JONA-PREDIGTEN

7. Jona-Predigt - Teil III

 

Matthäus 12.40

Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauche des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein.

Darin liegt auch der Grund, weshalb Jona dreimal errettet wurde, zweimal vor dem gerechten Zorne Gottes und einmal aus dem Bauche des Fisches. Dass Fleisch sträubt sich wider den Willen Gottes. Es kommt bei uns aus angeborener Feindschaft wider Gott, aus Ungehorsam und Unglauben hervor. Und wer es erfahren hat, der weiß es, dass nichts so sehr den Zorn Gottes wider uns reizen muss, als eben dieses sich-Sträuben wider Gottes allerheiligsten Willen, in welchem allein unsere Seligkeit liegt!

Jona hat diesem Fleische nachgegeben; und das tun wir alle. Darum würden wir alle auch bereits lange verzehrt sein und wäre auch Jona verzehrt worden, läge der Grund, dass wir in Gottes großer Langmut getragen und vor dem Zorne errettet werden, nicht außer uns! Unserem teuren Heilande war die Quelle des fleischlichen sich-Sträubens in der Weise fremd, als Er der Heilige Gottes war. Aber dieses fleischliche sich-Sträuben hat Er selbst um unseretwillen tief empfunden. Er allein hat diesem Fleische nicht nachgegeben, Er ist dem Willen des Vaters gehorsam geblieben bis in den Tod, ja bis in den Tod des Kreuzes hinein! Das ist es, was der Apostel Paulus bezeugt: Er ist versucht gewesen allenthalben gleich wie wir, doch ohne Sünde. Denn wenn Er auch in den Psalmen über das sich-Sträuben des Fleisches als über Seine Sünde, Schuld und Torheit klagt, so war das alles doch Ihm nicht eigen, sondern es war unseres Fleisches Sünde, Schuld und Torheit, welche auf Ihn anlief, da Er für uns in dem Fleische war! Durch ewigen Geist gab Er aber solchem sich-Sträuben in keinem Stücke nach, sondern Er trug den Sieg darüber davon. Und Er überließ sein Fleisch dem Tode, dem Fluch und Zorn nicht anders, als um auch das Fleisch selbst davon zu erretten. So hat Er alles aus dem Verderben heraus Gott alles wiedergebracht. Durch Seine Gerechtigkeit hat Er Gottes Gerechtigkeit Genugtuung verschafft und uns dadurch mit Gott versöhnt, so dass wir in solcher Gerechtigkeit Gott angenehm und wohlgefällig gemacht sind!

Da habt ihr den Grund, auf welchem Jona so gewiß stand, als er die Verheißung von Christus gekannt und geglaubt hat, und nach Petri Aussage der Geist Christi in ihm war. Betrachten wir Jona bei dem heiligen Gesetze Gottes, welches kein Mensch bei Verlust seiner Seele übertreten darf, so war er verloren, wie wir alle vor diesem heiligen Gesetz Gottes verloren sind. Denn im Anfange seines Weges, welcher nach Ninive führte, war er ungehorsam, und am Ende dieses Weges zeigte er gegen Gott und seinen Willen lauter Unverstand. Der Teufel hat demnach auch alles Recht gehabt, ihn vor Gott zu verklagen und ihm zu widerstehen, dass er nicht zur Seligkeit Gottes gelangte – denn wie darf ein Ungehorsamer und einer, der herzenshart und unvernünftig gegen Gott ist, bei dem heiligen und allein weisen Gott wohnen? Und wie wäre es mit Gottes Heiligkeit in Übereinstimmung zu bringen, dass er sich mit einem solchen noch abgeben sollte? Es liegt in Gottes Wesen! Es liegt in Seiner Gerechtigkeit, dass Er nichts mehr fordert als da ist! Und dass Er gibt, was nicht da ist! Und wiederum liegt es in Seiner Gerechtigkeit, dass Er die innere Rebellion, den Aufstand des menschlichen Ichs gegen Seinen heiligen und allein guten Willen, gegen Seine Wege und Wort mit dem ewigen Tode strafen muss! Wir Menschen klagen gewöhnlich über Sünden des Leibes, über Sünden, die wir nicht ableugnen können, die uns zu sehr überzeugen, dass wir Sünder sind, und sind nicht eingedenk, dass die Wurzel aller Sünden, die schrecklichste aller Sünden, unsere Schilderhebung wider Gottes Wort und Willen ist! Was aber diese Sünde zuwege gebracht hat, hat sich am deutlichsten herausgestellt bei unseren Ersteltern im Paradies. Wie Gott diese Sünde, welche wir alle in Adam gesündigt haben, manchmal bestraft hat, wissen wir aus der Geschichte der Sintflut, aus der Geschichte Koras, und ganz schlagend aus der Geschichte der Zerstörung Jerusalems. Diese Sünde, unser aller Sünde, war auch Jonas Sünde – warum hat der Herr nicht auch ihn erschlagen, warum uns nicht bis auf den heutigen Tag?

Jona hat einen Bürgen für seine Schuld gehabt, einen barmherzigen Hohepriester, versucht in allen Dingen gleich wie er: Den verheißenen Messias. Dieser hat auch für Jona die Wirkungen des sündhaften Fleisches in dem Leibe Seines Fleisches getötet, zerbrochen und zunichte gemacht. Und Er hat Jona bedeckt mit Seiner Gerechtigkeit! Eingedenk, dass Jona Staub und Asche war, hat Er nicht mit ihm getan nach seinen Sünden, sondern hat sich seiner erbarmt mit ewiger Erbarmung! Durch Ihn wurde Jona dreimal errettet vor dem Zorne Gottes! Und das nicht allein, sondern um des Gesalbten willen ist auch die Salbung auf Jona gekommen, so dass er bei all seiner Verkehrtheit dennoch geleitet und getrieben worden ist von Gottes Geist, um in Gottes Willen und Wegen einherzugehen. Dadurch ist es geschehen, dass Jona sich selbst verleugnet hat, und der Liebe des Nächsten vollgewesen ist, da er die Schiffsleute um seinetwegen in Pein, in Angst und Lebensgefahr sah, und hat sich selbst über Bord werfen lassen. Und durch diesen Geist geschah es auch, dass er den Glauben nicht drangab, da er in seinen Sünden von den Schiffsleuten gefunden wurde, sondern vor den Heiden seinen Herrn bekannte und nicht verleugnete, indem er aussprach: Ich bin ein Hebräer und fürchte den Herrn Gott vom Himmel. Durch diesen Geist ließ er auch nicht ab von dem Herrn, da er sich in dem Bauche der Hölle befand, und war mächtig im Glauben und sprach in der Finsternis: Dennoch werde ich den Tempel deiner Herrlichkeit wiedersehen. Durch diesen Geist war er dem Worte des Herrn, da es zum andern Male zu ihm kam, gehorsam und schuf durch seine Predigt eine Höllenstadt um in eine Stadt, die vom Herrn begnadet war. Durch diesen Geist hielt er fest an dem Herrn mitten in seinem Überdruß und Zorn, suchte es bei dem Herrn, warf sich dem Herrn, der ihn nicht verstand, zu Füßen ohne Heuchelei, zeigte er sich wie er war, tat nicht wie Kain, sondern wie ein Kind im Hause, dass seines Erbteils gewiss ist – aber durch diesen Geist schwieg er auch und tat seinen Mund nicht mehr auf vor dem Herrn, und war sein Schweigen ein lautes Predigen: Ich bin nicht wie du, aber wo ist ein solcher Gott wie du bist, meine Blume ist abgefallen, aber dein Wort bleibt in Ewigkeit!