EPHESER

Epheser Kapitel 5 Teil V

Epheser 5.21-28

Und seid untereinander untertan in der Furcht Christi. Die Weiber seien untertan ihren Männern als dem Herrn. Denn der Mann ist des Weibes Haupt, gleichwie Christus das Haupt ist der Gemeinde, und Er ist seines Leibes Heiland. Aber wie nun die Gemeinde ist Christus untertan, also auch die Weiber ihren Männern in allen Dingen. Ihr Männer, lieber eure Weiber, gleichwie Christus auch geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst für sie gegeben, auf dass er sie heiligte, und hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort, auf dass er sie ihm selbst darstellte eine Gemeinde, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel oder des etwas, sondern dass sie heilig sei und unsträflich. Also sollten auch die Männer ihre Weiber lieben als ihre eigenen Leiber.

Und seid untereinander untertan in der Furcht Christi. – Gott hat uns so aneinander gebunden, dass niemand sich der Unterordnung entziehen darf: denn überall wo die Liebe herrscht, da ist auch gegenseitiges Dienen. Ich nehme auch die Könige hiervon nicht aus, da sie nur regieren, um zu dienen. Darum gibt der Apostel nicht ohne Grund die ganz allgemeine Weisung aus, dass einer dem anderen diene. Da aber dem menschlichen Geiste nichts mehr widerstrebt, als sich anderen unterzuordnen, so weist er uns hier auf die Furcht Christi. Die Lesart „Furcht Gottes“ ist nämlich ohne Zweifel minderwertig. Christus allein kann unsere Wildheit zähmen, dass wir das Joch nicht abwerfen, und unseren Hochmut dämpfen, dass wir uns nicht schämen, anderen zu dienen.

Die Weiber seien untertan ihren Männern als dem Herrn. – Damit wendet sich die Rede zu einzelnen Gruppen. Denn die allgemeine Unterordnung, welche von jedermann gefordert wird, nimmt je nach Beruf und Stellung ihre besonderen Formen an. Im Hauswesen gibt es nun wesentlich drei Grundverhältnisse gegenseitiger Verpflichtung: zuerst zwischen Mann und Weib, sodann zwischen Eltern und Kindern, endlich zwischen Herren und Dienern. So ergeben sich sechs Personengruppen, deren jeder der Apostel ihre Pflichten vorhält. Mit den Weibern hebt er an: sie sollen ihren Männern untertan sein als dem Herrn, d. h. wie dem Herrn Christus selbst; nicht als ob die Männer die gleiche Autorität besäßen: aber die Weiber treten aus dem Gehorsam Christi heraus, wenn sie dem Manne die Untertänigkeit verweigern. Denn, so fügt Paulus in Vers 23 begründend hinzu, Christus hat zwischen Mann und Weib die gleiche Ordnung geschaffen, wie sie zwischen Ihm und Seiner Gemeinde besteht. Dieser Vergleich ist viel eindrücklicher, als wenn von einer Ordnung Gottes im Allgemeinen die Rede wäre. Er prägt uns nicht bloß ein, dass Gott den Mann dem Weibe übergeordnet hat, sondern weiter auch, dass das Vorbild für diese Überordnung in Christo vor uns steht, welcher das Haupt der Gemeinde ist, wie der Mann das Haupt des Weibes.

Und Er ist seines Leibes Heiland. – Einige beziehen dieses auf den Mann, andere auf Christus. Nach meiner Ansicht passt die Aussage am besten auf Christus, jedoch so, dass sie zugleich Anwendung auf den vorliegenden Fall findet. Der Vergleich wird auch in diesem Stücke durchgeführt: wie Christi Herrschaft über Seine Gemeinde nur deren Heile dient, so ist es auch für das Weib am nützlichsten und heilsamsten, wenn es dem Manne sich unterordnet. Eine Frau, welche dieser heilsamen Ordnung sich entzieht, rennt also mutwillig in ihr Verderben.

