RÖMER

Römer Kapitel 4 Teil II

Römer 4.4-5

Dem aber, der mit Werken umgeht, wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet, sondern aus Pflicht. Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit.

 

Der mit Werken umgeht. – Gemeint ist nicht jeder, der gute Werke tut: Denn hierin sollen sich freilich alle Kinder Gottes fleißig üben. Gemeint sind vielmehr Leute, die mit ihren Werken etwas verdienen wollen. Der nicht mit Werken umgeht ist umgekehrt ein Mensch, der in seinen Werken keine verdienstlichen Leistungen sieht. Paulus will die Gläubigen nicht träge machen, er will ihnen nur die Lohnsucht austreiben, die bei Gott gewissermaßen Schuldforderungen einziehen möchte. Dabei will ich wiederholen, dass hier nicht von der richtigen Lebensführung gehandelt wird, sondern von dem Grunde der Heilszuversicht. Die Weise des Werkdienstes, welcher alles verrechnen will, tritt in scharfen Gegensatz zur Weise des Glaubens. Der Glaube wird also nicht deshalb zur Gerechtigkeit gerechnet, weil er etwa irgendein Verdienst von unserer Seite beibrächte, sondern weil er Gottes Gnade ergreift. Wenn uns Christi freie Gnade vermittelst des Glaubens rechtfertigt, so beugt uns dies nur tief danieder. Wir können ja nichts tun als glauben, dass Christus unser Opfer und Versöhner ist. Den gleichen Gegensatz finden wir auch Galater 3.11: Dass durchs Gesetz niemand gerecht wird vor Gott, ist offenbar; denn „der Gerechte wird seines Glaubens leben“. Das Gesetz aber ist nicht des Glaubens; sondern „der Mensch, der es tut, wird dadurch leben“. Aus dem Umstand, dass das Gesetz den guten Werken Lohn verspricht, zieht Paulus den Schluss, dass die aus Gnaden geschenkte Gerechtigkeit des Glaubens mit jener Werkgerechtigkeit gar nichts zu schaffen habe; denn der Gedanke, dass der Glaube unter Mitberücksichtigung der Werke rechtfertige, widerstreitet dem Wesen der Glaubensgerechtigkeit. Diese Gegensätze tilgen alles Verdienst bis auf die Wurzel.

Glaubt aber an den der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit. – Eine ausdrucksvolle Umschreibung, welche Wesen und Art des Glaubens und der Gerechtigkeit anschaulich macht. Hier wird vollends deutlich, dass der Glaube die Gerechtigkeit erwirbt, nicht insofern er eine verdienstliche Tugend ist, sondern insofern er Gottes Gnade empfängt. Paulus sagt ja nicht kurzweg, Gott schenke die Gerechtigkeit, sondern er lässt Gottes freie Gnade, die unserm Elend zu Hilfe kommt, von dem Hintergrunde unserer Ungerechtigkeit sich abheben. Alles in allem: Keiner wird die Gerechtigkeit des Glaubens erlangen, der nicht in sich selbst gottlos ist. So redet der Apostel im Zusammenhange seines Gedankens, nach welchem der Glaube uns mit einer fremden, von Gott erbettelten Gerechtigkeit schmückt. Und wie schon früher (3.24 & 28) heißt es auch hier: Gott rechtfertigt uns oder spricht uns gerecht, wenn Er Sündern umsonst verzeiht und Leute Seiner Liebe würdigt, welchen Er wohl zürnen konnte, kurz, wenn Er unsere Ungerechtigkeit mit Seinem Erbarmen deckt.