Philipper 4.1-3
Also, meine lieben und gewünschten Brüder, meine Freude und meine Krone, besteht also in dem Herrn, ihr Lieben. Die Evodia ermahne ich und die Synthyche ermahne ich, dass sie Eines Sinnes seien in dem Herrn. Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Geselle, stehe ihnen bei, die samt mir über dem Evangelium gekämpft haben, mit Klemens und den andern meinen Gehilfen, welcher Namen sind in dem Buch des Lebens.
Also, meine lieben und gewünschten Brüder. – Nach seiner Gewohnheit schließt Paulus mit eindringlichen Ermahnungen, welche seine Lehren dem menschlichen Herzen so tief wie möglich einprägen möchten. Zugleich sucht er aber die Gemüter mit freundlicher Anrede zu gewinnen, die freilich nicht als leere Schmeichelei, sondern als ein Ausdruck echter Liebe verstanden sein will. Er nennt die Philipper seine Freude und seine Krone, denn er ist darüber erfreut, dass Leute, die er durch seine Arbeit gewonnen hat, im Glauben beharren, so dass er sie in Hoffnung als seinen Ruhm verzeichnen darf für den Tag, an welchem der Herr den Taten, die in seiner Kraft geschehen sind, ihre Krone spenden wird. Ruft Paulus seinen Lesern zu: Also bestehet in dem Herrn, so liegt ja darin eine Anerkennung ihres bisherigen Wandels. Sie hatten bereits Beweise standhafter Beharrlichkeit gegeben. Da aber der Apostel wusste, wie schwach Menschen sind, so hielt er es für nötig, sie für die Zukunft zu stärken.
Die Evodia ermahne ich und die Synthyche ermahne ich. – Man ist allgemein der Ansicht, dass Paulus irgendeinen Streit zwischen diesen beiden Frauen beilegen wollte. Ich möchte in dieser Hinsicht nichts Gewisses sagen, sondern möchte nur darauf hinweisen, dass der Wortlaut eine solche Annahme keineswegs hinreichend stützt. Nach dem Zeugnis, welches die beiden empfangen, haben wir es jedenfalls mit Frauen zu tun, welche das Herz auf dem rechten Fleck hatten. Berichtet doch der Apostel sogar, dass sie (Vers 3) mit ihm über dem Evangelium gekämpft hätten. So musste wohl viel daran liegen, die beiden in der Zusammenstimmung zu erhalten, und ein etwaiger Streit unter ihnen wäre ein gefährlicher Schade gewesen; vielleicht genügt allein dieser Tatbestand, die besondere Mahnung zur Eintracht zu begründen. Übrigens fügt der Apostel auch einen Hinweis auf das rechte Einheitsband hinzu: Sie sollen Eines Sinnes sein in dem Herrn. Jede Verbindung außerhalb der Gemeinschaft des Herrn trägt ihren Fluch in sich. Aber nichts ist so auseinandergerissen, dass es nicht in Christus eins werden könnte.
Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Geselle. – Der griechische Wortlaut lässt auch die Übersetzung zu: „meine treue Genossin“. Ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt, will ich also unentschieden lassen. Keinesfalls aber dürfte man hier den Paulus seine Gattin anreden lassen; denn er war zweifellos unverheiratet (1. Korinther 7.8). Wir müssen uns also damit begnügen, dass hier irgendein Unbekannter den Auftrag empfängt, sich der beiden Frauen in innerlicher Hilfsbereitschaft anzunehmen.
Welcher Namen sind in dem Buch des Lebens. – Das Buch des Lebens ist das Verzeichnis der Gerechten, die vorher verordnet sind zum ewigen Leben (vergleiche auch 2. Mose 32.32). Dieses Verzeichnis liegt bei Gott. Es ist also nichts anderes als der ewige Ratschluss, den Er bei sich gefasst hat. Hesekiel (13.9) sagt dafür „die Zahl des Hauses Israel“. Ähnliches steht in Psalm 69.29: „Tilge sie aus dem Buch der Lebendigen, dass sie mit den Gerechten nicht angeschrieben werden“, das heißt, dass sie nicht unter die Auserwählten gezählt werden, die Gott zu Seiner Gemeinde und zu Seinem Reiche rechnet. Wollte nun jemand einwenden, dass Paulus voreilig handelt, wenn er die verborgenen Geheimnisse Gottes zu verkünden unternimmt, so antworte ich, dass Gott durch gewisse Anzeichen Seine Erwählung ersehen lässt, und dass wir nach dem Maße unserer Erkenntnis daraus immerhin unsere Schlüsse ziehen dürfen. So wird es gelten, Leute, welche die Zeichen der Kindschaft an sich tragen, vorläufig auch als Kinder Gottes einzuschätzen, bis einst die Bücher geöffnet werden, die alles völlig offenbar machen. Ohne Zweifel ist es allein Gottes Sache, jetzt die Seinen zu kennen und einst die Schafe von den Böcken zu scheiden – aber unsere Sache ist es, aus Liebe alle diejenigen für Schafe zu halten, die sich gehorsam Christus als ihrem Hirten unterordnen, in Seinem Schafstall sich sammeln und dort beständig bleiben. Unsere Sache ist es auch, die Gaben des Heiligen Geistes, die Er nur Seinen Auserwählten schenkt, derartig einzuschätzen, dass sie uns als Siegel der verborgenen Erwählung dienen.