22. September

Johannes 8.47:

Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte; ihr hört darum nicht, weil ihr nicht von Gott seid.

 

Diese Worte redet Christus so einfältig, dass niemand meint, dass sie so große Dinge in sich haben; aber wer sie recht ansieht, wer ihnen fleißig nachdenkt, was da sei von Gott oder nicht von Gott sei, der wird bekennen müssen, dass es ein großes und treffliches Ding ist, davon Christus redet. Denn wahr und gewiss ist, dass man einen Menschen nicht härter urteilen noch heftiger angreifen kann, als wenn man sagt, er sei nicht von Gott. Dass mich jemand einen Schalk und Bösewicht heißt oder mir gar den Hals absticht, ist nichts gegen diesen gräulichen Jammer, welchen der Herr mit kurzen Worten hier fasst, da Er zu den Juden spricht: Ihr seid nicht von Gott. Darum liegt an diesem Stück alles, dass wir Gottes Wort gern hören und fleißig behalten sollen. Denkt, liebe Kinder, was ihr davon für einen Vorteil habt. Da wisset ihr, dass ihr von Gott seid, und habt den Teufel und die Hölle überwunden, und soll euch weder Sünde noch Gottes Gericht Schaden tun. Was neben solchem euch für Unrat begegnet, dem sollt ihr allem entlaufen können, da hingegen die Welt auch in dem geringsten Anliegen ungeduldig und verzagt wird. Die Christen müssen zwar viel leiden, als denen der Teufel und die Welt bitter Feind ist, müssen deshalb Leib und Leben, Gut und Ehre wagen und in Gefahr setzen. Wie können sie aber solches alles leiden und geduldig dazu sein? Durch nichts anders, als dass sie am Worte bleiben hangen und sagen: Lasse gehen, wie es geht; ich bin nicht von der Welt, sondern von Gott, sonst würde die Welt anders mit mir umgehen – es ist mir aber viel lieber, sie hasse mich und lege mir alles Leid an, als dass sie mich lieb hätte und ich nicht von Gott wäre!

(Luther)