10. November

Lukas 1.13a:

Aber der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht. Zacharias, denn dein Gebet ist erhört.

 

Wie konnte ein Mann, der vor Gott gerecht war, noch so erschrecken vor der Erscheinung eines Engels? Ach, wer in sich selbst gerecht ist, kann sich wohl breit machen, stolz sein und sich schmeicheln, er sei der Liebe voll, welche jeder Furcht austreibt. Zacharias aber hatte nicht viel zu rühmen, er zeigte sich als einen Menschen um und um – und die vor Gott in Aufrichtigkeit wandeln, schwinden dahin vor jeder Offenbarung Deiner Herrlichkeit, weil sie den Abstand fühlen zwischen Fleisch und Geist, zwischen dem, was von Gott kommt. Fürchte dich nicht, solches ist die erste Stimme aus dem Himmel, welche uns Matthäus, der Zöllner, welche uns auch der zum Herrn bekehrte Arzt Lukas mitteilt. Was würde wohl Gott aus dem Himmel zu mir sagen, wenn mein Ohr Ihn vernehmen könnte? – So mag mancher in der Not seiner Seele denken und wähnen, Gott könne zu ihm nicht von Frieden reden, sondern müsse ihn von sich stoßen! Aber solches ist die Stimme Gottes, die Stimme des Evangeliums, die Stimme Seiner wahrhaftigen Boten an den Elenden, an den, der zerbrochenen Geistes ist, der dahin schwindet vor dem Worte des allein heiligen Gottes: Fürchte dich nicht! Die Heuchler mögen sich fürchten, die da meinen, dass sie stehen; wer aber zu Boden liegt, dem will Gott gnädig sein! Darum hat dieser Ursache, sich zu fürchten, weil Gott ihm gnädig sein will! Darum soll man sich zu einem solch gnädigen Gott hinzumachen, wenn man herzlich verlangt, von seinen Sünden erlöst zu sein; der Herr wird wohl jeder Furcht vertreiben mit Seiner gewaltigen Liebe, mit Seiner überraschenden Gnade. Das zaghafte Herz und der Teufel jagen Furcht ein, aber des Herrn gnädiges Wort an die Zaghaften ist: Fürchte dich nicht!

(Kohlbrügge)