KOLOSSER

Kolosser Kapitel 3 Teil II

Kolosser 3.5-8

So tötet nun eure Glieder, die auf Erden sind, Hurerei, Unreinigkeit, schändliche Brunft, böse Lust und den Geiz, welcher ist Abgötterei, um welcher willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Unglaubens, in welchen auch ihr weiland gewandelt habt, da ihr drinnen lebtet. Nun aber legt alles ab von euch, den Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde.

 

So tötet nun. – Bisher hat Paulus von der Verachtung der Welt geredet, nun geht er zu einer höheren Lebensweisheit über: Zur Tötung des Fleisches. Um ganz klar zu reden wollen wir darauf hinweisen, dass es eine doppelte Abtötung gibt. Die eine bezieht sich auf das, was um uns ist; die andere auf das, was in uns ist, unseren Verstand und Willen, unsere ganze verderbte Natur. Die Laster, welche Paulus beispielsweise aufzählt, nennt er uneigentlich aber sehr treffend „Glieder“. Er stellt nämlich unsere Natur sich vor als eine aus allerlei Sünden und Lastern zusammengesetzte Körpermasse (vergleiche 2.11); was an derselben hängt, sind also unsere „Glieder“. Als solche, die auf Erden sind werden diese bezeichnet in einer ungefähren Anspielung an die eben gehörte Mahnung: Trachtet nicht nach dem, das auf Erden ist. Paulus will sagen: Ich habe euch ermahnt, das, was auf Erden ist, dahinten zu lassen, doch gilt es, darauf bedacht zu sein, dass ihr die Laster, die euch an die Erde binden, tötet. Solange die Laster des Fleisches in uns Macht haben, sind wir irdisch; himmlisch gesinnt aber werden wir nur kraft der Erneuerung durch den Heiligen Geist. Im Einzelnen wird neben der Hurerei die Unreinigkeit genannt, worunter jegliche Liederlichkeit verstanden wird, mit der wollüstige Menschen sich besudeln. Schändliche Brunft ist die ungezügelte, vernunftwidrige Begierde des Herzens, umfasst aber auch alles, was zur Wollust reizt. Warum der Geiz eine Abgötterei heißen darf, ist zu Epheser 4.5 erklärt und braucht hier nicht wiederholt zu werden.

Um welcher willen kommt der Zorn Gottes. – Die Gegenwartsform erinnert entweder an die Gerichte Gottes, die man täglich sehen kann; oder an die zukünftige Strafe, welche den Gottlosen so gewiss droht, als wäre sie schon gegenwärtig, die aber erst am jüngsten Tag offenbar werden wird. Vielleicht verdient die erstere Möglichkeit den Vorzug, zumal ja insbesondere an die Kinder des Unglaubens erinnert wird, von welchen es weniger drohend als beschreibend heißt, dass über sie der Zorn zu kommen pflegt. Denn Gott will lieber, dass wir Seinen Zorn an den Verworfenen sehen, als an uns selber fühlen. So möge jeder einzelne Gläubige die Gnadenverheißungen, die uns vorgestellt werden, ganz persönlich auf sich beziehen, dagegen die Drohungen des Zorns und Verderbens so erschütternd auf sich wirken lassen, dass uns zur Warnung diene, was den Gottlosen geschieht. Es heißt zwar oft, Gott zürne auch Seinen Kindern, und Er straft bisweilen ihre Sünden sehr empfindlich; hier aber redet Paulus von dem ewigen Verderben, dass wir allein an den Verworfenen sehen. Kurz, so oft Gott droht, zeigt Er uns gleichsam von ferne die Strafe, damit wir diese an den Verworfenen anschauen und dadurch vom Sündigen abgeschreckt werden.

In welchen (Lastern) auch ihr weiland gewandelt habt. – Leben und wandeln unterscheiden sich wie können und tun; leben geht voran, wandeln folgt. Galater 5.25: So wir im Geiste leben, lasset uns auch im Geiste wandeln. Es ist unwürdig, den Lastern, denen man durch Christus abgestorben ist, noch anzuhangen und ihnen zu unterliegen; siehe Römer 6: Wo keine Ursache mehr ist, darf sich auch nichts mehr von Wirkung finden.

Nun aber. – Nämlich nachdem ihr aufgehört habt, im Fleische zu leben. Denn das ist der Abtötung Kraft und Wesen, dass alle bösen Begierden in uns ausgelöscht werden, damit die Sünde nicht ferner ihre gewohnten Früchte in uns hervorbringe.