RÖMER

Römer Kapitel 8 Teil IV

Römer 8.12-14

So sind wir nun, liebe Brüder, Schuldner nicht dem Fleisch, dass wir nach dem Fleisch leben. Denn wo ihr nach dem Fleisch lebet, so werdet ihr sterben müssen; wo ihr aber durch den Geist des Fleisches Geschäfte tötet, so werdet ihr leben. Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.

 

So sind wir nun, liebe Brüder, Schuldner nicht dem Fleisch, dass wir nach dem Fleisch leben. – Nunmehr wird der Schluss aus den vorangehenden Ausführungen gezogen. Wenn es gilt, dem Fleische abzusagen, so dürfen wir nichts mehr mit demselben zu schaffen haben. Wiederum, wenn der Geist in uns regieren soll, so wäre es ja töricht, wenn wir nicht auf jeden Seiner Winke achten wollten. Übrigens bringt die Rede dieses letzte Glied nicht förmlich zum Ausdruck. Aber nach seinem Gedankengange hätte der Apostel wohl fortfahren können: Wir sind vielmehr Schuldner dem Geiste, dass wir nach dem Geiste leben. Hinter dieser ganzen Folgerung birgt sich nur die Absicht, uns zu mahnen. So leitet ja der Apostel überall seine Ermahnungen aus der Lehre ab; wie zum Beispiel in Epheser 4.30: „Betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes, damit ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung.“ Oder in Galater 5.25: „So wir im Geist leben, so lasset uns auch im Geist wandeln.“ Das geschieht aber, wenn wir den fleischlichen Begierden entsagen und uns der Gerechtigkeit Gottes zu Dienst stellen. Eben diesen Schluss müssen wir ziehen, nicht den entgegengesetzten, wie einige Lästerer tun, die da faseln, man dürfe ruhig die Hände in den Schoß legen, da wir ja nichts vermöchten. Es heißt aber, wider Gott streiten, wenn man in solcher wegwerfenden Nachlässigkeit seine Gnade vergeblich empfängt.

Denn wo ihr nach dem Fleisch lebet, so werdet ihr sterben müssen. – Diese Drohung wird hinzugefügt, um die Trögen vollends aus ihrer Stumpfheit aufzurütteln. Hier empfangen auch solche Leute eine Widerlegung, welche sich der Rechtfertigung aus Glauben rühmen und doch vom Geiste Christi nichts wissen wollen. Allerdings wird ihr eignes Gewissen sie schon hinlänglich schlagen; denn wo nicht zugleich Liebe zur Gerechtigkeit ist, da kann auch keine Zuversicht zu Gott bestehen. Gewiss ist es richtig, dass wir allein durch Gottes Erbarmen in Christus Rechtfertigung empfangen. Aber ebenso wahr ist auch das andere, dass jeder, der die Rechtfertigung empfängt, vom Herrn berufen wird, um seiner Berufung würdig zu wandeln. Die Gläubigen mögen also lernen, bei Christus nicht bloß Gerechtigkeit, sondern auch Heiligung zu suchen; denn für beides ward Er uns gegeben, und Er will nicht um eines verstümmelten Glaubens willen sich auseinander reißen lassen.

Wo ihr aber durch den Geist des Fleisches Geschäfte tötet, so werdet ihr leben. – Jetzt ermäßigt Paulus seinen Spruch auch wieder, um nicht den Frommen, die sich noch mancher Schwachheit bewusst sind, allen Mut zu nehmen. Mögen wir noch immer nicht von unsern Sünden los sein, so spricht uns Paulus dennoch das Leben zu: nur dass wir eifrig fortfahren, die Geschäfte des Fleisches zu töten. Jetzt fordert Gott von uns nicht, dass das Fleisch schon gänzlich tot sei, sondern nur, dass wir mit ganzem Ernst seine Begierden zügeln.

Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. – Dieser Satz dient zum Beweise der letztvorangehenden Aussage. So ergibt sich folgende Schlusskette, deren mittleres Glied als eine selbstverständliche Wahrheit ergänzt werden muss; welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder; alle Kinder Gottes aber sind Erben des ewigen Lebens. Also können diejenigen des ewigen Lebens gewiss sein, welche der Geist Gottes treibt. Diese Erwägung ist geeignet, auf der einen Seite das hohle Vertrauen bloßer Namenschristen zu erschüttern, auf der andern Seite aber die Gläubigen anzuleiten, eine immer festere Gewissheit ihres Heils zu erringen. – Übrigens soll angemerkt sein, dass der Geist Gottes in verschiedener Weise „treibt“. Es gibt ein allgemeines Geisteswirken, welches alle Kreaturen trägt und bewegt. Es gibt weiter auch in den Menschen die verschiedenartigsten Geisteswirkungen. Hier aber ist von der Heiligung die Rede, welche der Herr seinen Auserwählten schenkt, wenn Er sie als Seine Kinder annimmt.