RÖMER

Römer Kapitel 13 Teil II

Römer 13.3-4

Denn die Gewaltigen sind nicht den guten Werken, sondern den bösen zu fürchten. Willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit, so tue Gutes, so wirst du Lob von ihr haben. Denn sie ist Gottes Dienerin dir zugut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst; sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe über den, der Böses tut.

 

Denn die Gewaltigen sind nicht den guten Werken, sondern den bösen zu fürchten. Willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit, so tue Gutes, so wirst du Lob von ihr haben. – Jetzt empfiehlt uns der Apostel den Gehorsam gegen die Obrigkeit noch besonders um seines Nutzens willen. Dieser besteht darin, dass nach Gottes Absicht bei einem geordneten Zustand für die Ruhe der Wohlgesinnten am besten gesorgt ist und der Übermut der Bösen am sichersten gezügelt wird. Und dies beides ist nötig, wenn das Menschengeschlecht seinen unversehrten Bestand behalten soll. Denn wenn man kein Mittel gegen die Wut schlechter Menschen in Händen hat, und die Unschuldigen von deren Launen abhängig sein sollen, so wird das Ganze ein böses Ende nehmen. Haben wir also hier das einzige Mittel, das Menschengeschlecht vor dem Untergang zu bewahren, so müssen wir es wohl in Acht nehmen, wenn wir nicht als offene Feinde der Menschheit dastehen wollen.

Sagt der Apostel aber weiter: Willst du dich aber nicht fürchten, so tue Gutes – so entnehmen wir daraus, dass für einen gutgesinnten Menschen gar kein Grund vorhanden ist, eine Abneigung gegen die Obrigkeit zu hegen. Es ist nur das stumme Zeugnis eines bösen Gewissens und unsaubere Absichten, wenn jemand dieses Joch durchaus abschütteln möchte. Im Übrigen ist hier von der wahren und im Wesen der Sache liegenden Pflicht der Obrigkeit die Rede, von welcher freilich die Inhaber des Regiments nicht selten abweichen. Trotzdem gebührt auch solchen der Gehorsam, auf welchen jede Regierung Anspruch besitzt. Ist ein böser Herrscher eine Geißel Gottes, mit welcher das Volk für seine Sünden gestraft werden soll, so müssen wir es ja wohl verdient haben, wenn sich in Fluch verwandelt, was an sich ein unermesslicher Segen Gottes ist. Wir wollen also nie ablassen, Gottes gute Ordnung in Ehren zu halten; und dies wird uns leicht werden, wenn wir nur uns selbst zuschreiben, was etwa daran mangelhaft ist. Paulus lehrt uns also hier, zu welchem Zweck Gott die Obrigkeit eingesetzt hat; die heilsame Wirkung wäre stets vorhanden, wenn wir nicht durch unsere Schuld eine so herrliche und heilsame Einrichtung verdürben. Übrigens missbraucht kaum je ein Herrscher seine Macht derartig, dass er bloß gute und unschuldige Menschen drangsalierte, und dass nicht wenigstens eine Spur von gerechtem Regiment bestehen bliebe. Es könnte ja auch eine Gewaltherrschaft sich keinen Augenblick aufrechterhalten, wenn sie nicht wenigstens in etwa zum Schutze der menschlichen Gesellschaft diente.

Denn sie ist Gottes Dienerin dir zugut. – Hier kann auch die Obrigkeit lernen, wozu sie berufen ist. Sie besitzt die Gewalt nicht um ihretwillen, sondern für das gemeine Wohl. Sie hat auch keine unumschränkte Macht empfangen, sondern nur so viel, als das Wohl der Untertanen erfordert. Ihre Herrschaft ist ein Dienst Gottes und der Menschen. Weil Gott die Obrigkeit eingesetzt hat und sie Seine Stelle vertritt, ist sie Ihm Rechenschaft schuldig. Weiter soll der Dienst der Obrigkeit den Untertanen zugutekommen, darum hat sie auch ihre Pflichten gegen diese. Wir Privatleute empfangen dabei die Erinnerung, dass es eine Gabe der Güte Gottes ist, wenn uns die Herrscher mit ihrem Schwert wider die Angriffe verbrecherischer Menschen verteidigen.

Sie trägt das Schwert nicht umsonst. – Das ist die Kehrseite der obrigkeitlichen Pflicht: Wer sich nicht freiwillig durch die Gesetze regieren lässt, dessen böse Unbotmäßigkeit soll die Obrigkeit mit Gewalt bezwingen. Und sie soll über Freveltaten die Strafe verhängen, welche Gottes Rechtsordnung erheischt. Denn sie trägt das Schwert nicht zum leeren Schein, sondern um die Missetäter zu schlagen. Sie ist eine Rächerin zur Strafe, das heißt dasjenige Organ, welches die von Gott verhängte Strafe vollzieht. Zum Beweise dessen dient eben das Schwert, welches Gott in ihre Hand gelegt hat. Unsere Stelle ist besonders wertvoll, um das Recht des Schwertes zu erhärten. Denn wenn der Herr den Obrigkeiten das Schwert eben dazu gegeben hat, damit sie es gebrauchen, so ist jeder Vollzug einer gerechten Todesstrafe nur der Vollzug der Vergeltung, welche Gott befohlen hat. Wer es also für Unrecht erklärt, das Blut eines Verbrechers zu vergießen, der streitet wider Gottes Ordnung.