RÖMER

Römer Kapitel 10 Teil II

Römer 10.5-10

Mose schreibt wohl von der Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt: „Welcher Mensch dies tut, der wird dadurch leben.“ Aber die Gerechtigkeit aus dem Glauben spricht also: „Sprich nicht in deinem Herzen: Wer will hinauf gen Himmel fahren?“ (Das ist nichts anderes denn Christum herabholen.) Oder: „Wer will hinab in die Tiefe fahren?“ (Das ist nichts anderes denn Christum von den Toten holen.) Aber was sagt sie? „Das Wort ist dir nahe, in deinem Munde und in deinem Herzen.“ Dies ist das Wort vom Glauben, das wir predigen.  Denn so du mit deinem Munde bekennst Jesus, dass er der Herr sei, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du selig. Denn so man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und so man mit dem Munde bekennt, so wird man selig.

 

Mose schreibt wohl von der Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt: „Welcher Mensch dies tut, der wird dadurch leben.“ – Nun stellt der Apostel die Gerechtigkeit des Glaubens und die Gerechtigkeit der Werke einander gegenüber, damit man noch klarer sehe, dass sie völlig einander widerstreiten. Solcher Vergleich zeigt ja einen Gegensatz am deutlichsten. Dabei benutzt Paulus nicht Sprüche der Propheten, sondern das eigne Zeugnis des Mose. Der Gesetzgeber selbst soll den Juden beweisen, dass er sich nicht beim Vertrauen auf die Werke festhalten, sondern zu Christus führen will. So muss selbst das Gesetz zu einem Teil eine Predigt vom Evangelium werden. Wir müssen aber nach dem Grund der doppelten Tatsache fragen, dass Paulus einerseits davon redet, dass das Gesetz mit dem Glauben übereinstimmt, anderseits aber die Gerechtigkeit aus dem Gesetz in Gegensatz zur Gerechtigkeit aus dem Glauben stellt. Unter Gesetz ist hier zweierlei verstanden: Einmal bedeutet es die ganze Lehre, die Mose auszurichten hatte; das andere Mal dagegen ausschließlich den Teil, der sich in besonderer Weise auf sein Amt bezog; dieser enthält Vorschriften, Belohnungen und Strafen. Das allgemeine Amt des Mose war dagegen, das Volk in der rechten Regel der Frömmigkeit zu erziehen, und deshalb musste er notwendig Buße und Glauben verkündigen. Glaube aber ist nicht ohne die Verheißung möglich, die Verheißung aber ist Gnadenverheißung. Also musste Mose auch ein Verkünder des Evangeliums sein. Das geht auch aus vielen Stellen deutlich hervor. Die Buße anderseits setzt die Erkenntnis voraus, welche Lebensführung Gottes Wohlgefallen findet. Die hat nun Mose in den Vorschriften des Gesetzes zusammengefasst. Zum Ansporn sind da denn auch die Drohungen einerseits, und anderseits die Verheißungen des Gesetzes beigefügt. Das Volk sollte darüber zur Einsicht gelangen, wie vielfältig es der Verdammnis teilhaftig geworden sei, wie weit es davon entfernt sei, sich durch seine Werke ein Verdienst vor Gott zu erwerben – und es sollte in dieser Verzweiflung zu Christus seine Zuflucht nehmen! Er war das Ziel und Ende des Dienstes Moses. –

