RÖMER

Römer Kapitel 14 Teil VI

Römer 14.19-21

Darum lasset uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und was zur Besserung untereinander dient. Verstöre nicht um der Speise willen Gottes Werk. Es ist zwar alles rein; aber es ist nicht gut dem, der es isst mit einem Anstoß seines Gewissens. Es ist besser, du essest kein Fleisch und trinkest keinen Wein und tuest nichts, daran sich dein Bruder stößt oder ärgert oder schwach wird.

 

Darum lasset uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und was zur Besserung untereinander dient. Verstöre nicht um der Speise willen Gottes Werk. – Soviel er kann, zieht der Apostel unsere Gedanken von der bloßen Betrachtung der Speisen zu wichtigeren Gesichtspunkten empor, welche bei unsern Handlungen vor allem Beachtung fordern, und welche unser ganzes Tun beherrschen sollen. Wir essen, um zu leben; aber wir leben, um dem Herrn zu dienen. Es dient aber nur der Mensch dem Herrn, welcher durch Wohlwollen und Freundlichkeit zur Erbauung und Besserung seines Nächsten beiträgt: Eintracht und ein erbaulicher Wandel, diese beiden Stücke umspannen fast alle Pflichten der Liebe. Damit man diese Wahrheit nicht geringachte, wiederholt der Apostel (Vers 20), was er soeben (Vers 15) schon ausgesprochen hat: Verstöre nicht um der Speise willen, die doch eine ganz untergeordnete Bedeutung hat, Gottes Werk. Wo nur ein Fünkchen von Frömmigkeit sich findet, da haben wir Gottes Werk zu erblicken. Wer nun mit seinem ungestümen Zufahren ein schwaches Gewissen verwirrt, der zerstört Gottes Werk. Übrigens wollen wir bemerken, dass der Apostel nicht bloß vom Frieden, sondern außerdem auch von der Besserung oder „Erbauung“ redet. Es gibt nämlich Leute, welche gar zu weitherzig den andern entgegenkommen und mit solcher Nachgiebigkeit den größten Schaden anrichten. Darum muss man in dem Streben, nachgiebig zu sein, einen Unterschied machen und mit allem Ernst auf den Endzweck sehen: Wir sollen dem Bruder gern darreichen, was dazu dient, sein Heil zu fördern. So mahnt Paulus anderwärts (1. Korinther 10.23): „Ich habe es zwar alles Macht, aber es frommt nicht alles.“ Und er fügt alsbald den Grund hinzu: „Es bessert (oder genauer: es erbaut) nicht alles.“

Es ist zwar alles rein. – Dies allgemeine Zugeständnis erfährt indessen sofort eine Einschränkung: Aber es ist nicht gut dem, der es isst mit einem Anstoß seines Gewissens. Also das Essen mag erlaubt sein, aber der Anstoß ist in jedem Falle unerlaubt. Die Speise ist uns gegeben, dass wir uns damit nähren, ohne die Liebe zu verletzen. Die an sich reine Speise wird unrein, wenn man sie ohne die schuldige liebreiche Rücksicht auf den Bruder genießt. Daraus folgt (Vers 21), dass es viel besser ist, sich aller Dinge zu enthalten, welche für den Bruder zu einem Anstoß werden könnten. Diesen Anstoß zu beschreiben, braucht der Apostel drei Worte: Daran sich dein Bruder stößt oder auch nur ärgert oder auch nur schwach wird. Das nachfolgende Wort bedeutet stets weniger als das vorangehende. Schwach wird derjenige, in dessen Gewissen ein leiser Zweifel fällt; geärgert wird, dessen Gewissen in eine gröbere Verwirrung gerät; gestoßen und zu Falle gebracht wird, wen irgendein Anstoß dem Glauben gänzlich entfremdet.