12. Mai

    Römer 8.7

    Denn fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott, sintemal das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag es auch nicht.

    Denn es vermag es auch nicht – so steht es mit der Kraft des Freien Willens, welche oberflächliche Moralprediger bis in den Himmel erheben! Gegenüber diesem geläufigen Irrtum sagt Paulus hier mit klaren Worten, dass wir unsere Triebe nicht zum Gehorsam gegen das Gesetz zu zwingen vermögen. Jene Moralprediger sagen, dass das Herz sich nach beiden Seiten hin entscheiden könne; wenn nur der Geist einen leisen Anstoß gebe, so stehe es in unserer Macht, zwischen Gut und Böse zu wählen; es gäbe demgemäß gute Regungen unserer Natur, welche als Vorbereitungen für den Empfang der Gnade zu gelten hätten. Paulus dagegen verkündet, dass unser Herz von Härtigkeit und ungezähmten Widerspruchsgeist strotzt, so dass es natürlicherweise nie bereit sein wird, sich dem Joch des Herrn zu beugen. Dabei handelt es sich auch nicht um diese oder jene einzelne Neigung, sondern unterschiedslos um alle unsere Herzensregungen. Möge darum jener heidnisch-philosophische Satz vom Freien Willen kein Christenherz vergiften! Wer sich selbst kennt, wird bekennen, dass er ein Knecht der Sünde ist, welchen erst Christi Gnade frei machen muss (Johannes 8.34 & 36). Sich einer anderen Freiheit zu rühmen ist vollendete Torheit.

    (Calvin)