JONA-PREDIGTEN

7. Jona-Predigt - Teil I

 

Matthäus 12.40

Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauche des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein.

Die Gelegenheit, bei welcher der Herr diese Worte aussprach, war folgende: Etliche unter den Schriftgelehrten und Pharisäern, gerührt durch des Herrn Worte, welche wir lesen in den Versen 35 bis 37 lesen, erkannten recht wohl, wer der Herr wäre. Sie beugten sich aber nicht unter des Herrn Worte, dessen Kraft und Wahrheit sie fühlten! Und wie denn des Menschen Herz schlau ist, sich der Bestrafung zu entziehen und Beweise der Macht zu suchen – denn wo sich diese Macht nicht anders äußern will als durch das Wort, auf dass man das Wort glaube – so wollten auch die Pharisäer den Herrn versuchen. Darum kommen sie und sprechen schmeichelnd als möchten sie die Wahrheit gerne annehmen, wenn sie nur die volle Überzeugung davon bekommen könnten: Meister, wir wollen gerne ein Zeichen von dir sehen! Hätten sie dieses Zeichen bekommen, so würden sie dennoch nicht geglaubt haben! Denn die Pharisäer hatten noch soeben von einem mächtigen Zeichen die Kunde bekommen: Es ward ein Besessener zu dem Herrn gebracht, der war blind und stumm, und Er heilte ihn also, dass der Blinde und Stumme beides redete und sähe. Als die Pharisäer solches vernahmen, sprachen sie Verachtung des Volkes, welches sich darüber entsetzte, und mit Verachtung des Herrn: Er treibt die Teufel nicht anders aus denn durch Beelzebub, der Teufel Obersten. Nun waren aber doch etliche Pharisäer, die meinten, ja wenn sie es selbst sehen möchten, so würden sie es beurteilen können, ob denn Sein Zeichen und also auch die Wahrheit, die aus Seinem Munde kam, wirklich von Gott wäre! Und dann wollten sie es bestimmen, ob sie Ihn für den Messias halten würden oder nicht!

Worum es ihnen aber ging war, sich der Macht des Wortes zu entschlagen, denn sie übersahen und verachteten das mächtigste aller Zeichen! Sie übersahen nämlich des Herrn Handeln, welches doch so ganz nach dem prophetischen Worte war: Er wird nicht zanken noch schreien und man wird sein Geschrei nicht hören auf den Gassen; das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen, bis dass er ausführe das Gericht zum Siege. Es war kein Hunger noch Kummer der Seele bei den Pharisäern. Sie waren gerecht. Sie waren bekehrt. Sie waren erwählt in ihren eigenen Augen. Die Seligkeit stände für sie fest. Sie waren kein zerstoßenes Rohr. Kein glimmender Docht. Und darum vernahmen sie nichts von dem Worte des Lebens und meinten, sie wären herrlicher und auch frömmer als Jesus! Sie glaubten, sie seien dem Himmel nahe und Er dem Abgrunde! Sie sahen nichts Sonderliches an Ihm – denn das Wort der Gerechtigkeit wollten sie nicht! Der Herr durchschaute sie aber! Und darum sprach Er: Die böse und ehebrecherische Art fordert ein Zeichen, und es wird ihr kein Zeichen gegeben werden denn das Zeichen von Jonas. Der Herr schilt die Pharisäer böse, weil sie mit ihrer Eigengerechtigkeit den Menschen allerlei Last auferlegten hatten, allerlei Mühe und Werk, woraus am Ende nichts wurde als Gottlosigkeit. Und er schilt sie ehebrecherisch, weil sie heuchelten, als ob sie dem Herrn, ihrem Gott, anhangen und Ihm allein dienen wollten – und doch ihrem Geiz und Lust und ihrer Brunst ergeben waren und sowohl geistlich als auch leiblich nur Hurerei trieben! Das Zeichen, welches ihnen gegeben werden sollte, würde ein solches sein, welches sie nie würden ableugnen können! Und dieses Zeichen würde ihnen zum Gericht dienen, weil darin der Herr selbst nicht wirken werde, sondern allein Gott der Vater! Und weil sie darin all ihr Heil haben und es dennoch von sich stoßen würden!

Jona hat es gewiss den Niniviten erzählt, dass er drei Tage und drei Nächte in dem Bauch des Fisches gewesen und von dem Fische auf das Trockene geworfen worden war. Oder die Kunde davon ging dem Jona voran und war bereits durch die ganze Stadt Ninive verbreitet, bevor er selbst kam. Solches hat auch gewiss mitgewirkt, dass die Niniviten an Gott geglaubt haben, als sie aus dem Munde eines solchen Menschen vernahmen: Noch vierzig Tage und Ninive wird untergehen. So war nun Jona den Niniviten selbst ein Zeichen und sie bekehrten sich! Von Christus nun würde die Predigt ausgehen, Er ist drei Tage und drei Nächte mitten in der Erde gewesen! Aber Israel, aber die Pharisäer, würden solcher Kunde nicht glauben. Dieses Zeichen würden sie aber haben, auf dass sie dem Herrn nichts vorzuwerfen hätten. Denn es würde das Zeichen dafür sein, dass Er dahingegeben worden, um das Verlorene zu erretten – und dass sie sich in ihrer Ungerechtigkeit selber nicht zu solchen Verlorenen hätten gesellen wollen! 

Das war des Herrn Meinung mit den Worten: Gleichwie Jonas war drei Tage und drei Nächte in des Walfisches Bauch, also wird des Menschensohn drei Tage und drei Nächte mitten in der Erde sein. Der Herr hat also die Geschichte von Jona gelesen mit Anwendung auf sich selbst! Wenn Er auch hier nur vergleichender Weise spricht, so führen uns doch Seine Worte: des Menschen Sohn und mitten in der Erde auf einen tieferen Sinn, welcher darin ausgesprochen ist! Diesen Sinn soll die Gemeinde Gottes zu ihrem Troste verstehen. Und auch mancher von euch soll dadurch belehrt sein, diese Worte des Herrn so wenig als die Geschichte von Jona selbst nur oberflächlich zu betrachten!