1. Petrus Kapitel 1 Teil VII

1. Petrus 1.23-25

Als die da wiederum geboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem Wort des lebendigen Gottes, der da ewiglich bleibet. Denn „alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit der Menschen wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorret, und die Blume abgefallen; aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit.“ Das ist aber das Wort, welches unter euch verkündiget ist.

 

Als die da wiederum geboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem Wort des lebendigen Gottes, der da ewiglich bleibet. – Das ist ein weiterer Grund für die Ermahnung: Wenn wir neue, von Gott wiedergeborene Menschen sind, müssen wir ein Leben führen, welches Gottes und der geistlichen Erneuerung würdig ist. Es ist nun möglich, unseren Satz mit den folgenden Ausführungen zu verbinden: Weil ihr als Gottes Kinder geboren seid, müsst ihr auch (2.2) nach der Milch, die von Ihm stammt, begierig sein. Doch lässt sich der Gedanke auch allgemeiner fassen, so dass er auch mit dem Vorangehenden in Verbindung steht. Denn Petrus trägt überhaupt zusammen, was den Eifer für ein rechtes und heiliges Leben in uns wecken kann. Er will einprägen, dass wir nicht Christen sein können ohne Erneuerung. Denn das Evangelium wird nicht gepredigt, damit wir es nur hören, sondern damit es als ein Same unsterblichen Lebens unser Herz von Grund aus umbilde. Des Weiteren wird Gottes Wort zu einem vergänglichen Samen in Gegensatz gestellt, damit die Gläubigen wissen, dass sie ihre alte Natur verleugnen müssen, und damit der gewaltige Unterschied zwischen den Kindern Adams, die nur in diese Welt hineingeboren werden, und den Kindern Gottes offenbar werde, die eine Erneuerung zu himmlischem Leben erfahren. Übrigens lässt der griechische Wortlaut eine doppelte Verbindung zu. Wir werden wiedergeboren entweder aus dem Wort des lebendigen Gottes, der da ewiglich bleibet, oder „aus dem lebendigen Wort Gottes, das da ewiglich bleibet.“ Ich halte es für ungezwungener, die Eigenschaftswörter auf Gott zu beziehen. Sie wurden aber gewählt entsprechend dem Zusammenhang unserer Aussage. Denn wie im Hebräerbrief (4.12) der Apostel aus der Tatsache, dass Gott alles durchschaut und nichts Ihm verborgen ist, den Schluss zieht, dass auch das Wort eben dieses Gottes bis ins innerste Mark dringt und Gedanken und Gesinnungen scheidet, so hat es auch in unserer Stelle seine Beziehung auf das Wort, wenn Petrus Gott selbst als den lebendigen bezeichnet, der ewiglich bleibt; denn im Wort strahlt jene Ewigkeit Gottes wie in einem lebendigen Spiegel wider.

Denn alles Fleisch ist wie Gras. – Sehr passend wird die Stelle aus Jesaja (40.6 ff.) zum Beweis für den doppelten Gedanken verwendet, wie flüchtig und jämmerlich auf der einen Seite der Zustand ist, in welchen der Mensch zuerst hineingeboren wurde, wie groß aber auf der anderen Seite die Gnadengabe der Wiedergeburt ist. Der Prophet handelt an dieser Stelle von der Erneuerung der Gottesgemeinde; um für sie Raum zu schaffen, macht er die Menschen zunichte, damit sie nicht Gefallen an sich selber haben. Mit den Worten „ja, das Volk ist das Heu“ unterstellt er die Juden ausdrücklich der Eitelkeit, um ihnen dann die Herrlichkeit durch den Herrn zu verheißen. Ehe den Menschen nicht ihre Nichtigkeit gezeigt ist, sind sie ja nicht gerüstet, Gottes Gnade zu ergreifen. Weil nun aber der Mensch, an dem so viele Vorzüge sich sehen lassen, nicht leicht zu überzeugen ist, dass er dem Gras gleiche, so räumt der Prophet ein, dass das Fleisch eine gewisse Herrlichkeit besitzt. Damit aber diese nicht unsere Augen bestricke, sollen wir wissen, dass des Grases Blume leicht verwelkt.

