NOVEMBER

5. November

Johannes 3.6:

Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das ist Geist.

 

Hier geht Christus vom Gegenteil aus, um zu beweisen, dass das Reich Gottes uns allen verschlossen ist, bis wir durch die Wiedergeburt den Eingang gefunden haben. Er setzt das Zugeständnis voraus: Nur als gleichgesinnte Menschen kommen wir in Gottes Reich hinein. Aber wir haben von Mutterleibe nichts an uns als nur die fleischliche Natur. Daraus folgt, dass wir alle von Natur außerhalb des Reiches Gottes leben und, des himmlischen Reiches beraubt, unter der Knechtschaft des Todes bleiben. Wenn übrigens Christus hier die Schlussfolgerung macht: Weil die Menschen nur Fleisch sind, müssen sie wiedergeboren werden, so denkt Er bei dem Ausdruck Fleisch zweifelsohne an den ganzen Menschen. Fleisch bezeichnet an unserer Stelle also nicht den Leib allein, sondern zugleich auch die Seele mit allem, was zu ihr gehört. Es ist albern, wenn man auf römischer Seite das Wort Fleisch nur auf die sinnliche Seite des menschlichen Wesens beziehen will; der Ausdruck von Christus wird dann sinnlos. Wenn bloß ein Stück an uns schlecht wäre, brauchte es keiner zweiten Geburt. Fleisch und Geist sind einander aufs schärfste gegenüber gestellt. Es ist der Gegensatz von verderbt und unschuldig, von verkehrt und richtig, von befleckt und heilig, von schmutzig und rein. Darum muss man zugestehen: mit dem einen Worte Fleisch wird die gesamte Menschennatur verdammt. Christus erklärt, unser Sinn und Verstand sei sündlich, weil er fleischlich ist. Alle Gedanken des Herzens seien arg und verwerflich, weil auch sie fleischlich sind.

Aber man kann doch hier die Frage aufwerfen: Wenn doch ohne Zweifel in unserer entarteten und sündlichen Natur wenigstens noch ein geringer Rest der ursprünglichen göttlichen Ausstattung vorhanden ist, wie kann man dann sagen, dass wir ganz und gar verderbt seien? Die Lösung ist leicht: Die Gaben, welche Gott nach dem Sündenfall uns belassen hat, sind freilich – wenn sie an sich betrachtet werden – des Lobes wert, aber da alles, was an uns ist, von der Anfechtung des Bösen verpestet ist, findet sich in uns dennoch nichts Reines und von aller Befleckung Unberührtes!

(Calvin)