Ihr Männer, lieber eure Weiber, gleichwie Christus auch geliebt hat die Gemeinde. –Von den Männer fordert der Apostel als Gegengabe die Liebe, aber nicht bloß im gemeinen Sinne, sondern nach dem Vorbilde Christi. Steht der Mann an Christi Ehrenstelle, so soll er auch Christi Pflichten auf sich nehmen.

Und hat sich selbst für sie gegeben. – Und hat sich selbst für sie gegeben. Welches Vorbild brennender Liebe, welches dem Manne im Verhältnis zu seinem Weibe gilt! Darin soll ein christlicher Ehemann seinem Herrn nachfolgen, der sich nicht bedacht hat, für die Gemeinde zu sterben. Doch darüber hinaus treibt es den Apostel, Christi Gnade auch in solchen Stücken zu rühmen, welche menschliche Nachfolge nicht erreichen kann: dazu gehört die Erlösung durch Christi Tod.

Auf dass er sie heiligte. – Auf dass Er sie heiligte, d. h. zu Seinem Eigentum machte; denn nichts anderes bedeutet das Wort „heiligen“. Dies geschieht nun durch die Sündenvergebung und durch die Wiedergeburt des Geistes.

Und hat sie gereinigt durch das Wasserbad.  – Neben der inneren und verborgenen Heiligung nennt der Apostel deren äußerlich greifbares Bestätigungszeichen. Damit will er sagen: das Unterpfand für diese Heiligung ward in der Taufe gegeben. Doch ist hier eine besonnene Auslegung nötig, damit die Menschen nicht, wie es oft geschieht, in schlechtem Aberglauben aus dem Sakrament sich einen Götzen machen. Wenn Paulus sagt, dass wir durch die Taufe abgewaschen werden, so meint er, dass Gott uns darin ein Bild unserer Abwaschung vorstellt, zugleich aber innerlich wirkt, was Er äußerlich abbildet. Denn wenn die bezeichnete Sache selbst nicht mit dem Bilde verbunden wäre, so könnte die Taufe nicht ein Bad der Seele heißen. Indessen muss man sich hüten, dass man nicht das, was Gott allein zukommt, auf das Zeichen oder auf den Diener übertrage, indem man den Diener für den Urheber der Reinigung hält oder das Wasser für das Mittel, welches die Unreinigkeit der Seele fortnimmt. Dieses kommt allein dem Blute Christi zu. Endlich muss man sich hüten, dass der Glaube in keiner Weise an dem Element oder an dem Menschen haften bleibe, denn der eigentliche Zweck des Sakraments ist, uns geradewegs zu Christo zu führen und uns auf Ihn zu stellen. Andere versehen sich, wenn sie bemüht sind, diese Empfehlung der Taufe abzuschwächen, damit dem Zeichen nicht zu viel zugeschrieben werde, wenn es das Bad der Seele genannt wird. Erstens lehrt Paulus nicht, dass das Zeichen es ist, das da reinigt, sondern er versichert, dass dieses allein Gottes Werk ist. Es ist also Gott, der da reinigt, und es ist nicht recht, diese Ehre auf das Zeichen zu übertragen oder mit dem Zeichen zu vereinigen. Doch ist es nicht widersinnig, dass Gott das Zeichen gleichsam als Werkzeug benutzt. Nicht als ob die Kraft Gottes im Zeichen eingeschlossen wäre: aber sie wird uns, wegen der Schwäche unseres Verständnisses, durch ein solches Hilfsmittel mitgeteilt. Manche nehmen daran zwar Anstoß, weil sie meinen, dass hierdurch dem Heiligen Geiste etwas genommen werde, was Ihm eigentümlich ist, und was die Heilige Schrift Ihm an verschiedenen Stellen zuschreibt. Aber sie irren sich, denn Gott wirkt durch die Zeichen in einer solchen Weise, dass trotzdem die ganze Kraft des Zeichens vom heiligen Geist abhängt. Es wird dem Zeichen nichts weiter zugeschrieben, als dass es ein untergeordnetes Werkzeug ist, da es, an und für sich wertlos, seine Kraft anderswoher bekommt. Auch der Einwand, dass Gottes Freiheit nicht gebunden werden dürfe, ist oberflächlich, denn freilich hat sich Gottes Gnade nicht so an das Zeichen gebunden, dass sie sich nicht auch über den Bereich dieses Hilfsmittels hinaus vollkommen frei mitteilen könnte. Dann empfangen auch viele das Zeichen, ohne an der Gnade Anteil zu erlangen, da das Zeichen allen gemein ist, d. h. den Guten und Bösen ohne Unterschied, während der Geist nur den Erwählten erteilt wird. Das Zeichen ist aber ohne den Geist wirkungslos.