Das Gras ist verdorret. – Viele Ausleger beziehen diesen Satz nur auf die Außenseite des Menschen. Das ist aber ein Irrtum. Man muss darauf achten, dass Gottes Wort dem Menschen gegenübergestellt wird. Wäre nur an den Leib und die Dinge des gegenwärtigen Lebens zu denken, so müsste im zweiten Satzglied etwa erinnert werden, dass die Seele weit vorzüglicher sei. Nun steht aber hier im Gegensatz zur Blume des Grases nichts anderes als das Wort Gottes; so folgt, dass im Menschen ganz und gar nur Eitelkeit gefunden werden soll. Wenn also Jesaja von dem Fleisch und seiner Herrlichkeit spricht, denkt er an den ganzen Menschen in allen seinen Teilen, wie er an sich selbst ist; denn was er dem Worte Gottes als eigentümlichen Besitz zuschreibt, will er dem Menschen absprechen. Kurz, der Prophet verfolgt denselben Gedanken wie Christus (Johannes 3.3), dass der Mensch dem Reiche Gottes sehr fern steht, ganz und gar irdisch, hinfällig und eitel ist, wenn er nicht von neuem geboren wird.

Aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit. – Der Prophet will nicht lehren, was das Wort Gottes in sich ist, sondern als welches wir es erfahren. Denn nachdem der Mensch in sich selbst ganz leer geworden ist, bleibt ihm nur übrig, das Leben anderswo zu suchen. Auf Grund des Prophetenspruches erkennt also Petrus dem Wort Gottes die Kraft und Wirksamkeit zu, dass es uns ein festes und ewiges Sein verschafft. Denn eben darum zielt der Prophet, dass wir Beständigkeit des Lebens allein in Gott haben, dass uns dieselbe aber durch das Wort mitgeteilt wird. Wie hinfällig also der Mensch von Natur ist, so wird er doch ewig durch das Wort, weil er zu einer neuen Kreatur umgeschaffen wird.

Das ist aber das Wort, welches unter euch verkündiget ist. – Bei dem Hinweis auf Gottes Wort werden wir nun zuerst erinnert, wie verkehrt es ist, dasselbe in der Luft oder im Himmel weit entfernt von uns zu suchen. Wir müssen es vielmehr so erkennen, wie es uns vom Herrn geoffenbart ward. Was ist also das Wort des Herrn, welches uns lebendig macht? Gesetz, Propheten und Evangelium. Wer über diese Schranken der Offenbarung hinausschweift, greift statt des Wortes des Herrn nur Satans Lügen und eigene Träume. Habe ich doch soeben schon erinnert, dass hier nicht von einem Wort die Rede ist, welches in Gottes Herz verschlossen und verborgen bleibt, sondern welches aus Seinem Munde zu uns ausging. So muss man auf der anderen Seite dafürhalten, dass Gott durch die Apostel und Propheten zu uns reden wollte, und dass ihr Mund der Mund des einigen Gottes ist. Wenn Petrus ausdrücklich daran erinnert, es handle sich um das Wort, das unter uns verkündigt ist, so gibt er zu verstehen, dass man das Wort nirgends anders als in der Predigt suchen muss, die an uns ergeht; sicherlich werden wir jene Kraft der Ewigkeit nicht anders erleben als durch den Glauben. An Glauben aber ist nur zu denken, wenn wir wissen, dass das Wort für uns bestimmt ist. Eben darauf zielt, was Mose dem Volk zurief (5. Mose 30.12): „Sprich nicht in deinem Herzen: Wer wird uns in den Himmel fahren? Das Wort ist gar nahe bei dir in deinem Munde und in deinem Herzen.“ Denn Paulus macht deutlich, dass dies mit der Darlegung des Petrus zusammenstimmt, indem er darauf hinweist (Römer 10.8): „Dies ist das Wort vom Glauben, das wir predigen.“ Es ist nun kein gewöhnliches Lob, mit welchem Petrus die äußere Predigt auszeichnet, wenn er verkündet, dass sie lebendig macht. Gewiss ist es Gott allein, der die neue Geburt schafft, aber er gebraucht dafür den Dienst der Menschen. Darum kann Paulus rühmen (1. Korinther 4.15), dass die Korinther geistlich von ihm gezeugt wurden. Gewiss ist weder der pflanzt etwas, noch der da begießt; so oft aber der Herr ihre Arbeit segnen will, schafft Er durch die Kraft Seines Geistes, dass ihre Lehre wirksam werde. So kann die Stimme, die an sich tot ist, ewiges Leben vermitteln.