JONA-PREDIGTEN

4. Jona-Predigt - 1. Teil

 

Und der Herr sprach zum Fisch, und derselbe speite Jona aus ans Land.

So ist denn Jonas Gebet zum dem Gott seines Lebens nicht vergeblich gewesen. Und unsere Geschichte ist ein neuer Beleg zu der Wahrheit, welche die tief bekümmerte Hanna, errettet aus ihrer Seelennot, in ihrem Lobliede aussprach: Er tötet, auch macht Er lebendig; Er führt zur Hölle, Er führt auch wieder heraus! Jonas Gebet in dem Bauche des Fisches war von dem Herrn, und die Erhörung des Gebets war schon bereitet, bevor Jona noch geboren war. Es ist ein sicherer Beweis des Lebens, ein Beweis, dass die tiefbekümmerte Seele ihre Bitte, die sie bittet von dem Herrn, auch bekommen wird, wenn sie mal anfängt zu schreien, zu wimmern und zu girren! Anfängt zu ringen und zu klagen, zu rufen ohne Rast: Lass mich leben, dass ich dich lobe! Was hast du an meinem Tod? Wenn die Not so arg ist, dass man es wohl für gewiss halten muss, hier ist in Ewigkeit keine Errettung möglich, wenn der Herr es nicht tut, so wird der Herr alsbald das Gelübde in das Herz legen: Ja, willst du mich noch aus dieser Not erretten – was ich freilich für unmöglich halte, denn was sollte ein durchaus so Ungerechter wie ich bin, bei einem solchen gerechten und heiligen Gott wie du bist länger verweilen – willst du mich aber dennoch aus dieser meiner Hölle noch mal herausbringen, so wirst du mein Leben lang und in Ewigkeit mein Gott sein! Es muss mit allen Elenden, die hernach in der Herrlichkeit Gottes, in der Herrlichkeit Seiner Errettung allein Herrlichkeit sehen, erst dahin kommen, dass sie bekennen: Es ist mit mir ein Garaus, das Heil ist des Herrn. Dahin bringt es aber der Herr mit ihnen, auf dass sie Seiner Heiligkeit und Seligkeit auf ewig teilhaftig seien und in Gottes Wegen bleiben, wie verkehrt und verdreht sie auch an und für sich selbst sind. Denn sollen wir in Wahrheit belehrt sein, dass das Heil nicht unser ist, nicht des Fleisches ist, nicht des Gewilltseins oder Laufens ist, sondern des erbarmenden Gottes allein ist, so werden wir wohl zuvor unsrer großen und schrecklichen Not wegen es drauf und dran geben müssen, das Heil noch anderswoher zu erwarten. Es ist uns dann ergangen wie Jona da er im Bauche des Fisches war, also in der Macht des Todes und der Hölle lag: Da war keine Errettung mehr möglich, denn allein von demselben Gott, dessen Wogen und Wellen über ihn hergingen! Aber dieser Gott errettet auch zuletzt ganz wunderbarlich. Das tut Er um Seines lieben Sohnes willen, der gesagt hat: Du wirst meine Seele in der Hölle nicht verlassen! und wiederum: Du tust mir kund den Weg zum Leben. Er, der den Brüdern in allem gleich gemacht wurde, auf dass Er barmherzig würde und ein treuer Hoherpriester, zu versöhnen die Sünde des Volkes, der allenthalben versucht wurde gleich wie wir, lernte es in den Tagen Seines Fleisches von der Geschichte Jonas, dass Er für Sein armes und elendes Volk drei Tage und drei Nächte in dem Herzen der von Gott verfluchten Erde als Fluch und Sünde, als des Todes und der Hölle Beute liegen müsse und alle die schrecklichen Anfechtungen für uns würde durchzumachen haben. Er wusste aber, dass Er es für das erwählte Volk tun würde, welches in der Hölle, in der Macht der Sünde und des Todes sich befand. Er wusste auch, dass es der Wille des Vaters war, dass durch Sein von der Hölle Verschlucktsein die Hölle und der Tod selbst zum Siege verschluckt werden sollten. Und sie sollten errettet sein auf ewig in Seinen Armen, die in den Banden des Todes und der Hölle lagen. Darum sprach Er durch den ewigen Geist zu Seinem Vater: Du wirst meine Seele nicht in der Hölle verlassen! – als wollte Er sagen: Du weisst es, dass ich nach deinem Willen zur Hölle fahre, um die Elenden zu erretten, darum wirst du wohl mitten in solcher Hölle meine Seele bewahren. Darum traue ich es dir auch zu, dass, ob ich gleich den Pfad nicht weiss, aus solcher Macht und Banden des Todes hinwegzukommen, du aber den Pfad zum Leben mir dann wirst kund tun, dass ich meine Erlösten, die da liegen in Schatten und Banden des Todes, mit mir hinaufgebracht habe.

