KOLOSSER

Kolosser Kapitel 3 Teil V

Kolosser 3.18-25

Ihr Weiber, seid untertan euren Männern, wie sich’s in dem Herrn gebührt. Ihr Männer, liebet eure Weiber, und seid nicht bitter gegen sie. Ihr Kinder, seid gehorsam den Eltern in allen Dingen, denn das ist dem Herrn gefällig. Ihr Väter, erbittert eure Kinder nicht, auf dass sie nicht scheu werden. Ihr Knechte, seid gehorsam in allen Dingen euren leiblichen Herrn, nicht mit Dienst vor Augen, als den Menschen zu gefallen, sondern mit Einfältigkeit des Herzens und mit Gottesfurcht. Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn, und nicht den Menschen; und wisset, dass ihr von dem Herrn empfangen werdet die Vergeltung des Erbes, denn ihr dienet dem Herrn Christus. Wer aber unrecht tut, der wird empfangen, was er Unrecht getan hat, und gilt kein Ansehen der Person.

 

Ihr Weiber, seid untertan. – Es folgen jetzt die besonderen Pflichten, welche dem einzelnen aus seinem Beruf erwachsen. Hier brauche ich nicht viele Worte machen, da ich schon im Epheserbrief fast alles Nötige gesagt habe. Ich will nur kurz anführen, was zur Erklärung gerade dieser Stelle dient. Den Frauen gebietet der Apostel, untertan zu sein. Das ist klar. Die folgenden Worte aber lassen sich in verschiedener Verbindung verstehen. Vielfach findet man hier die Weisung, die Weiber sollten ihren Männern untertan sein, „in dem Herrn, wie sich’s gebührt“. Ich ziehe die andere Verbindung vor: Sein untertan, wie sich’s in dem Herrn gebührt, dass heißt nach der Ordnung des Herrn, welche also den Rechtsgrund für die Untertänigkeit der Weiber bildet. Dagegen ruft Paulus den Männern zu (Vers 19): Liebet eure Weiber, und seid nicht bitter gegen sie; denn es ist Gefahr, dass sie ihre Herrschaft zur Tyrannei missbrauchen.

Ihr Kinder, seid gehorsam den Eltern. – Den Kindern wird ausnahmsloser Gehorsam gegen ihre Eltern eingeschärft. Wie aber, wenn die Eltern sie zu etwas Unerlaubtem nötigen wollen? Sollen sie auch dann ihnen ohne Ausnahme gehorchen? Es würde doch mehr als unwürdig sein, dem Gebote der Menschen mehr Geltung einzuräumen als den Geboten Gottes. Antwort: Auch hier ist als selbstverständlich vorauszusetzen, was in Epheser 6.1 ausdrücklich steht: In dem Herrn. Aber warum dann das allumfassende Wort „in allen Dingen“? Um zu zeigen, dass die Kinder nicht nur den billigen, sondern auch den beschwerlichen Befehlen gehorchen sollen. Denn viele erzeigen sich den Eltern nur dann willfährig, wenn es ihnen nicht lästig oder unbequem ist. Das eine sollen die Kinder bedenken, dass sie ihre Eltern, wie sie auch seien, nach Gottes Vorsehung erhalten haben, der nach Seiner Anordnung die Kindern den Eltern unterworfen hat. „In allen Dingen“ sollen sie gehorchen, also nichts verweigern, wie hart oder beschwerlich es ihnen auch sei; „in allen Dingen“, so dass sie in Mitteldingen sich der elterlichen Würde fügen; „in allen Dingen“, also dass sie nicht durch Widerrede, Disputieren und Akkordieren sich etwas herausnehmen, als ständen sie mit ihren Eltern auf gleicher Stufe; doch selbstverständlich immer in den Grenzen der Gehorsams gegen Gott. Dagegen wehrt der Apostel auf Seiten der Eltern (Vers 21) einer maßlosen Strenge: Die Kinder dürfen nicht scheu, das heißt nicht so eingeschüchtert werden, dass sie für jede gütigere Zucht die Empfänglichkeit verlieren. Wir sehen ja in der täglichen Erfahrung den hohen Wert einer verständigen Erziehung.

Ihr Knechte, seid gehorsam. – Was hier von den Knechten gesagt ist, bedarf keiner Erklärung, da es schon in Epheser 6.1 ausgelegt worden ist, außer den beiden Worten „denn ihr dienet dem Herrn Christus“ und „Wer aber unrecht tut, der wird empfangen, was er Unrecht getan hat“. Der erste Ausspruch bedeutet: Wir sollen den Menschen so dienen, dass Christus unserer oberster Herr sei und bleibe. Das ist wahrlich ein köstlicher Trost für alle, die sich in der Unterwürfigkeit befinden, zu hören: Wenn sie ihren Herren gerne dienen, ist ihr Gehorsam Christus ebenso angenehm, als wenn er Ihm selbst geleistet wäre. Daraus folgert Paulus auch, dass sie von Ihm den Lohn oder, wie er sich ausdrückt, die Vergeltung des Erbes empfangen werden. Es handelt sich also nicht um einen eigentlichen, durch unsere Leistungen verdienten Lohn, sondern um einen Gnadenlohn. Denn das Erbteil, in welchem die Vergeltung bestehen wird, hängt ja an dem aus Gnaden geschenkten Kindschaftsstande. – Auch das zweite Wort muss den Knechten zum Troste dienen: Sie sollen wissen, dass Gott selbst es rächen wird, wenn sie unter ungerechtem Druck ihrer Herrn zu leiden haben, und dass Er des ihnen zugefügten Unrechts gedenken wird, obgleich es sich nur um Sklaven handelt; denn bei Ihm gilt kein Ansehen der Person.  Wie leicht kann doch der Gedanke die Knechte mutlos machen, dass Gott wenig oder nichts auf sie achten und sich um ihr Elend nicht kümmern möchte. Und dann pflegt es zu geschehen, dass sie eine schlechte und unmenschliche Behandlung selbst zu rächen unternehmen. Dem wehrt Paulus mit der Ermahnung, Gottes Gericht in Geduld abzuwarten.