RÖMER

Römer Kapitel 14 Teil V

Römer 14.14-18

Ich weiß und bin gewiss in dem Herrn Jesus, dass nichts gemein ist an sich selbst; nur dem, der es rechnet für gemein, dem ist´ s gemein. So aber dein Bruder um deiner Speise willen betrübt wird, so wandelst du schon nicht nach der Liebe. Verderbe den nicht mit deiner Speise, um welches willen Christus gestorben ist. Darum schaffet, dass euer Schatz nicht verlästert werde. Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geiste. Wer darin Christo dient, der ist Gott gefällig und den Menschen wert.

 

Ich weiß und bin gewiss in dem Herrn Jesus, dass nichts gemein ist an sich selbst; nur dem, der es rechnet für gemein, dem ist´ s gemein. – Gegen die bisherigen Ausführungen hätten vielleicht die in evangelischer Erkenntnis fortgeschrittenen Christen, welche keinen Unterschied mehr zwischen den Speisen machten, noch Einwürfe erheben können. Deshalb zeigt der Apostel zuerst, was von den Speisen an sich zu halten sei; dann fügt er hinzu, wie man sich durch die besondere Art ihres Gebrauchs versündigen könne. Er spricht den Grundsatz aus, dass ein gutes und reines Gewissen keine Speise für unrein zu achten braucht; nichts hindert uns, alles als rein zu gebrauchen, als allein Unwissenheit und Irrtum. Glaubt jemand, eine Speise sei irgendwie unrein, so hat er die Freiheit verloren, sie zu genießen. Alsbald fügt der Apostel hinzu, dass wir gar nicht bloß an die Speisen denken sollen, sondern auch an die Brüder, unter deren Augen wir essen. Denn wir haben keine solche Freiheit, Gottes Wohltaten zu genießen, die nicht der Liebe unterworfen wäre. Paulus will also sagen: Ich weiß, dass alle Speisen rein sind, darum magst du sie frei gebrauchen; ich will dein Gewissen keineswegs binden und etwa kurzweg sagen, dass du dieses und jenes überhaupt nicht anrühren darfst. Aber abgesehen von den Speisen verlange ich, dass du die Rücksicht auf deinen Nächsten nicht außer Acht lässest. –

Gemein heißt hier alles Unheilige und Unreine, womit die Gottlosen sich unterschiedslos abgeben. Das steht im Gegensatz zu dem, was für den Gebrauch des gläubigen Volkes insbesondere als heilig erklärt ward. Paulus gibt der festen Überzeugung Ausdruck, dass alle Speisen rein sind. Damit fällt jeder Zweifel. Aber der Apostel fügt hinzu: In dem Herrn Jesus. Durch dessen Wohltat und Gnade ist es ja zustande gekommen, dass alle Kreaturen, auf denen sonst von Adam her der Fluch ruhte, unter Gottes Segen stehen. Zugleich soll aber diese Wendung die Freiheit, die Christus uns schenkt, der Knechtschaft des Gesetzes gegenüberstellen. So dürfen die Christen wissen, dass sie nicht an Dinge gebunden sind, von denen Christus sie befreit hat. Aber eben dieser Ausdruck bedeutet auch eine Einschränkung: Er erinnert daran, dass nichts so rein in sich dasteht, dass es nicht durch ein verderbtes Gewissen verunreinigt würde. Allein der Glaube und ein frommer Sinn macht es, dass uns alles heilig wird. Die Ungläubigen aber stecken mit ihrer inneren Befleckung alles an, was sie nur anrühren (Titus 1.15).

