NOVEMBER

6. November

Johannes 3.6:

Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das ist Geist.

 

Wenn uns eine gewisse Gotteserkenntnis angeboren ist, wenn der Unterschied von Gut und Böse in unser Gewissen eingegraben ist, wenn wir fähig sind, unser zeitliches Leben zu schützen, wenn wir endlich in so mannigfacher Weise vor den Tieren bevorzugt sind, so ist solches  an und für sich, insofern es von Gott stammt, herrlich und gut! Aber diese Dinge sind in uns – und eben dadurch sind sie befleckt! Dem besten Weine geht es ebenso, wenn man ihn in ein übel riechendes Gefäß gießt. Der Wein an und für sich ist gut, aber er verliert in einem solchen Gefäß seinen Wohlgeschmack vollständig. Ja, er wird herbe und ungenießbar. Die den Menschen noch übrig gebliebene Gotteserkenntnis ist nichts anderes, als eine schaurige Finsternis von Götzendienst und allerlei Aberglauben. Unser Urteil über das, was wir wählen und über das, was wir verwerfen sollen, ist zum Teil blind und verkehrt, zum Teil veränderlich und unklar. Was wir an Fleiß und tätigem Sinne besitzen, beschäftigt sich nicht selten mit Eitelkeiten und Kindereien. Der Wille aber selbst wird vermöge seiner Unreife von leidenschaftlichen Trieben ganz zum Bösen fortgerissen. Und so ist in unserer ganzen Natur kein Tropfen mehr unverdorben, woraus zu entnehmen ist: Eine zweite Geburt muss uns zum Reiche Gottes befähigen. Das ist auch die Absicht der Worte Christi: Weil der Mensch aus dem Schoße der Mutter nur fleischlich geboren wird, muss er durch den Geist neu gebildet werden, um einen geistlichen Lebensanfang zu gewinnen. Das Wort Geist steht hier zuerst für die Gnade und dann für die Wirkung der Gnade. Zuerst lehrt Christus, dass der Geist Gottes der einzige Urheber der reinen und rechten Natur ist. Danach bezeichnet Er uns als geistliche Menschen von da ab, wo wir durch Seine Kraft neu gemacht sind.

(Calvin)