RÖMER

Römer Kapitel 6 Teil VII

Römer 6.19

Ich muss menschlich davon reden um der Schwachheit willen eures Fleisches. Gleichwie ihr eure Glieder begeben habet zum Dienst der Unreinigkeit und von einer Ungerechtigkeit zu der andern, also begebet auch nun eure Glieder zum Dienst der Gerechtigkeit, dass sie heilig werden.

 

Ich muss menschlich davon reden. – Der Apostel will sagen: Wenn ich den Wert der Gerechtigkeit und der Sünde miteinander vergleichen wollte, so könnte ich zeigen, dass die Gerechtigkeit eine viel eifrigere Nachfolge verdient als die war, mit welcher wir uns an die Sünde hängten. Aber um eurer Schwachheit einigermaßen nachzugeben, will ich solchen Vergleich unterlassen. Indessen muss ich auch bei der äußersten Nachgiebigkeit die gewiss berechtigte Forderung stellen, dass ihr der Gerechtigkeit wenigstens nicht lauer und lässiger dienet als einst der Sünde. Immerhin bedeutet dieser ganze Einleitungssatz nur eine rednerische Form, welche den Anschein erweckt, als solle weniger gesagt werden wie nachher tatsächlich gesagt wird. Denn in Wirklichkeit will Paulus allerdings die Mahnung erteilen, dass wir der Gerechtigkeit um eben so viel eifriger gehorchen sollen, als sie unseres Dienstes würdiger ist als die Sünde.

Gleichwie ihr eure Glieder begeben habet zum Dienst der Unreinigkeit und von einer Ungerechtigkeit zu der andern, also begebet auch nun eure Glieder zum Dienst der Gerechtigkeit, dass sie heilig werden. – Das heißt als ehemals alle eure Glieder zum Gehorsam der Sünde bereit standen, musstet ihr schmerzlich erfahren, wie die Verkehrtheit eures Fleisches euch gefangen und geknechtet hielt. Deshalb seid jetzt ebenso schnell und bereit, euch Gottes Herrschaft zu unterwerfen! Euer Eifer, Gutes zu tun, sei nicht geringer als einst euer Eifer, zu sündigen! – Der Gegensatz zwischen den beiden Reihen des Bösen und des Guten wird nicht scharf innegehalten. Doch ist der Sinn klar: In die erste Reihe setzt der Apostel zwei Stücke, Unreinigkeit und Ungerechtigkeit. Die erstere ist das Gegenteil von Keuschheit und heiligem Wandel (vergleiche auch 1. Thessalonischer 4.7). Bei der andern haben wir an das Unrecht zu denken, welches man dem Nächsten zufügt. Dabei steht das Wort „Ungerechtigkeit“ zweimal in verschiedenem Sinne. Zuerst bezieht es sich auf Räuberei, Betrug, Meineid, überhaupt auf die verschiedenartigsten ungerechten Handlungsweisen im Einzelnen. Dann aber bezeichnet es den verderbten Gesamtzustand des Lebens. Es ist, als ob dastünde: Ihr habt eure Glieder dazu hergegeben, ungerechte Taten zu vollbringen, deshalb musste die Ungerechtigkeit in euch das Regiment gewinnen. Gerechtigkeit bezeichnet demgegenüber Gesetz und Regel rechten Lebens, welche darauf zielt, dass wir heilig werden, das heißt uns dem reinen Dienste Gottes weihen.