KOLOSSER

Kolosser Kapitel 4 Teil IV

Kolosser 4.10-13

Es grüßet euch Lukas, der Arzt, der Geliebte, und Demas. Grüßet die Brüder zu Laodicea und den Nymphas und die Gemeinde in seinem Hause. Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, so schaffet, dass er auch in der Gemeinde zu Laodicea gelesen werde, und dass ihr den von Laodicea lest. Und sagt dem Archippus: Siehe auf das Amt, das du empfangen hast in dem Herrn, dass du dasselbige ausrichtest. Mein Gruß mit meiner, des Paulus, Hand. Gedenket meiner Bande. Die Gnade sei mit euch! Amen.

 

Es grüßet euch Lukas, der Arzt. – Ich stimme denen nicht bei, die hierunter den Evangelisten Lukas verstehen. Denn ich meine einmal, dieser wäre doch bekannter gewesen, als dass es einer solchen Bezeichnung bedurft hätte, weiter aber auch, dass ihn Paulus dann ehrenvoller bezeichnet hätte; sicherlich hätte er ihn seinen Mithelfer, oder mindestens seinen treuen Begleiter und Mitgenossen seiner Kämpfe genannt. Vielmehr vermute ich, dass der Evangelist Lukas damals nicht bei Paulus gewesen ist und ein anderer Lukas als Arzt von ihm unterschieden wird. Doch kann ich darüber nichts Gewisses sagen, ich spreche nur meine Vermutung aus. Demas ist ohne Zweifel derselbe, über den Paulus später (2. Timotheus 4.10) klagt, dass er ihn verlassen habe.

Wird die Familie des Nymphas als die Gemeinde in seinem Hause bezeichnet, so lernen wir daraus, dass jede Christenfamilie eine kleine Gemeinde des Herrn sein soll (vergleiche dazu Römer 16.4). Darum wisse ein jeder, dass ihm diese Aufgabe gestellt ist, sein Haus in der Furcht des Herrn zu unterweisen, unter heiliger Zucht zu halten und in ihm das Bild der Gemeinde dazustellen.

Wenngleich unser Brief an die Kolosser gerichtet war, sollte er doch auch an die Gemeinde zu Laodicea gelesen werden, um auch in weiteren Kreisen Nutzen zu schaffen. Ähnliches gilt von allen Briefen. Sie sind zwar einmal an bestimmte Gemeinden geschrieben; aber weil sie die bleibende Lehre erhalten, haben sie auch für alle Zeiten ausnahmslose Gültigkeit. Ihr Inhalt geht auch uns an. Dass Paulus auch den anderen hier erwähnten Brief geschrieben habe, und zwar an die Laodicener, hat man irrtümlich angenommen. Es wird sich um einen Brief handeln, welchen der Apostel von irgendjemandem von Laodicea her empfangen hatte, den zu lesen auch den Kolossern nützen konnte, wie den benachbarte Städte manches unter sich gemeinsam zu haben pflegen. Der Brief, den wir heute noch als einen Brief des Paulus an die Laodicener besitzen, geht auf einen groben und abgeschmackten Betrug zurück: Sein Inhalt zeigt von dem Geiste eines Paulus auch nicht eine Spur.

Sagt dem Archippus. – So viel man vermuten kann, verwaltete dieser Archippus während der Abwesenheit des Epaphras als dessen Stellvertreter das Hirtenamt in der Gemeinde. Vielleicht war er ein Charakter, der eines Anstoßes von außen bedurfte, um unermüdlich seine Pflicht zu tun. Paulus will ihn darum dadurch eine Ermahnung von Seiten der ganzen Gemeinde eifriger machen. Er konnte ja selbst ihn mahnen, aber er überträgt dies der Gemeinde: Sie sollte ihren etwas lauen Hirten pflichtgemäß aufwecken, wenn anders er sich solchen Antrieb gefallen ließ. Wohl haben die Diener des Wortes eine große Macht, doch sind auch sie den Gesetzen unterworfen. Darum müssen sie sich selbst belehren lassen, wenn sie andere treulich belehren wollen.

Dass Paulus wieder seine Bande erwähnt, deutet an, dass er es nichts weniger als leicht hat. Er ist der menschlichen Schwachheit eingedenk und fühlte ohne Zweifel etliche ihrer Stiche in sich, dass er so dringend alle Gläubigen bittet, seiner vor dem Herrn zu gedenken. Übrigens ist das kein Zeichen von Unglauben, dass er seine, vom Herrn ihm bestimmten Helfer, überall zur Hilfe aufruft.

Die eigenhändige Unterschrift zeigt, dass schon damals untergeschobene Briefe in Umlauf waren, so dass es nötig war, einem Betruge vorzubeugen.