EPHESER

Epheser Kapitel 6 Teil III

Epheser 6.10-13

Zuletzt, meine Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Leget an die ganze Waffenrüstung Gottes, dass ihr bestehen könnt gegen die listigen Anläufe des Teufels. Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Um deswillen, so ergreifet die ganze Waffenrüstung Gottes, auf dass ihr an dem bösen Tage Widerstand tun und alles wohl ausrichten und das Feld behalten möget.

Zuletzt, meine Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. – Endlich kehrt die Rede zu allgemeinen Mahnungen zurück: Christen sollen sich stark und tapfer zeigen, sollen Mut und Kraft beweisen. Denn es begegnet uns nur zu viel, was uns erzittern lässt, und es fehlt nur zu oft der Mut zu rechtem Widerstand. Da aber in Anbetracht unserer Schwachheit solche Mahnung kraftlos bleiben würde, wenn nicht Gott hilfreiche Hand bietet und eigentlich alle Kraft darreicht, so sagt der Apostel: seid stark in dem Herrn. Er will damit sagen: behaupte doch niemand, dass es ihm an Kraft fehlt, stark zu sein; ich fordere nur, dass ihr mit aller Zuversicht in dem Herrn stark sein sollt und in der Macht seiner Stärke. So empfangen wir einen Hinweis auf die Hilfe, welche Gott Seinen Gläubigen leistet. Unter diesem Beistande des Allmächtigen brauchen wir in keinem Kampfe zu zagen. Vielleicht könnte aber jemand sagen: wie kann Paulus den Ephesern vorschreiben, in der Macht Gottes stark zu sein, da dieses ja nicht in ihrer Hand steht? Ich antworte: hierbei sind zwei Stücke zu unterscheiden. An erster Stelle steht die Mahnung zur Tapferkeit. Weil aber der Mensch in sich selbst schwach ist, so folgt zweitens der Fingerzeig, dass man von Gott erbitten soll, was man selbst nicht hat. Darin liegt zugleich die gewisse Zusage, dass Gottes Kraft sich denen darbieten wird, welche darum bitten.

Leget an die ganze Waffenrüstung Gottes, dass ihr bestehen könnt gegen die listigen Anläufe des Teufels. – Gott ist bereit, uns eine ganze Waffenrüstung zur Verfügung zu stellen; nur dürfen wir nicht träge sein, zu nehmen was Er bietet. Aber darin fehlen wir fast alle, dass wir von der angebotenen Gnade nur oberflächlichen und teilnahmslosen Gebrauch machen, als wenn ein Soldat, wenn er in den Kampf zieht, etwa nur den Helm nehmen, aber den Schild liegen lassen wollte! Um uns aus dieser Sorglosigkeit oder besser Trägheit aufzurütteln, gebraucht der Apostel ein kriegerisches Bild. Er befiehlt uns, die ganze Rüstung Gottes anzulegen, womit er sagen will, dass wir nach allen Seiten hin gerüstet sein müssen, so dass uns nichts fehlt. Gott bietet uns Waffen genug, jeden Angriff abzuschlagen; wir müssen sie nur zu benützen wissen und dürfen sie nicht am Balken oder an der Wand hängen lassen. Und es gilt, besondere Wachsamkeit zu beweisen; denn wir haben nicht nur im offenen Kampfe zu stehen; ein verschlagener und schlauer Feind macht uns mit heimtückischen Angriffen viel zu schaffen. Das ist es, was Paulus mit den listigen Angriffen des Teufels meint.

Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen. – Eine Aufklärung über das Wesen des Feindes lässt die Gefahr noch größer erscheinen. Besonders eindrücklich wirkt dabei der Gegensatz: Unser eigentlicher Feind ist nicht Fleisch und Blut, überhaupt kein Mensch, sondern ein viel Gewaltigerer! Es steht gar nicht bloß Menschenkraft gegen Menschenkraft, Schwert gegen Schwert, Mann gegen Mann, Gewalt wider Gewalt, Kunst wider Kunst – hier ist ein Kampf ganz anderer Art! Hier steht ein Feind auf, gegen den keine Mannestüchtigkeit aufkommt. Heißen die Menschen hier Fleisch und Blut, so sollen wir uns im Gegensatz den geistlichen Feind und seine List vorstellen und wissen, dass es sich um einen bloß leiblichen Kampf eben nicht handelt. Daran müssen wir auch denken, wenn Beleidigungen von menschlicher Seite uns reizen, Rache zu nehmen. Drängt unsere Natur uns in solchen Fällen mit aller Heftigkeit zum Kampfe wider den Beleidiger, so wird diesem verkehrten Begehren alsbald ein Zügel angelegt werden, wenn wir uns sagen, dass die Menschen, die uns beschwerlich fallen, nur Spieße sind, die Satans Hand geschleudert; schicken wir uns an, sie zu zerbrechen, so werden wir uns inzwischen allen Schlägen des Satans selbst aussetzen. So wird es uns keinen Gewinn, sondern nur großen Nachteil bringen, wenn wir wider Fleisch und Blut kämpfen. Wir müssen unmittelbar gegen jenen Feind selbst angehen, der uns aus dem Hinterhalt angreift und verwunden oder gar töten kann, ehe wir ihn nur zu Gesicht bekommen. Doch kehren wir zu Paulus zurück: Er hält uns einen schrecklichen Feind vor, nicht um uns mutlos zu machen, sondern um uns zur Vorsicht zu mahnen. Denn man muss die richtige Mitte halten. Leichtsinnige Unterschätzung des Feindes führt ebenso zu einer Niederlage, wie auf der anderen Seite die Furcht unseren Mut bricht, so dass wir besiegt dastehen, ehe es nur zum Kampfe kommt. Erinnert uns also Paulus an die Macht des Feindes, so tut er das, um unseren Eifer und Mut zu stählen. Sprach er zuerst in Vers 11 nur vom Teufel, so häuft er jetzt verschiedene Bezeichnungen, um einen Eindruck davon zu erwecken, wie wenig man diesen Feind unterschätzen darf.

Mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. – Der Hinweis darauf soll uns, wie gesagt, nicht mutlos machen, sondern zur Vorsicht mahnen. Wir haben es mit den Herrn der Welt zu schaffen, die in der Finsternis dieser Welt herrschen. Von einer Herrschaft des Satans in der Welt kann Paulus eben darum reden, weil die Welt von Finsternis erfüllt ist. Ihre Verderbnis schafft Raum für Satans Reich. Wäre Gottes Schöpfung rein und unversehrt geblieben, so würde der Feind keine Stätte darin finden. So liegt die Schuld in der menschlichen Sünde. Die Finsternis ist der Unglaube und die Unwissenheit über Gott mit allen ihren Früchten. Weil solche Finsternis sich allenthalben in der Welt findet, darum ist der Teufel ihr Fürst. Von bösen Geistern spricht der Apostel, nicht bloß, um den boshaften und verkehrten Sinn des Bösen zu beschreiben, sondern auch, um uns gegen seine betrügerischen Schliche wachsam zu halten. Ebendahin weist es auch, wenn wir überhaupt von Geistern hören; denn ein unsichtbarer Feind ist umso bedrohlicher. Großen Nachdruck besitzt auch der Zusatz unter dem Himmel. Denn der Kampf wird umso schwieriger, wenn der Feind uns von der Höhe angreift und bekämpft.

Um deswillen, so ergreifet die ganze Waffenrüstung Gottes, auf dass ihr an dem bösen Tage Widerstand tun und alles wohl ausrichten und das Feld behalten möget. – Der Schluss lautet nicht: Weil der Feind so übermächtig ist, so werft die Waffen weg; sondern: Sammelt allen Mut zum Widerstand! So birgt die Mahnung zugleich eine Zusage des Sieges in sich: auf dass ihr an dem bösen Tage Widerstand tun und alles wohl ausrichten und das Feld behalten möget. Damit gibt der Apostel doch zu verstehen, dass wir den Sieg gewinnen können und sicher gewinnen werden, wenn wir, mit Gottes Waffenrüstung angetan, mutig und bis zu Ende kämpfen. Darum ist die Rede von einem bösen Tage und ferner davon, dass wir alles wohl ausrichten sollen. Es gilt, alle Sorglosigkeit abzuschütteln und sich mit Ernst auf harte Kämpfe voller Mühen und Gefahren zu rüsten. Dabei darf aber volle Siegeshoffnung uns erfüllen; denn wir werden auch den äußersten Gefahren gewachsen sein. Die letzten Worte wollen uns solche Zuversicht für das ganze Leben geben: Wir werden das Feld behalten! Keine Gefahr kann so groß sein, dass Gottes Kraft nicht noch stärker wäre: Wer mit dieser Hilfe wider den Satan kämpft, braucht also nicht mitten im Kampfe abzustehen.