EPHESER

Epheser Kapitel 4 Teil VIII

Epheser 4.29-31

Lasset kein faul Geschwätz aus eurem Munde gehen, sondern was nützlich zur Besserung ist, da es nottut, dass es holdselig sei zu hören. Und betrübet nicht den heiligen Geist Gottes, damit ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung. Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung sei ferne von euch samt aller Bosheit.

 

Lasset kein faul Geschwätz aus eurem Munde gehen, sondern was nützlich zur Besserung ist, da es nottut, dass es holdselig sei zu hören. – Erstlich will der Apostel aus den Reden der Gläubigen alles entfernt wissen, was faul und schmutzig ist. Er denkt dabei etwas an lüsterne Witze, welche die Begierde zu wecken pflegen. Weiter aber begnügt er sich nicht, das Böse zu hindern: er will unsere Reden auch der Erbauung dienstbar machen. Heißt es in Kolosser 4.6: Eure Rede sei mit Salz gewürzet, so erscheint hier dieser Gedanke in einer etwas anderen Form: wir sollen reden, was nützlich zu Besserung, wörtlich zur Erbauung ist, das heißt, was dem Wachstum des inneren Lebens dient. Wollen wir dies erreichen, so gilt es darauf zu achten, dass unsere Rede holdselig sei zu hören. Wörtlich: dass sie dem, der sie hört, eine Gnadengabe (also Trost, Mahnung, usw.) mitteile.

Und betrübet nicht den heiligen Geist Gottes, damit ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung. – Da der Heilige Geist in uns wohnt, so müssen Leib und Seele in allen ihren Teilen ihm geheiligt sein. Wenn wir uns nun der Unreinigkeit ergeben, so treiben wir ihn gleichsam aus seiner Wohnung. Um dies allgemein verständlich auszudrücken, legt Paulus dem Heiligen Geiste menschliche Gefühle, nämlich Freude und Traurigkeit bei. Er sagt: Gebet euch Mühe, dass der Heilige Geist gerne bei euch wohne, wie in einem freundlichen und angenehmen Hause, und gebt ihm nie Anlass zur Traurigkeit. Andere lassen freilich den Apostel sagen, dass wir den Heiligen Geist bei anderen betrüben, wenn wir fromme Brüder, die nun vom Heiligen Geiste regiert werden, durch schmutzige Reden und der gleichen beleidigen; denn fromme Ohren verwerfen nicht nur alles, was wider die Frömmigkeit streitet, sondern können dergleichen nur mit tiefster Betrübnis anhören. Aber aus dem Folgenden geht hervor, dass dies hier nicht die Meinung ist. Paulus sagt: mit welchen ihr versiegelt seid. Also weil Gott uns mit seinem Geiste versiegelt, so betrüben wir Ihn, wenn wir nicht seiner Führung folgen, sondern uns mit gemeinen Leidenschaften beflecken. Es lässt sich nicht aussagen, wie wichtig dieser Satz ist, dass der Heilige Geist sich freut und sich wohlfühlt bei uns, wenn wir uns Ihm in allem willfährig zeigen, nichts denken und nichts sprechen, was nicht rein und heilig ist; dass wir Ihn aber betrüben, so oft wir etwas zulassen, dass unserer Berufung unwürdig ist. Nun möge ein jeder bei sich bedenken, welch eine schreckliche Gottlosigkeit es ist, den Heiligen Geist zu betrüben, so dass Er sich zuletzt gezwungen sieht, von uns zu weichen. Ähnlich, und doch in einem etwas anderen Sinne redet der Prophet Jesaja (63.10) davon, dass die Sünde den Heiligen Geist erbittert und entrüstet: er schwebt hier mehr der Gedanke an eine Reizung zum Zorn vor. – Von einer Versiegelung durch den Geist kann gesprochen werden, weil der Heilige Geist gewissermaßen das Siegel ist, welches uns von den Verworfenen unterscheidet, an welchem wohl auch Gott selbst Seine Kinder erkennt. Dies Siegel ward unseren Herzen eingedrückt, um uns die Gewissheit unserer gnädigen Annahme zur Gotteskindschaft zu geben. Die Versiegelung währt bis auf den Tag der Erlösung, also bis uns der Herr in den Besitz des verheißenen Erbes einsetzt. Tag der „Erlösung“ heißt dieser Tag, weil wir erst dann von all unserem Jammer erlöst werden. Über die Doppelbedeutung des Wortes „Erlösung“ haben wir uns ja in Römer 8.23 und 1. Korinther 1.30 geäußert.

Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung sei ferne von euch samt aller Bosheit. – Hatte Paulus kurz zuvor die Zornwütigkeit verurteilt, so kommt er jetzt darauf, zugleich aber auch auf seine gewöhnlichen Begleiterscheinungen, zurück, als da sind bittere Streitereien und Lästerungen, Grimm und Zorn unterscheiden sich nur wenig: das erste Wort bezeichnet mehr die innere, verhaltenen Gesinnung, das letztere mehr den offenen Ausbruch. Die Bosheit soll aus dem Wege geräumt werden, damit die übrigen hier genannten Laster nicht aufwachen. Gemeint ist jeder verkehrte, wie man sagt „boshafte“ Sinn, welcher das Gegenteil von Freundlichkeit und Billigkeit ist.