Und dieses du wirst meine Seele nicht in der Hölle verlassen und du tust mir kund den Weg zum Leben wirkt Er durch Seinen Geist hinein in das Herz aller Seinen, die mit Seinem teuren Blut erkauft sind, so dass sie auch solchen Glauben bekommen, um es in Ihm, dem mit Sieg gekrönten Haupte, wenn auch mit Zittern und Beben, mitten im Bauch der Hölle auszusprechen: Du wirst meine Seele nicht verlassen; dennoch werde ich den Tempel deiner Heiligkeit wiedersehen. Da können sie denn auch nicht anders, als dass sie anfangen zu schreien zu dem Herrn. Und bekommt man dann, wenn man alle Hoffnung auf Errettung drangegeben hatte, den Herrn wieder zu Gesicht, so ist es auch der Herr allein, in dem man den Weg zum Leben, zum Ausgang aus dieser Macht der Bande des Todes erblickt. Und indem man es gewahr wird, dass das Heil allein des Herrn ist, erfährt man auch dasselbe was Jona erfuhr: Der Herr sprach zu dem Fisch. Konnte denn das Ungeheuer, das gar kein Organ für Gottes Stimme zu haben scheint, dennoch Gottes Stimme vernehmen? O gewiss, so gut wie ein Hund seines Herrn Stimme vernehmen und seinen Willen verstehen kann, ebenso konnte das Seeungeheuer die Stimme seines Schöpfers vernehmen und Seinen Willen verstehen. Prächtig lautet es, wie es die Züricher Bibel übersetzt: Es hat nach dem der Herr dem Fisch geheißen. Dieses nach dem spricht das Ende des Streits aus und des Leidens, welches Jona gelitten hat. Das Ende seines Ringens, seines Verzagens, seiner namenlosen Angst, seiner Ratlosigkeit. Ja, seiner Verzweiflung worin er gewesen ist, da ihm das Wasser des Zornes bis an die Seele gestiegen ist. Dieses nach dem ist wie ein Lichtstrahl in der Finsternis zum Trost aller Angefochtenen. Jesus Christus ist gestern und heute derselbe bis in alle Ewigkeit. Also wenn Streit und Leiden da sind, wenn Not, Angst, Ratlosigkeit und Verzweiflung sich auftürmen, und die Glieder wie zusammengebunden liegen in der Macht der Hölle, so dass der Elende gekrümmt ist in dem Bauch seiner Not, und es kommt dann, wo nun gar alle Aussicht auf Errettung verschwunden ist, ein Hilferufen zu dem allmächtigen Erbarmer, der doch inmitten des Zorns der Gnade kann eingedenk sein: Alsbald müssen Tore und Riegel zerspringen, alsbald muss der Teufel seinen Fang wiedergeben, die Hölle ihre Beute lassen, und es muss eine vom Satan gebundene Tochter Abrahams wieder aufrecht gehen in der Gesundheit ihres Erretters, dessen Händeauflegung zur Wiederherstellung gar eine andere Macht hat als die Macht der ganzen Hölle zur Vernichtung. Und hat Er die Sünden, wer wird noch Sünden vorrücken können?