31. Mai

Jona 4.9:

Da sprach Gott zu Jona: Meinst Du, dass du billig zürnest?

 

Zürnen ist nicht immer und notwendig etwas Sündhaftes. Aber wir sollten uns stets fragen, ob wir billig, das heißt aus gutem Anlass zürnen. Es ist möglich, dass wir darauf mit ja antworten können. Wir tun recht und gut, wenn wir ob der Sünde zürnen, wegen des Unrechts, das sie gegen unseren guten und gnädigen Gott begeht. Oder wenn wir ob uns selbst zürnen, dass wir solche Toren bleiben nach soviel göttlicher Züchtigung und Zurechtweisung. Oder wenn wir ob anderen zürnen, wenn die einzige Ursache des Zornes das Böse ist, das sie tun. Wer sich nicht über die Missetat erzürnt, macht sich ihrer teilhaftig. Die Sünde ist ein fluchwürdiges und hassenswertes Ding, und kein erneuertes Herz kann sie geduldig ertragen. Gott selbst erzürnt sich täglich über die Bösen. Und es steht in Seinem Worte geschrieben: Die ihr den Herrn liebet, hasset das Arge!

Aber es steht zu fürchten, dass unser Zürnen oft weder entschuldigt noch gerechtfertigt werden kann. Und dann müssen wir auf unsere Frage mit nein antworten. Warum sollten wir heftig sein gegen Kinder, leidenschaftlich gegen Mitarbeiter, aufgebracht gegen die Hausgenossen? Bringt solcher Zorn unserem Christenberuf Ehre? Oder wird Gott dadurch verherrlicht? Ist hier nicht vielmehr das alte böse Herz mit im Spiel, das sich wieder Raum zu machen sucht? