1. Petrus Kapitel 2 Teil VI

1. Petrus 2.17

Tut Ehre jedermann. Habt die Brüder lieb. Fürchtet Gott. Ehret den König.

 

Dieser Vers fasst die vorigen kurz zusammen: Er weist darauf hin, dass man weder Gott fürchten noch den Menschen ihr Recht geben kann, wenn nicht die öffentliche Ordnung aufrechterhalten wird und die Obrigkeiten das Regiment in der Hand behalten. Dass man jedermann Ehre beweisen soll, verstehe ich dahin, dass man niemand in dieser Hinsicht vernachlässigen soll. Denn wir haben es mit einer allgemeinen Vorschrift zu tun, welche der Erhaltung und Pflege menschlicher Gemeinschaft dient. „Ehre“ ist für die Hebräer ein sehr weiter Begriff; und wir wissen, dass die Apostel, obwohl sie griechisch schrieben, sich der Ausdrucksweise dieser Sprache bedienten. Darum scheint mir der Ausdruck nichts anderes zu besagen, als dass man auf jedermann die schuldige Rücksicht nehmen soll. Denn so viel an uns ist, müssen wir Friede und Freundschaft mit allen Menschen pflegen; der Eintracht steht aber nichts mehr entgegen als Verachtung. Die angeschlossene Mahnung „Habt die Brüder lieb“ ist eine besondere Anwendung des ersten Satzes. Denn sie bezieht sich auf die einzigartige Liebe, mit der wir die Genossen des Glaubens umfassen sollen, weil uns ja ein besonders enges Band mit ihnen verknüpft. Petrus will also nicht, dass man diese Stufen überspringe; aber erinnert doch, dass der Vorzug, der den Brüdern gebührt, unsere Liebe nicht hindern soll, sich auf das ganze Menschengeschlecht auszudehnen.

Fürchtet Gott. – Ich sagte schon, dass Petrus alle diese Sprüche seiner gegenwärtigen Absicht dienstbar macht. Seine Meinung ist, dass die Ehre, die man den Königen beweist, aus der Furcht Gottes und der Liebe zu den Menschen entspringt und darum mit diesen Tugenden sich verbindet. Es ist, als hätte er gesagt: Wer nur immer Gott fürchtet, seine Brüder liebt und das ganze Menschengeschlecht mit schuldigem Wohlwollen umfasst, wird auch den Königen ihre Ehre geben. Dabei nennt der Apostel ausdrücklich „den König“, dass heißt den römischen Kaiser, weil diese Regierungsform vor andern verhasst war und alle übrigen unter sich befasste.