EPHESER

Epheser Kapitel 5 Teil II

Epheser 5.3-7

Hurerei aber und alle Unreinigkeit oder Geiz lasset nicht unter euch genannt werden, wie den Heiligen zusteht, auch nicht schandbare Dinge, alberne Reden oder Scherz, welche euch nicht ziemen, sondern vielmehr, was lieblich lautet. Denn das sollt ihr wissen, dass kein Hurer oder Unreiner oder Geiziger, welcher ist ein Götzendiener, Erbe hat in dem Reich Christi und Gottes. Lasset euch niemand verführen mit vergeblichen Worten; denn um dieser Dinge kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Unglaubens. Darum seid nicht ihre Mitgenossen.

Hurerei aber und alle Unreinigkeit oder Geiz lasset nicht unter euch genannt werden, wie den Heiligen zusteht. – Dieses Kapitel und das dritte Kapitel des Kolosserbriefes haben viel Gemeinsames, was ein verständiger Leser ohne meine Hilfe leicht finden wird. Paulus zählt zunächst drei Stücke auf, die den Christen so fremd sein sollen, dass sie nicht einmal unter ihnen genannt werden; wie man eben für Dinge, die man nicht kennt, auch kein Wort hat. Als Unreinigkeit haben alle schmutzigen und unreinen Begierden zu gelten. Hurerei ist davon nur eine besondere Form. An dritter Stelle steht der Geiz: gemeint ist unmäßige Gier nach Besitz. Besonderen Nachdruck empfängt die ganze Mahnung durch den Hinweis darauf, dass der Apostel nichts anderes fordert, als was den Heiligen zusteht oder ziemt. Damit erscheint jeder geizige, hurerische oder unsaubere Mensch aus dem Kreise der Gemeinschaft der Heiligen ausgeschlossen.

Auch nicht schandbare Dinge, alberne Reden oder Scherz, welche euch nicht ziemen. – Zu diesen ersten drei Stücken kommen andere drei: schandbare Dinge, d.h. alles, was einem Menschen Schande zu machen geeignet ist und mit stiller, bescheidener Frömmigkeit nicht zusammenstimmt. Ferner alberne Reden, d.h. alles törichte, läppische, nutzlose auch frivole und durch seine Gehaltlosigkeit schädliche Geschwätz. Und weil solche Albernheiten sich oft in der Form von Witz und Scherz geben, so untersagt der Apostel endlich den Christen auch jenes scheinbar gewandte, und als solches vielbeliebte und überall gelobte witzige Gebaren, welches doch nur eine besondere Erscheinungsform des albernen Redens ist. Das betreffende Wort, welches wir nur sehr ungefähr mit „Scherz“ wiedergeben, heißt buchstäblich „Wohlgewandtheit“ und bezeichnet bei den heidnischen Schriftstellern in anerkennendem Sinne ein witziges und pikantes, weltgewandtes Wesen, wie man es bei einem gebildeten und geistreichen Menschen gern sieht. Da es aber nun außerordentlich schwerfällt, unterhaltend zu sein, ohne je in lieblosen und bissigen Witz zu verfallen, da überhaupt die fortwährenden Scherzreden eine Stimmung voraussetzen, mit welcher ein frommer Sinn sich schwerlich verträgt, so warnt uns Paulus mit Recht vor diesem ganzen Wesen. Er sagt kurzweg, dass solche Dinge Christen nicht ziemen, also mit der eigentlichen Christenpflicht streiten.

Sondern vielmehr, was lieblich lautet. – Sprachlich kann das betreffende Wort auch heißen „Danksagung“. Sachlich aber liegt ein allgemeiner Gegensatz gegen die Untugenden des gesellschaftlichen Redens näher. Der Gedanke wäre viel zu eingeschränkt, wenn man den Apostel etwa sagen ließe: statt euch in zweifelhaften Späßen und flachen Witzen zu ergehen, danksaget lieber Gott! Der Sinn ist vielmehr: Lasst eure Reden leiblich und wahrhaft anmutig sein! Dem werden wir nachkommen, wenn wir in die Anmut mischen, was wirklich nützlich ist.

