RÖMER

Römer Kapitel 7 Teil VII

Römer 7.18-20

Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleische, wohnt nichts Gutes. Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute finde ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. So ich aber tue, was ich nicht will, so tue ich dasselbe nicht, sondern die Sünde die in mir wohnt.

 

Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleische, wohnt nichts Gutes. – Der Apostel sagt, dass in ihm, wenn man seine Natur ansieht, nichts Gutes wohnt. Er hätte auch sagen können: Aus mir selbst habe ich nichts Gutes. Dieser erste Ausdruck, dass „in mir“ nichts Gutes wohnt, spricht ein unbegrenztes Verdammungsurteil. Dann aber lässt Paulus eine Art von Berichtigung folgen, um nicht undankbar gegen die Gnade Gottes zu erscheinen, welche doch auch in ihm wohnte, nur nicht in seinem Fleische. Dergleichen kann wiederum nicht von jedem beliebigen Menschen, sondern nur von einem Gläubigen gesagt werden, der wegen der Reste des Fleisches und der Gnadenwirkung des göttlichen Geistes in sich selbst geteilt erscheint. Denn was sollte jene Verbesserung, wenn nicht irgendein Teil vorschwebte, der von der Sünde frei und nicht Fleisch ist? Unter „Fleisch“ versteht der Apostel stets die gesamte Naturanlage des Menschen, den gesamten Inhalt seines Wesens – abgesehen von der durch Gottes Geist gewirkten Heiligung. Dementsprechend ist der „Geist“, welcher nach sonst geläufigem Sprachgebrauch das Widerspiel des Fleisches bildet, ein Teil der Seele, welchen Gottes Geist vom Bösen gereinigt und so neu gebildet hat, dass in demselben Gottes Bild wieder aufleuchtet. Sowohl das „Fleisch“ als der „Geist“ greift also in die Seele hinein, der letztere, sofern sie wiedergeboren ist, das erstere, sofern sie noch ihre natürliche Art behalten hat.

Wollen habe ich wohl. – Das soll nicht heißen, dass der Fromme lediglich eine ganz unwirksame Sehnsucht nach dem Guten hegt, sondern nur: Die Ausführung der Tat bleibt immer hinter dem Wollen zurück; denn das Fleisch hemmt uns und hängt unserm Tun allerhand Unvollkommenheiten an. So will auch der alsbald folgende Satz (Vers 19) verstanden sein:

Das Böse, das ich nicht will, das tue ich. – Denn das Fleisch verzögert den Lauf der Gläubigen nicht nur, sondern drängt ihn auch durch mancherlei Hindernisse in eine falsche Bahn. Wir können kein vollkommen schuldfreies Werk tun. Paulus redet nicht von einzelnen zufälligen Fehlern der Frommen, sondern allgemein von ihrer ganzen Lebensführung. Daraus müssen wir schließen, dass auch unsere besten Werke mit einem sündigen Beisatz befleckt sind und keinen Lohn zu erwarten haben, wenn sie Gott nicht mit Seiner Verzeihung deckt.