RÖMER

Römer Kapitel 16 Teil II

Römer 16.17-20

Ich ermahne aber euch, liebe Brüder, dass ihr achtet auf die, die da Zertrennung und Ärgernis anrichten neben der Lehre, die ihr gelernt habt, und weichet von ihnen. Denn solche dienen nicht dem Herrn Jesus Christus, sondern ihrem Bauche; und durch süße Worte und prächtige Reden verführen sie die unschuldigen Herzen. Denn euer Gehorsam ist bei jedermann kund geworden. Derhalben freue ich mich über euch; ich will aber, dass ihr weise seid zum Guten, aber einfältig zum Bösen. Aber der Gott des Friedens zertrete den Satan unter eure Füße in kurzem. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch!

 

Ich ermahne aber euch, liebe Brüder, dass ihr achtet auf die, die da Zertrennung und Ärgernis anrichten neben der Lehre, die ihr gelernt habt, und weichet von ihnen. – Nunmehr spricht der Apostel eine Ermahnung aus, wie sie christlichen Gemeinden immer von Zeit zu Zeit nötig sein wird, weil die Diener des Satans keine Gelegenheit vorübergehen lassen, um in Christi Reich Verwirrung zu tragen. Sie pflegen dies in doppelter Weise anzugreifen: Entweder säen sie den Samen der Zwietracht, um die in der Wahrheit entstehende Einheit zu zerstören, oder sie bringen Anstöße auf, um die Liebe zum Evangelium aus den Seelen zu reißen. Jenes geschieht, wenn neue, menschlich erdachte Lehrsätze Gottes Wahrheit ins Wanken bringen wollen, dieses, wenn man mit allerlei Kunstgriffen Hass oder wenigstens Geringschätzung gegen dieselbe zu erregen sucht. Auf die, welche solches tun, will der Apostel die Aufmerksamkeit der Gemeinde lenken, damit nicht arglose Gemüter der Täuschung und Verführung anheimfallen. Solche Leute soll man meiden, weil sie Schaden anrichten. Es ist nicht unsachgemäß, wenn Paulus von den Gläubigen in dieser Hinsicht Achtsamkeit verlangt; denn durch unsere Trägheit und Sorglosigkeit kommt es oft vor, dass üble Schwätzer der Kirche großen Schaden tun, ehe man ihnen entgegentritt, auch gibt es verschlagene Leute, die gefährlich werden, wenn man nicht vorsichtig auf sie achthat. Zu beachten ist dabei, dass der Apostel sich an solche wendet, die in der reinen Lehre unterwiesen sind; denn es ist ein gottloses Beginnen, ja ein Raub an Gottes Ehre, wenn einer die auseinanderreißt, die in Christi Wahrheit eins sind. Schamlos ist es aber auf der andern Seite, wenn man unter dem Vorwand des Friedens und der Einigkeit eine Verschwörung der Lüge und eine gottlose Lehre verteidigen will. Die Papisten dürfen sich also aus dieser Stelle kein scheinbares Recht ableiten, um gegen uns Vorwürfe zu erheben: Denn, was wir bekämpfen, das ist nicht das Evangelium, sondern Teufelsblendwerk. Paulus verdammt nicht jeden Streit ohne Ausnahme, sondern nur den, der die Einheit im rechten Glauben zerstört!

Denn solche dienen nicht dem Herrn Jesus Christus. – Damit empfangen wir ein Merkmal, an welchem sich stets die falschen Propheten von den Dienern Christi unterscheiden lassen: Ihnen liegt nichts an Christi Ehre, sondern sie versorgen nur ihren Bauch. Ferner schleichen sie in verschlagener Weise in die Gemeinden ein und verbergen ihre Bosheit unter einer schützenden Maske. Darum warnt der Apostel ausdrücklich vor diesen Künsten, durch welche sich niemand täuschen lassen darf. Vielmehr soll man den süßen Worten und prächtigen Reden, die jedem seine Freiheit lassen und allen Lastern schmeicheln, das nötige Misstrauen entgegenbringen. Unschuldige Herzen pflegen ja in ihrer Harmlosigkeit nicht leicht Betrug zu wittern.

Denn euer Gehorsam ist bei jedermann kund geworden. – Diese freundliche Anerkennung zeigt, dass des Apostels Warnung nicht etwa einem Misstrauen gegen die gute Gesinnung seiner Leser entspringt, sondern nur der Tatsache, dass die Verführung wirklich sehr nahe liegt. Paulus will sagen: An eurem Gehorsam, den jedermann rühmt, zweifle ich durchaus nicht; er ist mir nur ein Gegenstand der Freude. Aber da ein lauterer und einfältiger Sinn nur zu oft arglos zu Fall kommt, so will ich, dass ihr freilich zu einfältig und unerfahren sein möchtet, um Böses zu tun, dagegen so weise wie möglich, um gegebenenfalls eure Reinheit in Lehre und Wandel auch im Kampfe festzuhalten. Die rechte christliche Einfalt ist also nicht etwa dort, wo man eine blöde Unkenntnis des Wortes Gottes als höchste Tugend preist.

Der Gott des Friedens zertrete den Satan unter eure Füße. – Das ist weniger ein Gebet als eine Verheißung, um die Christen in ihrem Kampfe zu stärken. Sie mögen ohne Furcht den Streit wider den Satan aufnehmen, denn der Sieg ist ihnen gewiss. Zwar hat Christus den Satan ein für alle Mal besiegt, aber noch immer erneuert dieser den Kampf. Also brauchen wir die Verheißung, dass vollendet werden soll, was man inmitten des Kampfes noch nicht sieht: Der Feind wird am Boden liegen. Allerdings redet der Apostel hier nicht bloß von jenem Jüngsten Tage, an welchem der Satan gänzlich soll niedergetreten werden, sondern für die Gegenwart, in welcher des Feindes Zügellosigkeit alles in Verwirrung brachte, gibt er die tröstliche Zusage, dass der Herr dem in kurzem ein Ende machen und den Satan gleichsam unter die Füße der Christen treten werde. Endlich folgt die Fürbitte: Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch! Das heißt: Möge euch der Genuss aller der Gnadengüter zuteilwerden, welche Christus uns erworben hat!