Weil nun die Verheißungen des Evangeliums sich bei Mose bloß hie und da finden und auch dort nur dunkel, weil dagegen die gesetzlichen Vorschriften und die auf sie gesetzten Belohnungen immer wieder vorkommen, so gilt es mit Recht als das eigentliche Amt des Mose, die wahre Gerechtigkeit der Werke zu lehren. In diesem Sinne wird Mose auch Johannes 1.17 von Christus unterschieden. Wo also das Gesetz oder das Amt des Mose in diesem engeren Sinne verstanden werden, da ist stets stillschweigend der Gegensatz gegen Christus mit gesetzt. Diese Stellen beziehen sich aber eben nicht auf das ganze Amt des Mose, sondern auf seine Sonderaufgabe. Die angeführte Stelle, in welcher Mose die gesetzliche Gerechtigkeit schreibt, das heißt beschreibt, stammt aus 3. Mose 18.5; dort verheißt der Herr denen, welche das Gesetz halten, das ewige Leben. Paulus zieht daraus folgende Schlüsse: Da niemand die vom Gesetz verlangte Gerechtigkeit erreicht, wenn er nicht alle einzelnen Forderungen vollkommen erfüllt, da aber ferner jeder Mensch hinter dieser Vollkommenheit sehr weit zurück bleiben wird, so wird man ganz vergeblich versuchen, auf dem Wege des Gesetzes selig zu werden. Israel befindet sich demgemäß auf einem Irrweg, wenn es eine Gerechtigkeit aus dem Gesetz erringen zu können wähnt, die uns doch allen unerreichbar bleibt. Der Beweis des Paulus nimmt also den Ausgangspunkt bei der Verheißung, die in unserm Spruche steht: Diese hilft uns nichts, weil sie an eine unerfüllbare Bedingung geknüpft ist. Wie töricht ist es also, wenn zum Beispiel die Papisten sich einfach auf die im Gesetz enthaltenen Verheißungen berufen, um zu beweisen, dass es allerdings eine Gerechtigkeit aus den Werken geben müsse, da doch Gott Seinen Verehrern nicht leere Versprechungen geben kann. In Wirklichkeit wird uns ja das Gesetz nichts als Fluch bringen. Es will uns über dem Gefühl unserer Übertretungen erschrecken, damit wir lernen, mit unserm Mangel bei Christus eine Zuflucht zu suchen.

Aber die Gerechtigkeit aus dem Glauben spricht also. – Diese Stelle gewährt insofern einen Anstoß, als Paulus den Worten des Mose einen ganz fremdartigen Sinn unterzulegen scheint. Unsere Sätze stammen aus 5. Mose 30.12, wo Moses (ganz wie in dem soeben zitierten Spruche) von der Lehre des Gesetzes redet. Paulus aber bezieht dieselben auf die Verheißungen des Evangeliums. Die Schwierigkeit hebt sich folgendermaßen: Mose setzt auseinander, dass es leicht sei, zum ewigen Leben zu gelangen, weil Gottes Wille den Juden nicht mehr verborgen war oder weit entrückt, sondern ganz nahe vor Augen gelegt. Mose würde nun eine sehr oberflächliche Rede führen, wenn er dabei bloß an das Gesetz dächte. Denn das Gesetz Gottes zu halten, wird um nichts schwerer oder leichter, ob es uns unter die Augen gerückt ist oder weit entfernt erscheint. Also redet Mose gar nicht vom Gesetz allein, sondern von der Offenbarung Gottes im Allgemeinen, welche das Evangelium mit in sich begreift. Das Wort des Gesetzes an und für sich ist niemals in unserm Herzen, auch nicht die geringste Silbe davon, bis es uns durch den Glauben an das Evangelium eingesenkt wird. Und selbst nach der Wiedergeburt lässt sich nicht im strengen Sinne sagen, dass das Wort des Gesetzes in unserm Herzen wohnt. Denn dieses Wort verlangt eine Vollkommenheit, von welcher auch die Gläubigen noch sehr weit entfernt sind. Aber das Wort des Evangeliums hat seinen Sitz im Herzen, wenn es dasselbe auch noch nicht völlig ausfüllt; denn es bietet Vergebung für alle Unvollkommenheit und jeden Mangel. Überhaupt will Mose in jenem Kapitel (wie auch schon 5. Mose 4) dem Volke die unvergleichliche Güte Gottes ans Herz legen, welche es in Gottes Gemeinschaft und Erziehung aufgenommen hatte. Aus dem bloßen Gesetz aber hätte sich solche Güte nicht spüren lassen. Allerdings redet Mose an der zitierten Stelle davon, dass unser Leben sich nach der Regel des Gesetzes gestalten soll; denn mit der aus Gnaden geschenkten Glaubensgerechtigkeit verbindet sich der Geist der Wiedergeburt. So erfolgt also ein Rückschluss von dem einen Stück auf das andere: Gehorsam gegen das Gesetz kann nur aus dem Glauben an Christus stammen. Mit diesem Grundsatz hängt auch das Wort zusammen, welches wir kurz vorher in demselben Kapitel lesen (5. Mose 30.6): „Der Herr, dein Gott, wird dein Herz beschneiden.“ Damit erscheint die Behauptung widerlegt, dass die fragliche Stelle von den guten Werken handle. Dies soll an sich ja nicht bestritten werden. Aber es begreift sich doch ohne weiteres, dass die Beobachtung des Gesetzes aus ihrer Quelle, aus der Gerechtigkeit des Glaubens, abgeleitet wird. Nunmehr können wir zur Erörterung der Worte im Einzelnen übergehen:

