Epheser 5.15-20
So seht nun zu, wie ihr vorsichtiglich wandelt, nicht als die Unweisen, sondern als die Weisen, und kaufet die Zeit aus; denn es ist böse Zeit. Darum werdet nicht unverständig, sondern verständig, was da sei des Herrn Wille. Und saufet euch nicht voll Weins, daraus ein unordentlich Wesen folget, sondern werdet voll Geistes; redet untereinander in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singet und spielt dem Herrn in euren Herzen, und saget Dank allezeit für alles Gott und dem Vater in dem Namen unseres Herrn Jesu Christi.
So seht nun zu, wie ihr vorsichtiglich wandelt, nicht als die Unweisen, sondern als die Weisen. – Wenn die Gläubigen mit ihrem Lichte die Finsternis anderer zerstreuen wollen, so dürfen sie selbst nicht blind sein in ihrem Lebenswandel. Wie sollten auch die sich in Finsternis hüllen, denen Christus, die Sonne der Gerechtigkeit, leuchtet? Sie müssen immer so leben, als stünden sie auf der Bühne vor zahlreicher Versammlung: denn die Augen Gottes und Seiner Engel sind auf sie gerichtet. Eine heilige Scheu vor diesen Zeugen soll sie erfüllen, auch wenn kein sterbliches Auge sie sieht. Übrigens schwebt dem Apostel jetzt nicht mehr das Bild von Licht und Finsternis vor, sondern er denkt an die Schule Gottes, in welcher allein wir wahre Weisheit lernen können. So empfangen wir die Mahnung, vorsichtig und regelrecht zu wandeln als die Weisen. Darin wird unsere Weisheit bestehen, dass wir Gott zu unserem Führer und Lehrer nehmen, um von Ihm zu lernen, was Sein Wille ist.
Und kaufet die Zeit aus; denn es ist böse Zeit. – Wörtlich: kauft sie zurück. Auch die ganze Zeitlage muss der apostolischen Mahnung zur Stütze dienen. Paulus sagt: es ist böse Zeit, d. h. das Zeitalter ist in einem solchen Maße mit Anstößen und Verderbnis erfüllt, dass es auch für die Frommen äußerst schwierig ist, unter so vielen Dornen unverletzt zu bleiben. Diese Verderbnis des Zeitalters kann man sich nicht anders erklären, als dass der Satan die Herrschaft über dasselbe an sich gerissen hat. So scheint die Zeit Gott dem Herrn nicht anders geweiht werden zu können, als indem man sie für Ihn zurückkauft. Der Preis dafür aber ist, dass wir den zahllosen Lockungen, die uns leicht umstricken könnten, aus dem Wege gehen; dass wir uns von den Sorgen und Vergnügungen der Welt freimachen und allem absagen, was unseren Weg hindern könnte. Kurz, wir sollen in jeder Weise darauf bedacht sein, unserem Gott die Gelegenheit wiederzugewinnen. Ja, was viele zur Entschuldigung ihrer Feigheit gebrauchen, dass es viele Ärgernisse gebe und dass die Arbeit so schwer sei, das muss uns vielmehr zur Wachsamkeit antreiben.
Darum werdet nicht unverständig, sondern verständig, was da sei des Herrn Wille. –Wer Tag und Nacht in Gottes Gesetz nachdenkend sich übt, wird leicht alle Schwierigkeiten, die Satan ihm macht, überwinden. Denn wie kommt es, dass einige irre gehen, andere fallen, andere anstoßen, noch andere zurückweichen? Kommt es nicht daher, dass wir uns von Satan verfinstern lassen und so Gottes Willen, an den wir doch immer denken müssten, aus den Augen verlieren? So wollen wir uns denn noch einmal einprägen, dass Paulus es für Weisheit erklärt, zu verstehen was da sei des Herrn Wille. Auch David sagt in Psalm 119.9: Wie wird ein Jüngling seinen Weg unsträflich gehen? Wenn er sich hält nach deinen Worten. Das gilt aber nicht bloß von jungen Leuten, sondern ist auch die Klugheit der Greise.
Und saufet euch nicht voll Weins, daraus ein unordentlich Wesen folget, sondern werdet voll Geistes. – Dies heißt: seid nicht unmäßig im Trinken. Der Apostel will dem Übermaß hierin wehren, indem er weiter die bösen Folgen der Trunksucht uns vor Augen stellt: daraus ein unordentlich Wesen folgt. Gemeint ist nicht nur ein üppiges Treiben, was viel zu wenig besagen würde, sondern eine zügellose, sich selbst verlierende, heillose und unmäßige Auflösung des ganzen Lebens. Wo der Wein regiert, lösen sich alle Bande der Scham, und ausschweifende Frechheit gewinnt die Oberhand. Wer also noch etwas auf Anstand und Ehre gibt, soll die Trunkenheit fliehen und verabscheuen. Da aber die Kinder dieser Welt reichliches Trinken als ein Mittel ansehen, die Stimmung zu heben, so setzt der Apostel wider diese fleischliche „Freude“ eine andere, heilige Freude, welche Gottes Geist in unsere Herzen gibt. Und auch die Früchte derselben werden im Gegensatz zu den soeben genannten Auswüchsen aufgezählt. Was anderes erzeugt die Trunkenheit als zügellose Frechheit und in deren Gefolge allerlei schamloses Treiben? Was dagegen erzeugt eine geistliche Freude, die unser Gemüt erfüllt? Psalmen, Lobgesänge, geistliche Lieder und Danksagung, das sind wahrhaft angenehme und ergötzliche Früchte. Der Geist, der uns erfüllen soll, ist ja die Freude im heiligen Geiste. Davon sollen wir voll werden, wie von einem reichlichen Trunk. Das wird dann den rechten Gegensatz ergeben.
Redet untereinander in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singet und spielt dem Herrn in euren Herzen. – Die Christen sollen untereinander reden und singen, also nicht bloß ein jeder für sich im Herzen. Denn wenn es alsbald heißt spielt dem Herrn in euren Herzen, so will dies lediglich erinnern, dass wir nicht nur heuchlerisch mit der Zunge, sondern aus dem Herzen singen sollen. Über den schwer zu bestimmenden Unterschied von Psalmen, Lobgesängen und Liedern will ich zu Kolosser 3.16 einiges sagen. Geistlich sollen endlich die Lieder der Christen sein, im Unterschied von den gewöhnlichen Gesängen, die man auf allen Gassen hört, mit ihrem nur zu oft frivolen und gar unzüchtigen Inhalt.
Und saget Dank allezeit für alles Gott und dem Vater in dem Namen unseres Herrn Jesu Christi. – Gewährt doch solches Danken eine Freude, deren man nie satt und überdrüssig wird: so kann man es unablässig üben. Gott gibt uns auch mit immer neuen Wohltaten immer neuen Grund zur Freude und Danksagung. Zugleich empfangen wir hier die Erinnerung, welch gottloser, hässlicher und leichtfertiger Vergesslichkeit sich die Gläubigen schuldig machen würden, wollten sie nicht ihr ganzes Leben mit allem Eifer dem Lobe Gottes weihen.