Im Wort. – D. h. durch das Wort. Dieser Zusatz ist wichtig: denn wenn das Wort wegfällt, so geht die ganze Kraft der Sakramente verloren, da die Sakramente nur die Siegel des Wortes sind. Wenn man diesen Umstand recht bedenkt, wird jeder Aberglaube schwinden. Wie kommt es, dass die Abergläubischen dem Zeichen Wunderkraft zuschreiben? Kommt es nicht daher, dass sie das Wort, das sie auf Gott hinweist, außeracht lassen? Sehen wir auf etwas anderes als auf das Wort, so bleibt nichts Gesundes und Reines, sondern Irrtum folgt auf Irrtum, so dass zuletzt die Zeichen, die von Gott selbst zum Heil der Menschen geheiligt sind, wertlos werden, ja in grobe Abgötterei ausarten. Durch das Wort unterscheiden sich die Sakramente der Frommen von allen Erdichtungen der Ungläubigen. Das „Wort“ ist nämlich die Gnadenverheißung, durch welche die Kraft und der Zweck des Zeichens erklärt wird. Die Weise, wie die Römischen bei den Sakramenten das Wort gebrauchen, widerstreitet freilich dem Wesen der Sache: sie murmeln eine Zauberformel in unbekannter Sprache und wenden sich dabei mehr an das tote Element als an die anwesenden Menschen. Und doch wäre die Hauptsache die belehrende Ansprache an die Gemeinde, durch welche allein das tote Element zum Sakrament wird.

Auf dass er sie ihm selbst darstellte eine Gemeinde, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel oder des etwas, sondern dass sie heilig sei und unsträflich. – Paulus nennt als Zweck der Taufe und Abwaschung, dass wir heilig und unsträflich vor Gott leben sollen. Denn Christus reinigt uns nicht, damit wir uns alsbald wieder in unserem Schmutze wälzen, sondern damit wir unser ganzes Leben hindurch die Reinheit, die wir einmal von Ihm empfangen haben, bewahren. Diese Wahrheit wird durch ein Bild erläutert, welches sich trefflich in den Zusammenhang fügt. Wir hören, dass die Gemeinde herrlich sein soll, die nicht habe einen Flecken oder Runzel. Wie die Schönheit des Weibes etwa die Liebe des Mannes erregt, so will Christus seine Brautgemeinde mit Heiligkeit schmücken, die als ein Zeichen und Unterpfand Seiner Liebe gelten soll. So enthalten unsere Worte eine Anspielung an den Ehestand, sagen aber alsbald ohne Bild, dass die Gemeinde heilig und unsträflich sein soll. Darin steht ihr wahrer Schmuck und die wahre Schamhaftigkeit des Ehegemahls. Es war Christi Absicht, dass Er Seine Gemeinde in solcher Verfassung Ihm selbst darstellte. Also in den Augen des Herrn, nicht nach Menschenmeinung, soll sie heilig sein. Denn für sich will sie Christus so haben; nicht will Er sie anderen vorstellen. Immerhin wird die Frucht dieser verborgenen Reinigkeit nachher auch in äußeren Werken zur Erscheinung kommen. Übrigens missbraucht man des Apostels Aussage, wenn man sie zum Beweise einer vollkommenen Heiligkeit schon in diesem Leben verwertet: Paulus beschreibt ja nicht, was schon erreicht ward, sondern was am letzten Ende durch Christi Reinigungskraft werden soll. Angefangen ist die Heiligung: aber von einer Vollkommenheit, welche den täglichen Fortschritt ausschlösse, kann doch keine Rede sein.