Denn das sollt ihr wissen, dass kein Hurer oder Unreiner oder Geiziger, welcher ist ein Götzendiener, Erbe hat in dem Reich Christi und Gottes. – Um die Leser gegen jeden ködernden Reiz der genannten Sünden zu Stärken und ihre Aufmerksamkeit völlig wach zu halten, fügt der Apostel eine scharfe, eindringliche Drohung hinzu: kein Sünder dieser Art hat Erbe in dem Reich Chrsiti und Gottes. Diese Wahrheit steht so unbedingt fest, dass sie mit aller Schärfe unserem Gewissen vorgehalten werden kann. Sollte es aber zu hart und mit Gottes Güte unvereinbar scheinen, dass jedem Menschen, der sich der Hurerei oder der Habsuchtschuldig machte, der Eingang zum Himmelreich verschlossen sein soll, so hebt sich dies durch den einfachen Hinweis, dass der Apostel den bußfertigen Sündern keineswegs die Verzeihung versagen, sondern über die Sünde selbst ein Urteil sprechen will. Als er einmal ähnlich an die Korinther schrieb (1 Korinther 6.11), fügte er sofort hinzu: solche sind euer etliche gewesen, aber ihr seid abgewaschen… Denn wenn ein Mensch in bußfertiger Umkehr sich mit Gott versöhnt, ist er eben nicht mehr, was er war. Solange aber jemand ein Hurer oder Unreiner oder Geiziger ist und bleibt, soll er sich nicht einbilden, dass er an Gott teilhabe: ihm ist jede Hoffnung auf Seligkeit abzuschneiden. – Vom Reiche Christi und Gottes spricht der Apostel, weil Gott Sein Reich dem Sohne übergeben hat, damit wir es durch Ihn gewinnen.

Ein Geiziger, welcher ist ein Götzendiener. – Habsucht ist Abgötterei; nicht in dem geläufigen, von der Schrift verdammten Sinne, sondern ein Götzendienst anderer Art. Ein habsüchtiger Mensch sagt seinem Gott ab, indem er an seine Stelle den Reichtum setzt: das kann bei der blinden Wut der Begier gar nicht anders sein. Ähnlich steht es freilich bei jeder Leidenschaft, wie z.B. beim Ehrgeiz oder der eitlen Selbstüberhebung. Die Habsucht aber brandmarkt der Apostel ganz besonders, weil sie eine so verbreitete Untugend ist, welche nur zu viele Seelen ansteckt. Zudem hält man sie womöglich noch für eine Tugend. Diese falsche Stimmung möchte Paulus uns austreiben, wenn er gerade nur die Habsucht als einen Götzendienst bezeichnet.

Lasset euch niemand verführen. – Es hat immer gottlose Hunde gegeben, welche die Drohung der Propheten bespöttelten und belachten, ebenso wie heutzutage. Denn zu allen Zeiten erweckt Satan solche Giftmischer, die mit gottlosem Gerede Gottes Gerichte verhöhnen, und damit solche Gewissen, die noch nicht sehr fest in der Gottesfurcht gegründet sind, wie mit einem Zaubertranke einschläfern. Sie sagen: das ist ein leichtes Vergehen, die Hurerei ist vor Gott nur ein Scherz, Gott ist unter dem Gesetz der Gnade nicht so grausam, er hat uns nicht erschaffen, um an uns zum Henker zu werden, die Schwachheit der Natur entschuldigt uns, und Ähnliches. Paulus dagegen warnt uns mit dem größten Nachdruck vor solcher Täuscherei, welche den Gewissen einen Strick zum Verderben dreht.

Denn um dieser Dinge kommt der Zorn Gottes. – Die Gegenwartsform könnte auf ein mit unbedingter Sicherheit eintretendes künftiges Ereignis, also auf das jüngste Gericht deuten. Lieber verstehe ich jedoch den Ausdruck allgemein: der Zorn Gottes pflegt zu kommen. So würde der Apostel an die offensichtlichen Gottesgerichte denken, welche schon jetzt über solche Sünden ergehen. Wer nicht ganz blind und stumpf ist, kann ja spüren, wie Gott sich durch Seine Strafexempel als den gerechten Rächer alles Bösen erweist, der ebenso die einzelnen züchtigt, als auch über ganze Städte, Reiche und Völker Seinen Zorn ausschüttet. Beachtenswert erscheint die Wendung, dass der Zorn über die Kinder des Unglaubens, d.h. über solche Leute kommt, die sich wider Gott auflehnen. Der Apostel, der ja zu Gläubigen redet, will dieselben weniger durch Hinweis auf gerade ihnen drohende Gefahren schrecken, als vielmehr wach erhalten, damit sie Gottes schreckliche Gerichte wie in einem Spiegel an den Gottlosen schauen lernen. Denn gegen Seine Kinder stellt Gott sich nicht schrecklich, dass sie vor Ihm fliehen, sondern Er sucht sie wie ein Vater möglichst an sich zu locken. So zieht denn der Apostel lediglich den Schluss, dass es für die Gläubigen gilt, sich nicht zu Mitgenossen der Bösen machen zu lassen, da sie ja deren traurigen Ausgang voraussehen.