7. Mai

Lukas 23.43:

Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.

 

Was haben wir mehr zu beachten: Schächers Gnade oder Schächers Glauben? Darauf antworten wir: Schächers Glauben! Hinter Schächers Gnade versteckt sich manchmal die Arglist der Eigengerechtigkeit, und die spricht so: Komme ich mit dem Meinen, was ich jetzt habe, nicht durch, so ist doch endlich bei Gottes Schächer Gnade da, und dann wird mir diese zuletzt noch immer zu gute kommen können. Das ist mit anderen Worten: So arg sieht es mit mir noch nicht aus als mit dem Schächer. Will man Beweise, so stecke man die Hand nur in den Busen und frage sich selbst, ob man sich nicht immer dar schmeichelt: Ich meine es doch besser als der da, bin auch besser. Und will man solches dennoch nicht bekennen, so werden uns unsere eigenen Worte verdammen müssen, wenn wir uns nur etwa ins Gedächtnis rufen wollen, wie wir noch gestern oder vorgestern über diesen oder jenen unserer Nächsten uns ausgelassen haben. Wer Schächers Gnade will, der sei auch wahrhaftig ein Schächer und bekenne mit Paulus: Mir, dem vornehmsten Sünder, ist Barmherzigkeit widerfahren. – Sonst ist es ein Wort der Lippen und nicht Wahrheit im Inneren. Der Schächer hat im Glauben geschrieen: Herr, gedenke an mich! – Und so ist die ganze Erfüllung des Gesetzes bei ihm gewesen, die Liebe Gottes und des Nächsten, er hat fürstlich von Christus gepredigt und allen die Wahrheit vorgehalten, wo kein Mensch anders den Mund auftat, als um seines Christus zu spotten.

(Kohlbrügge)