2. Moses 32.10:
Und nun lass mich, dass mein Zorn über sie ergrimme und sie vertilge, so will ich dich zum großen Volk machen.
Sollte jemand noch fragen, ob es recht gewesen sei, dass er das, was Gott in Seinem zweiten Satz über die Vertilgung des Volkes gesagt hatte, für gering oder für nichts anschlug, so antworte ich: Der Sieg seines Glaubens beruhte nicht auf einer spitzfindigen Untersuchung, sondern er griff, wie man zu sagen pflegt, mit beiden Händen nach dem Bund, und das Vertrauen zu diesem gewährte ihm dann eine solche Sicherheit, dass er keine entgegenstehende Einwürfe zuließ. Mag auch der fromme Sinn, der auf eine feste Heilsgewissheit trotzt, sich noch nicht freihalten von jeder Angst, die ihn befallen will, er schwankt doch nicht, sondern hält krampfhaft fest, was Gott ihm in seinem inneren einmal versiegelt hat. Sollte es sich treffen, dass er zuweilen unsicher wird oder zu zittern beginnt, so kehrt er doch wieder zu seinem Ursprung zurück und durchbricht alle Hindernisse, so dass er niemals von der Berufung Gottes abfällt. Inzwischen will Gott, wenn Er den Eifer Moses prüft, ihn sicher damit zu eifrigem Gebet anreizen; und in der Tat wurde dieser durch ein verborgenes Anreizen des Geistes Gottes dazu getrieben (Vers 11).
Die bösen Zungen haben auch keinen Grund, Gott vorzuwerfen, Er heuchle bei den Menschen etwas anderes, als Er bei Sich selber beschlossen habe. Denn Er ist darum noch nicht unbeständig und trügerisch, wenn Er, wo Er über die Sünden der Menschen spricht und ihnen zeigt, was sie verdient haben, ihnen nicht gleichzeitig auch Seinen unbegreiflichen Ratschluss eröffnet. Gott tritt hier als Richter auf! Er verkündet das Verdammungsurteil wider die Schuldigen. Die Vergebung verschiebt Er auf eine gelegene Zeit. Wir schließen daraus, dass Seine verborgenen Gerichte ein tiefer Abgrund sind, dass Sein Wille uns aber inzwischen so weit in Seinem Worte offenbart wird, als zur Erbauung des Glaubens und der Frömmigkeit ausreicht.
(Calvin)