, die diese bluttriefende Stirn mit Dornen krönten. Meine Sünden schrieen: Kreuzige, kreuzige Ihn! Sie luden seinen treuen Schultern das Kreuz auf. Dass Er zum Tode geführt wurde, ist schon mehr als genug für eine Ewigkeit der Trauer und des Schmerzes. Aber dass ich es war, der Ihn mordete, ist mehr, unendlich mehr, als je ein armer Tränenquell erzählte. Der Witwe zu Nain war ihr Sohn aus dem Grabe wiedergeschenkt worden – ich bin auferweckt worden zu einem neuen Leben! Die Schwiegermutter des Petrus war vom Fieber geheilt worden – ich von der Schweren Seuche der Sünde! Aus Maria Magdalena waren sieben Teufel ausgefahren – mich hat Er von der Obrigkeit der Finsternis erlöst! Maria und Martha hatten Ihn oft beherbergt – aber in mir wohnt Er! Seine Mutter hatte Ihn getragen – aber in mir hat Er eine Gestalt gewonnen zur Hoffnung der Herrlichkeit. Ich stehe in der Schuld nicht hinter jenen heiligen Frauen zurück, so will ich denn auch in dankbarer Trauer ihnen nicht nachstehen. Ja, mein Jesu, lass mich nie vergessen meine Schuld und Deine Huld!

(Spurgeon)