„Sprich nicht in deinem Herzen: Wer will hinauf gen Himmel fahren?“ (Das ist nichts anderes denn Christum herabholen.) Oder: „Wer will hinab in die Tiefe fahren?“ (Das ist nichts anderes denn Christum von den Toten holen.) – Mose spricht von Himmel und Meer als von entfernten und für Menschen schwer zugänglichen Stätten. Paulus aber findet dahinter etwas wie ein verborgenes, geistliches Geheimnis und wendet den Gedanken auf Tod und Auferstehung Christi. Daran darf man keinen Anstoß nehmen. Denn der Apostel wollte die Worte des Mose nicht Silbe für Silbe aufnehmen und auslegen, sondern in freier Weise für seinen Zweck verwenden. Hatte Mose von unzugänglichen Orten gesprochen, so setzt Paulus dafür die Stätten ein, die mehr als alle andern uns undurchsichtig bleiben, und auf welche doch unser Glaube am allermeisten seinen Blick richten muss. Unser Glaube ruht auf einem zwiefachen Fundament: Er weiß, dass uns das Leben erworben ward und dass der Sieg über den Tod errungen ist. Diese beiden Tatsachen bietet das Wort des Evangeliums dem Glauben an, und er stützt sich darauf. Denn Christus hat durch Seinen Tod den Tod verschlungen, durch Seine Auferstehung aber das Leben in Seine Gewalt genommen. Das Evangelium aber teilt uns diese Wohltaten des Todes und der Auferstehung Christi mit; wir brauchen also nicht weiter zu suchen. Will nun Paulus feststellen, dass die Gerechtigkeit des Glaubens völlig ausreicht, uns selig zu machen, so braucht er nur zu zeigen, dass sie diese beiden Stücke unter sich begreift, nach welchen wir allein verlangen, wenn es um das Heil geht.

Also: Sprich nicht in deinem Herzen: „Wer will hinauf in den Himmel fahren?“ – Das heißt es braucht sich niemand erst noch durch den Augenschein zu überzeugen, ob uns die Erbschaft des ewigen Lebens im Himmel bereitliegt.

Sprich auch nicht: „Wer will hinab in die Tiefe fahren?“ – Das heißt, niemand muss dort erst zusehen, ob wirklich auf den Tod des Leibes nichts anderes folgt als ein ewiger Tod der Seele.

In beiden Stücken ist doch jeder Zweifel behoben! Die Gerechtigkeit des Glaubens macht uns dessen gewiss. Wollte man an dem ersten Stücke zweifeln, so hieße dies ja, Christus vom Himmel herabholen! Wollte man aber an dem andern Stücke Zweifel hegen, so wäre dies nichts anderes, denn Christus von den Toten holen! Denn Christi Aufstieg in den Himmel sollte den Glauben an unser eignes ewiges Leben so stark machen, dass wir fast Christus selbst den Besitz des Himmels streitig machen müssten, um noch zweifeln zu dürfen, dass den Gläubigen die Erbschaft des Himmelreichs bereitliegt, denn in ihrem Namen und in ihrer Sache ist ja Christus in den Himmel gegangen. Gleicherweise hat Er die Schrecken der Hölle getragen, um uns davon zu befreien; also zweifeln, ob die Gläubigen nicht doch diesem Elend noch verfallen werden, wäre doch ebenso viel, wie Christi Tod für vergeblich halten und ihn für unwirksam erklären.