So aber dein Bruder um deiner Speise willen betrübt wird, so wandelst du schon nicht nach der Liebe. Verderbe den nicht mit deiner Speise, um welches willen Christus gestorben ist. Darum schaffet, dass euer Schatz nicht verlästert werde. – Jetzt zeigt der Apostel, wie man an sich erlaubte Dinge nicht tun oder gebrauchen darf, wenn man dadurch dem Bruder einen Anstoß bereiten würde. Denn erstens wäre es gegen die Liebe, um eines so geringen Anlasses willen den Bruder zu kränken. Zweitens wird das teure Lösegeld des Blutes Christi um seine Frucht gebracht, wenn wir ein schwaches Gewissen verwunden. Auch für den schwächsten Bruder hat Christus Sein Blut vergossen: Wir dürfen ihm keinen inneren Schaden zufügen, bloß damit wir uns nichts zu versagen brauchen. Wie schmählich zeigt sich ein Mensch von seinen Begierden gefesselt, wenn ihm in dieser Weise die elende Speise lieber ist als Christus. Endlich (Vers 16) sollen wir dafür sorgen, dass unser Schatz, das heißt die Freiheit, die uns Christus erworben hat, nicht verlästert werde. Das wird aber ohne Zweifel geschehen, wenn wir die Gaben Gottes am unrechten Platz missbrauchen. Alle diese Gründe sollen uns dazu bewegen, dass wir um unserer Freiheit willen nicht unüberlegte Anstöße schaffen.

Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken. – Also können wir recht wohl den Gebrauch unserer Freiheit einschränken, ohne ein wirkliches Gut zu verlieren. In solchen Dingen steht das Reich Gottes nicht. Was wirklich dazu dient, Gottes Reich zu gründen und zu fördern, soll freilich nicht unterbleiben, selbst wenn alle Menschen Anstoß daran nähmen. Aber wo Gottes Ehre, Christi Reich und der Glaube keinen Schaden davon hat, sollen wir nachgeben und um der Liebe willen auf manches verzichten. Es ist unrecht, um geringfügiger Sachen willen die Gemeinde in Unruhe zu versetzen. Die gleichen Gründe führt der Apostel auch im 1. Korintherbrief an (6.13 & 8.8): „Die Speise dem Bauche und der Bauch der Speise; aber Gott wird diesen und jene zunichte machen.“ „Essen wir, so werden wir darum nicht besser sein.“ Mit dem allen will der Apostel zeigen, dass Speise und Trank viel zu geringe Sachen sind, als dass um ihretwillen der Lauf des Evangeliums gehemmt werden dürfte.

Sondern Gerechtigkeit und Friede. – Diese beiden Stücke stellt Paulus in Gegensatz zu Speise und Trank, nicht um darin alles zu begreifen, was Christi Königreich in sich birgt, sondern um anzuzeigen, dass Gottes Reich in geistlichen Gütern besteht. Und der Hauptinhalt wird hier allerdings beschrieben: Er steht darin, dass wir ein gutes Gewissen und Frieden mit Gott haben, durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt. Ein besseres Gut können wir nicht begehren. Dass aber der Apostel zum Frieden die Freude fügt, damit will er ausdrücken, dass allem Übermut und aller Stumpfheit der Ungläubigen zum Trotz ein heiteres und frohes Gewissen nur dort sich findet, wo man einen versöhnten und gnädigen Gott hat. Nur aus solchem Frieden mit Gott fließt wahre Freude. Das alles wirkt nun freilich nur der Heilige Geist. Indessen wird der Apostel hier mehr deshalb an denselben erinnern, um uns den Gegensatz dieses Geistesbesitzes gegen äußerliche Dinge empfinden zu lassen: Verzichten wir auch auf erlaubte Genüsse, so wird uns doch ungeschmälert bleiben, was wirklich den Inhalt des göttlichen Reiches ausmacht.

Wer darin Christo dient, der ist Gott gefällig und den Menschen wert. – Wer mit ruhigem, fröhlichem Gewissen Christus in Gerechtigkeit dient, der ist Gott und Menschen angenehm. Wo Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist ist, da sind ja alle Gaben des Reiches Gottes vorhanden. Es besteht also nicht in leiblichen Dingen. So ist also der Mensch Gott angenehm, der Seinen Willen tut. Auch den Menschen wird ein solcher wert sein, weil sie ja anerkennen müssen, was sie mit Augen sehen. Tatsächlich ist es allerdings in der Welt oft anders; die Gottlosen schmähen die Frommen oft ohne Grund und verdrehen ihre guten Taten zum Bösen. Der Apostel denkt aber hier nur an ein richtiges Urteil, das sich von Missgunst, Hass und üblen Gedanken freihält.