RÖMER

Römer Kapitel 15 Teil VII

Römer 15.25-29

Nun aber fahre ich hin gen Jerusalem den Heiligen zu Dienst. Denn die aus Mazedonien und Achaja haben willig eine gemeinsame Steuer zusammengelegt den armen Heiligen zu Jerusalem. Sie haben´ s willig getan, und sind auch ihre Schuldner. Denn so die Heiden sind ihrer geistlichen Güter teilhaftig geworden, ist´s billig, dass sie ihnen auch in leiblichen Gütern Dienst beweisen. Wenn ich nun solches ausgerichtet und ihnen diese Frucht versiegelt habe, will ich durch euch nach Spanien ziehen. Ich weiß aber, wenn ich zu euch komme, dass ich mit vollem Segen des Evangeliums Christi kommen werde.

 

Nun aber fahre ich hin gen Jerusalem den Heiligen zu Dienst. Denn die aus Mazedonien und Achaja haben willig eine gemeinsame Steuer zusammengelegt den armen Heiligen zu Jerusalem. – Freilich dürfen die Römer des Apostels Ankunft nicht gar zu schnell erwarten, und wenn sie sich verzögert, nicht etwa sich an ein Versprechen hängen, welches Paulus für die allernächste Zukunft gar nicht gegeben hat. Darum erinnert er noch an eine Pflicht, die ihm zunächst obliegt, und um derentwillen er nicht sofort nach Rom aufbrechen kann. Er muss zunächst nach Jerusalem reisen, um die Kollekte abzuliefern, welche die Christen von Achaja und Mazedonien für die dortige Gemeinde gespendet hatten. Dabei ergibt sich eine ungesuchte Gelegenheit, auch den römischen Christen die Beteiligung an jener Kollekte nahe zu legen und sie mit einem leisen Wink zur Nachfolge aufzufordern. Allerdings bittet der Apostel nicht ausdrücklich; aber wenn er andeutet, dass Achaja und Mazedonien eigentlich nur ihre Schuldigkeit getan haben (Vers 27), so konnten die Römer, die sich ja in der gleichen Lage befanden, wohl daraus entnehmen, was auch ihre Pflicht war. Und dass der Apostel tatsächlich solchen Wink erteilen wollte, gesteht er einmal offen zu, wenn er an die Korinther schreibt (2. Korinther 9.2), dass er ihre Bereitwilligkeit in allen Gemeinden rühme und mit ihrem Beispiel viele zur Nachfolge reize. Übrigens, welches Zeugnis wahrer Frömmigkeit, das die griechischen Gemeinden mit dieser Kollekte gaben! Wenn sie von der Armut der Brüder in Jerusalem hörten, so dachten sie nicht: Diese entfernte Gemeinde steht uns zu fern; vielmehr hielten sie die Genossen des Glaubens für ihre Nächsten und gaben ihrer Dürftigkeit aus dem eignen Überfluss.

Und sind auch ihre Schuldner. – Hier liegt offen zutage, dass Paulus nicht bloß von der Pflicht spricht, welche die Korinther (die Bewohner der Hauptstadt von Achaja) erfüllt haben, sondern dass die Römer ebenfalls etwas von ihrer eignen Pflicht zwischen den Zeilen lesen sollen. Denn mehr als sie schuldeten die Korinther und Mazedonier den Judenchristen auch nicht. Der Grund dieser Verpflichtung liegt nun darin, dass die Heiden von den Juden das Evangelium empfangen haben. Sollten sie für dies größere geistliche Gut nicht willig geringere leibliche Güter wiedererstatten (vergleiche auch 1. Korinther 9.11)? Und nicht bloß den Predigern des Evangeliums sind sie Dank schuldig, sondern dem ganzen Volk, von welchem es zu ihnen kam. So groß ist der Wert dieser Gabe! Wenn übrigens Paulus sagt, dass die Heiden durch ihre Gegengabe einen Dienst beweisen, so gebraucht er damit ein Wort, welches an den öffentlichen Dienst in Staat und Beruf, vielleicht auch an einen priesterlichen Opferdienst erinnert. So wäre eine solche Liebesgabe eine Art Opfer, mit welcher wir nicht bloß die Pflicht der Liebe erfüllen, sondern zugleich auch Gott einen Zoll der Dankbarkeit weihen. Jedenfalls liegt aber hier der Hauptnachdruck darauf, dass wir zur Wiedervergeltung des Empfangenen verpflichtet sind.

Und ihnen diese Frucht versiegelt habe, will ich durch euch nach Spanien ziehen. – Vielleicht haben wir hier eine Anspielung an die Sitte der Alten, eine Sache, die man sicher verwahren wollte, mit einem Siegel zu verschließen. So würde Paulus an seine Treue und Zuverlässigkeit erinnern und gewissermaßen andeuten: In meinen Händen ist das anvertraute Geld so sicher, als hätte man es unter Siegel gelegt. Der Ausdruck „Frucht“ lässt übrigens zugleich an ein anderes Bild denken: Der Ertrag von der Aussaat des Evangeliums kehrt jetzt zu den Juden (Judenchristen) zurück; so nährt der Acker mit seiner Frucht den, welcher ihn bestellt hat.

Ich weiß aber, wenn ich zu euch komme, dass ich mit vollem Segen des Evangeliums Christi kommen werde. – Diese Worte können doppelt verstanden werden. Entweder: Paulus hofft in Rom eine reife Frucht des Evangeliums vorzufinden, gute Werke in der Gemeinde und überhaupt einen blühenden Zustand des christlichen Lebens. Dieses Verständnis scheint mir deshalb näher zu liegen, weil der Apostel auch für sich eine besondere Erquickung von seinem Besuch in Rom erwartet (Vers 32). Oder: Paulus macht die Römer auf die Frucht aufmerksam, welche sein Besuch ihnen bringen wird. So will er ihre Sehnsucht nach ihm noch mehr erregen. Seine Ankunft wird unter dem Segen Gottes für die Sache des Evangeliums neue Fortschritte bringen.