Aber was sagt sie? – Bisher hatte der Apostel nur dargelegt, was die Gerechtigkeit des Glaubens nicht sagt und nicht zu sagen braucht. Damit will der dem Glauben jeden Anstoß wegräumen. Jetzt aber muss gezeigt werden, auf welche Weise man die Gerechtigkeit erlangt. Die Frageform erweist sich dabei besonders geeignet, die Spannung rege zu erhalten. Welcher Unterschied nun zwischen der Gerechtigkeit des Gesetzes und des Evangeliums! Die eine zeigt sich den Sterblichen aus unnahbarer und unzugänglicher Ferne. Die andere bietet sich in voller Nähe dar und lädt uns freundlich ein, zuzugreifen, sie zu genießen:

„Das Wort ist dir nahe, in deinem Munde und in deinem Herzen.“ – Hier ist vor allen Dingen zu merken, dass wir uns innerhalb der Schranken des Wortes halten müssen, wenn uns nicht allerlei Umschweife vom Wege des Heils abführen sollen. Mit dem Worte allein sollen wir zufrieden sein und in seinem Spiegel die Geheimnisse des Himmels betrachten, welche sonst mit ihrer Majestät unsere Augen blenden, unsere Ohren übertäuben, unsern Sinn verwirren müssten. Unsere Stelle gewährt den Gläubigen einen großen Trost über die Sicherheit des Wortes; unsere Seele darf sich bei dem Worte ebenso sicher beruhigen, als wären die Dinge selbst unmittelbar gegenwärtig. So dürfen wir weiter wissen, dass unser Heilsvertrauen hier fest und sicher stehen kann.

Dies ist das Wort vom Glauben, das wir predigen. – Das muss Paulus ausdrücklich betonen, denn die Lehre des Gesetzes macht das Gewissen keineswegs still und ruhig; sie gibt ihm keine Grundlage, mit deren Festigkeit es zufrieden sein könnte. Immerhin schließt der Gedanke des Apostels keinen Teil des ganzen Wortes aus, selbst nicht die Vorschriften des Gesetzes; nur stellt er die Vergebung der Sünden in die Mitte, als die wahre Gerechtigkeit, welche Bestand behält, auch wenn die strengen Forderungen des Gesetzes nicht erfüllt werden. Es genügt also, um unsere Seele stille und unser Heil gewiss zu machen, das Wort des Evangeliums, welches uns nicht anweist, die Gerechtigkeit durch Werke zu verdienen, sondern die Gerechtigkeit, anzunehmen, die uns aus Gnaden angeboten wird. Das „Wort vom Glauben“ ist das Wort der Verheißung, also eigentlich das Evangelium selber, welches ja im engsten Bezuge zum Glauben steht.

