13. September

Matthäus 12.36:

Ich sage euch aber, dass die Menschen müssen Rechenschaft geben am jüngsten Gericht von einem jeglichen unnützen Wort, das sie geredet haben.

 

Christus zieht aus dem Geringen den Schluss auf das Größere: Wenn jedes unnütze Wort zur Rechenschaft gezogen wird, dann wird Gott sicher nicht der offenbaren Schmähungen und der gottlosen Frechheit derer schonen, die Seiner Ehre zu nahe treten. Unnütze Worte sind solche, die niemandem zur Erbauung und zum Nutzen gereichen. Vielen erscheint dies zu streng; wenn wir indessen überlegen, wozu uns die Zunge gegeben ist, werden wir eingestehen, dass wir nach Fug und Recht verklagt werden, wenn wir unsere Zungen in Leichtsinn und Narreteidingen gehen lassen. Denn das ist doch kein leichtes Vergehen, die Zeit, die wir fleißig auskaufen sollen (Kolosser 4.5), in Leichtfertigkeit zu vertändeln. Nun ist niemand so vorsichtig in seinem Reden, dass er stets in den Schranken bliebe und nicht immer wieder auf unnützen Worten sich ertappe: Darum würde nur Verzweiflung unser Teil sein, wenn Gott uns nach dem Maßstab des Rechts richten würde. Weil aber unsere Heilsgewissheit darauf begründet ist, dass Gott nicht mit uns ins Gericht gehen wird und die Sünden, die tausendfachen Tod verdienen, gnädig vergessen und bedecken will, deshalb zweifeln wir nicht, dass Er mit der Schuld des ganzen Lebens auch die Schuld verzeiht, die wir durch törichtes Reden auf uns laden. Denn nach der Schrift ist das Gericht Gottes und die Vergebung der Sünden kein unvereinbarer Gegensatz. Freilich soll die Vergebung der Sünden kein Ruhekissen sein, sondern jeder von uns muss mit Eifer ringen, seine Zunge im Zaume zu halten. Vor allem ziemt es sich, über die heiligen Geheimnisse Gottes nur mit Ehrfurcht und Bescheidenheit zu reden, uns fern zu halten von Vielgeschwätzigkeit und eitlen Scherzen und noch viel mehr von Verleumdung und Verkleinerung des Nächsten, sowie in allen Stücke zu sorgen, dass unsere Rede mit Salz gewürzt sei.

(Calvin)