2. Korinther 5.21:
Denn Er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in Ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.
Hier sehen wir, wie es nach Paulus Ansicht keinen anderen Zugang zu der Gnade gibt, als den, der sich auf das Opfer Christi gründet. Dahin allein müssen wir die Seele emporheben, wenn wir Vergebung suchen. Hier wird die Lehre des Apostels von der Rechtfertigung völlig klar: Wir haben nur dann einen gnädigen Gott, wenn Er uns als gerecht annimmt. Es ist völlig einerlei, zu sagen, dass wir von Gott zu Gnaden angenommen, oder dass wir von Ihm gerecht geschätzt werden. Christus, der von keiner Sünde wusste, dass heißt, der keine Sünde an Sich selbst erfahren hatte und völlig von ihr frei war, Er ward für uns zur Sünde gemacht: Sünde kurzweg heißt sehr oft das Sündopfer, welches die Sünde darstellt und sühnt. Diesen namentlich hebräischen Sprachgebrauch übernimmt hier auch Paulus. Noch deutlicher aber wird das Wort sowohl wie der Zusammenhang des ganzen Satzes, wenn wir auf den Gegensatz achten. Der Sünde tritt die Gerechtigkeit gegenüber. Eben dadurch werden wir Gerechtigkeit vor Gott, dass Christus zur Sünde gemacht wird. Dabei ist nicht an eine Gerechtigkeit als persönliche Eigenschaft oder Zustand zu denken, die uns etwa eingeflößt würde, sondern lediglich an die Zurechnung, kraft deren Christi Gerechtigkeit uns gutgeschrieben wird, als wäre sie die unsrige. Im Gegensatz dazu ist Sünde die Schuld, welche uns vor dem Gerichte Gottes belastet. Wie aber einst der Fluch des Menschen auf das Opfertier geworfen wurde, so ist Christi Verdammnis unsere Freisprechung, und durch Seine Wunden sind wir geheilt.
(Calvin)