RÖMER

Römer Kapitel 3 Teil IV

Römer 3.9

Was sagen wir den nun? Haben wir einen Vorteil? Gar keinen. Denn wir haben droben bewiesen, dass beide, Juden und Griechen, alle unter der Sünde sind.

 

Nach der Abschweifung kehrt die Rede zum eigentlichen Gedankengang zurück. Damit nämlich nicht die Juden antworten könnten, sie würden ihrer Vorrechte vor den Heiden beraubt, welche doch Paulus selbst soeben hoch gerühmt hatte, muss jetzt die Frage endgültig gelöst werden, ob sie wirklich in irgendeinem Stück besser seien als die Heiden. Nun scheint es ja ein handgreiflicher Widerspruch, dass den Juden jetzt ihre Würde völlig geraubt wird, die kurz zuvor reichliche Anerkennung fand. Aber es scheint nur so. Denn die Vorzüge, welcher Paulus ihnen zuerkannte, liegen außer ihnen, in Gottes Güte, nicht in ihrem eigenen Verdienst. Hier aber ist von der eignen Würdigkeit die Rede, deren sie sich an sich selbst etwa rühmen könnten. Beide Sätze stimmen folglich so trefflich zusammen, dass einer nur die Kehrseite des andern bildet. War doch als Hauptvorzug genannt: ihnen ward vertrauet, was Gott geredet hat. Das aber hatten sie nicht durch ihren Verdienst. Also blieb ihnen nichts, auf das sie vor Gottes Angesicht stolz sein konnten.

Bemerkenswert ist die seelsorgerliche Klugheit, dass der Apostel in dritter Person redete, als er die Vorzüge der Juden rühmte (Vers 1.2); jetzt aber, da es gilt, sie herabzusetzen, schließt er sich selbst ein, um jeden Anstoß zu beseitigen: Haben wir einen Vorteil?

Denn wir haben droben bewiesen, dass beide, Juden und Griechen, alle unter der Sünde sind. – Dabei ist nicht von einem gewöhnlichen, sondern von einem richterlichen Beweise die Rede. Der Ankläger stellt das Verbrechen unter Beweis, wenn er sich anschickt, mit Zeugnissen und Schlussfolgerungen zu erhärten, dass es geschehen sei. So hat der Apostel das ganze Menschengeschlecht vor Gottes Richterstuhl gezogen, um es unter die gleiche Verdammnis zu beugen. Unter der Sünde sein heißt: Mit Recht von Gott als Sünder verurteilt werden und unter dem Fluche stehen, welcher auf der Sünde lastet. Wie die Gerechtigkeit Freisprechung erfährt, so die Sünde den Fluch.