RÖMER

Römer Kapitel 5 Teil III

Römer 5.6-9

Denn auch Christus, da wir noch schwach waren nach der Zeit, ist für uns Gottlose gestorben. Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen dürfte vielleicht jemand sterben. Darum preist Gott seine Liebe gegen uns, dass Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren. So werden wir ja vielmehr durch ihn bewahrt werden vor dem Zorn, nachdem wir durch sein Blut gerecht geworden sind.

 

Denn auch Christus, da wir noch schwach waren nach der Zeit, ist für uns Gottlose gestorben. – Der Apostel will sagen: Zu einer Zeit, da wir noch schwach waren, ist Christus bereits für und gestorben. Unter Schwachheit versteht er dabei unsere Unwürdigkeit, die uns nicht wert macht, dass Gott Sein Auge auf uns richte. Es ist also nicht bloß im Allgemeinen von der Weltzeit vor Christi Erscheinung die Rede, da die Menschen schwachen Kindern gleich, unter der Zucht des Gesetzes standen; vielmehr zielt die Rede auf die Erfahrung jedes einzelnen von uns: Die Zeit der Schwachheit ist die, welche vor eines jeden Versöhnung mit Gott liegt. Denn da wir alle als Kinder des Zorns geboren werden, so stehen wir unter dem Fluch, bis uns Christus zu Seinen Gliedern macht. „Schwache“ sind dieselben Leute, welche sofort darauf „Gottlose“ heißen; sie tragen in sich nichts als Verderben, und der Abschied von der Gottlosigkeit erfolgt erst durch den Glauben, der ja allen fern lag, für welche Christus starb. Auch sonst heißt im Sprachgebrauch des Paulus „schwach“, was keine Würde und Ehre besitzt (1. Korinther 12.22; 2. Korinther 10.10). Als wir also noch „schwach waren“, das heißt als wir gänzlich unwürdig und ungeeignet waren und den Anblick Gottes wahrhaftig nicht verdienten, da ist Christus „für uns Gottlose gestorben“. Denn die Gottesfurcht beginnt mit dem Glauben – und den hatte keiner, für den Christus starb. Das gilt auch für die Väter des Alten Bundes, die vor Christi Tod die Gerechtigkeit erlangt haben. Denn sie hatten diese Gnadengabe aus Christi damals zukünftigen Sterben!

Die im Eifer der Rede etwas ausgerenkte Beweisführung des Apostels steigt nun gewissermaßen vom Größeren zum Geringeren hinab und nimmt (Vers 7-10) folgenden Gang: Hat sich Christus der Gottlosen erbarmt, hat Er Feinde mit Seinem Vater versöhnt, und hat Er dies getan durch die Kraft Seines Todes, so wird Er jetzt viel mehr selig machen, die gerecht gesprochen werden, wird in Seiner Gnade bewahren, die Er in dieselbe aufnahm, zumal ja zu Seinem Tode jetzt die Kraft Seines Lebens kommt.

Um eines Gerechten willen. – Unter Menschen ist es, wenn nicht völlig ausgeschlossen, so doch äußerst selten, dass jemand einem Gerechten zugute den Tod auf sich nimmt. Mag dies aber immerhin vorkommen: Für einen Gottlosen wird sicher niemand sterben wollen. Das tat nur Christus. So zeigt dieser Vergleich die ganze Herrlichkeit der unter Menschen unerhörten Wohltat Christi.

Darum preist Gott seine Liebe gegen uns. – Dass Gott seines Sohnes nicht verschont, sondern Ihn für Sünder dahingegeben hat, ist der festeste und gewisseste Beweis Seiner Liebe zu uns. Wie Johannes sagt (1. Johannes 4.9-12): Daran sei Gottes Liebe erschienen, dass er uns zuerst geliebt hat, ehe wir ihn liebten.

Da wir noch Sünder waren. – „Sünder“ sind hier, wie auch sonst, Leute von völliger Sündhaftigkeit, verworfene Sündenknechte, von denen es Johannes 9.31 heißt: „Wir wissen, dass Gott die Sünder nicht hört.“ Ein „sündiges“ Weib ist ein Weib von schmutzigem Lebenswandel. Was der Apostel meint, macht alsbald der Gegensatz klar (Vers 9): Nachdem wir durch sein Blut gerecht geworden sind. „Gerecht“ ist der Mensch, welchem die Schuld der Sünde erlassen ward. Im Gegensatz dazu ist ein „Sünder“, wer die Vermaledeiung für seine Sünde zu tragen hat. Und der Gedanke ist: Wenn Christus Sündern durch Seinen Tod Gerechtigkeit erworben hat, wie viel mehr wird Er jetzt Gerechtgesprochene vor dem Verderben schützen! Damit empfängt der Beweisgang des Apostels seinen Abschluss: Dass uns einmal Heil geschenkt ward, würde nichts helfen, wenn Christus uns nicht bis zu einem gewissen und seligen Ende führte. Nun aber brauchen wir nicht zu fürchten, dass der Herr Sein angefangenes Gnadenwerk abbreche. Denn seit Er uns mit dem Vater versöhnt hat, stehen wir in einem Stande, über welchen Er Seine Gnade nun täglich reichlicher ausschütten will.