2. Moses 32.9:
Und der Herr sprach zu Mose: Ich sehe, dass es ein halsstarrig Volk ist.
Dies war die schärfste und härteste Prüfung des Glaubens Moses, dass Gott mit Sich selbst zu streiten und von Seinem Bunde abzutreten schien. Wenn wir einmal unter dem Druck der äußersten Leiden und infolge ihrer langen Dauer überdrüssig und dazu von mannigfachen Zweifeln beunruhigt werden, die uns schier zur Verzweiflung bringen wollen, als wenn Gott uns mit trügerischen Versprechen getäuscht hätte, so ist das ein harter und schrecklicher Kampf. Aber wo Gott auf den ersten Blick mit Seinen Worten dem Glauben sein Recht abspricht, erfordert es vollends eine ungewöhnliche Tapferkeit und Standhaftigkeit, solchen Ansturm auszuhalten. Der Glaube gründet sich auf das Wort: Wenn nun das Wort sich selbst widerspricht, wie könnten bei solchem Konflikt fromme Herzen selbst bleiben, wenn die unvergleichliche Kraft des Geistes sie nicht stützte?
Abraham besaß eine solche Glaubenskraft, dass er als Sieger aus einer derartigen Versuchung hervorging. Er hatte aus Gottes Munde gehört (Hebräer 11.18): In Isaak wird dir dein Same genannt werden. Nachher erhält er den Befehl, ihn zu schlachten und seinen Leib in Asche zu verwandeln. Weil er aber überzeugt war, dass Gott auch wohl von den Toten einen Samen erwecken könne, darum gehorcht er Seinem Befehl. Gleiches wird nun von Mose erzählt, dem Gott in Seinem Worte etwas vorhält, was in sich ein Widerspruch ist, indem Er verkündet, Er habe die Absicht, das Volk zu vertilgen, dem Er doch das Land Kanaan verheißen hatte.
Wir sehen jedoch, dass Mose den Kampf siegreich durchfocht: Er stützte sich auf den ewigen und unverletzten Bund Gottes und hörte nicht auf, guter Hoffnung zu sein.
(Calvin)