Denn so du mit deinem Munde bekennst Jesus, dass er der Herr sei, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du selig. – Auch diese Wendung ist mehr eine Anspielung als eine eigentliche Erklärung. Denn wenn Mose sagte, das Wort sei in unserm Munde, so dachte er dabei schwerlich an das Bekenntnis des Mundes, sondern einfach daran, dass das Wort uns so nahe wie nur irgend möglich vor Augen steht. Doch bot sich die Wendung des Apostels sehr leicht: Legt uns Gott Sein Wort in den Mund, so muss es ja zum Bekenntnis werden. Diese Anknüpfung des Gedankens bringt es mit sich, dass zuerst vom Bekenntnis, dann erst von dem zugrunde liegenden Glauben die Rede ist, während sonst die umgekehrte Reihenfolge natürlicher gewesen wäre. In rechter Weise bekennt man nun Jesus, dass er der Herr sei, wenn man Ihn mit Seiner Kraft und Herrlichkeit geschmückt sein lässt und so annimmt, wie Er uns vom Vater gegeben ward, und wie Ihn das Evangelium beschreibt. Wenn es weiter im Besonderen heißt, dass Ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so will dies nicht so verstanden sein, als solle Christi Tod nichts gelten, sondern so, dass Christus eben durch Seine Auferstehung das gesamte Heilswerk zum Abschluss gebracht hat. Brachte auch der Tod die Erlösung und Genugtuung, die uns mit Gott versöhnte, so ward doch erst durch die Auferstehung der Sieg über Sünde, Tod und Satan errungen. Hier ist der Quell der Gerechtigkeit, des neuen Lebens und der Hoffnung auf selige Unsterblichkeit. Unsere Heilszuversicht wird also hier allein an die Auferstehung erinnert, nicht damit sie den Tod vergessen soll, sondern weil die Auferstehung uns Zeugnis von der Frucht und Wirkung des Todes gibt; auch birgt sie ja den Tod in sich. Übrigens fordert Paulus nicht einen bloßen Geschichtenglauben, sondern will auch den Zweck der Auferstehung uns vor Augen stellen. Es gilt zu fassen, warum und wozu Christus auferstanden ist: Durch Seine Auferstehung wollte nämlich der Vater uns allen ein neues Leben schenken.

Denn so man von Herzen glaubt, so wird man gerecht. – Dieses Wort hilft uns, die Gerechtigkeit des Glaubens richtig zu verstehen. Es zeigt, dass die Gerechtigkeit uns zuteilwird, weil wir die Güte Gottes greifen und umfangen, welche im Evangelium angeboten wird. Dadurch sind wir gerecht, dass wir glauben: Gott ist uns in Christus gnädig. Dabei machen wir die Beobachtung, dass der Glaube seinen Sitz nicht im Kopf, sondern im Herzen hat. Ist vom Herzen die Rede, so denken wir an eine ernste und tiefe Bewegung des inneren Lebens. Demgemäß ist der Glaube nicht ein bloßer Gedankenbegriff, sondern eine feste und wirksame Zuversicht.

So man mit dem Munde bekennt, so wird man selig. – Hier scheint der Apostel plötzlich aus dem Glauben nur den Anfang der Seligkeit abzuleiten, während er doch soeben noch gesagt hatte, dass wir allein durch den Glauben selig werden. Aber er meint hier gar nicht, dass wir durch das Bekenntnis die Seligkeit verdienen sollen, sondern will nur zeigen, wie Gott unser Heil Seiner Vollendung entgegenführt: Gott lässt den Glauben, den Er in unsere Herzen gepflanzt hat, im Bekenntnis zur äußeren Erscheinung kommen. Der Apostel erinnert also einfach daran, dass es sich um einen wahren, fruchtbringenden Glauben handelt. Niemand soll einen leeren Schein als Glauben ausgeben; vielmehr muss das Herz mit einem solchen Eifer für Gottes Ehre brennen, dass seine Flammen auch nach außen schlagen. In der Tat ist der Gerechtfertigte bereits in der Gegenwart selig; man kann also nicht bloß sagen, „so man mit dem Munde bekennt“, sondern auch „so man von Herzen glaubt“, so wird man selig. Aber der Apostel unterscheidet so, dass er dem Glauben die Rechtfertigung zuschreibt, dann aber hinzufügt, was zur Vollendung des Heils noch weiter nötig ist. Wer wirklich von Herzen glaubt, wird auch mit dem Munde bekennen; das folgt von selbst und begründet nicht etwa das Heil. Freilich sollen aber auch die Leute zusehen, was sie dem Paulus antworten wollen, die uns heutzutage mit einem Einbildungsglauben kommen, der sich mit dem tiefsten Herzensgrund zufrieden gibt und das Bekenntnis des Mundes für überflüssig und eitel hält und es nicht nötig zu haben vermeint. Es wäre doch sinnlos, den Glauben für ein Feuer zu halten, wenn da keine Flamme und keine Wärme hervorträte.