GALATER

Galater Kapitel 5 Teil IV

Galater 5.19-21

Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, als da sind Ehebruch, Hurerei, Unreinigkeit, Unzucht, Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Hader, Neid, Zorn, Zank, Zwietracht, Rotten, Hass, Mord, Saufen, Fressen und dergleichen, von welchen ich euch habe zuvor gesagt und sage noch zuvor, dass die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben.

 

Offenbar sind aber die Werke des Fleisches. – Nachdem der Apostel den Christen im Allgemeinen das Ziel vorgehalten hat, nach welchem sie streben müssen, um dem Geiste zu gehorchen und dem Fleische zu widerstehen, malt er jetzt ein Bild einerseits des Fleisches und auf der anderen Seite des Geistes. Wenn die Menschen sich selbst kennten, würden sie dieser Erläuterung nicht bedürfen, denn sie sind in der Tat nichts als Fleisch. Aber unsere angeborene heuchlerische Art lässt uns die eigene Hässlichkeit erst sehen, wenn der Baum an seinen offenbaren Früchten kenntlich wird. Darum gibt der Apostel einen Fingerzeig, gegen welche Laster wir kämpfen müssen, wenn wir nicht nach dem Fleische leben wollen. Er nennt zwar, wie er auch am Schluss andeutet, nicht alle Laster, aber der Leser kann die Reihe leicht selbst vervollständigen. Ehebruch und Hurerei stehen an erster Stelle, dann folgt die Unreinigkeit, unter welcher jegliche Art von Schamlosigkeit begriffen sein will. Gleichsam das Mittel zu ihrer Ausübung ist die Unzucht im weitesten Sinne, Zügellosigkeit aller Art. An diese vier zusammengehörigen Stücke schließt sich dann (Vers 20) die Abgötterei, worunter hier allerlei grober, offensichtlicher Aberglaube verstanden wird. Eine Reihe der weiter sich anschließenden Laster hängt aufs engste untereinander zusammen. Feindschaft und Zorn unterscheiden sich vornehmlich darin, dass die eine lange währt, der andere schnell verraucht. Neid pflegt den Anlass für beide zu bieten. Zu denken haben wir dabei sowohl an den gemeinen Neid, welcher dem anderen seinen Vorzug nicht gönnt, als auch an den scheinbar edleren und doch ebenso fleischlichen Ehrgeiz, welcher selbst das Hervorragendste leisten möchte. Hier liegt deshalb die Wurzel aller Zwietracht, von Rotten, das heißt Parteiungen und Hass. Verzeichnet also der Apostel in dieser Reihe keineswegs bloß grob sinnliche Verirrungen, wie (Vers 21) Saufen, Fressen und dergleichen, so lässt sich daraus abnehmen, dass er das Wort „Fleisch“ in einem viel umfassenderen Sinne braucht. Denn der Neid, der Vater aller Parteiungen, hat doch nichts Sinnliches an sich, sein Sitz ist das Gemüt. Von allen diesen Sünden sagt Paulus, dass sie (Vers 19) offenbar sind. So vermag niemand sich einen besonderen Vorzug anzudichten. Denn was nützt es, des Fleisches Herrschaft leugnen zu wollen, wenn doch die Frucht den Baum verrät?

Von welchen ich euch habe zuvor gesagt und sage noch zuvor, dass die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben. – Diese strenge Drohung soll nicht nur die Galater erschrecken, sondern auch in versteckter Weise die falschen Apostel treffen, welche unter Zurückstellung solcher weit nützlicheren Lehre über die Zeremonien stritten. Zugleich wollen wir aus diesem Verfahren des Apostels lernen, dass man nicht müde werden darf, zu mahnen und zu drohen, nach dem Wort des Propheten (Jesaja 58.1): „Rufe getrost, schone nicht und verkündige meinem Volke ihr Übertreten“. Was aber den Inhalt der Drohung angeht, so lässt sich kaum etwas Erschreckenderes sagen als: Die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben. Wer wird nun noch wagen, Sünden leicht zu nehmen, die vor Gott ein so schwerer Gräuel sind? Freilich scheint solcher Ausspruch jedem Menschen die Hoffnung der ewigen Seligkeit abzuschneiden. Denn wer würde nicht von irgendeinem der genannten Fehler angefochten? Doch gilt es zu bedenken, dass Paulus nicht jedem die Abschneidung aus Gottes Reich androht, der einmal solche Sünden begangen, sondern nur denen, die unbußfertig darin zu beharren gedenken. Auch die Heiligen haben zuweilen große Mühe, aber sie kehren auf den rechten Weg zurück. Sie sind also bei dieser Aufzählung nicht mit gemeint, weil sie nicht gegen sich falsche Nachsicht üben. Kurz, es rufen alle Androhungen des göttlichen Gerichts uns zur Selbstbesinnung, für die Gott immer Vergebung bereit hat; aber sie werden zu einem Zeugnis gegen uns, wenn wir verstockt bleiben. – Dass wir das Reich Gottes „erben“, sagt Paulus, weil wir nur nach dem Rechte der Kindschaft das ewige Leben erlangen können (vergleiche Römer 8.17).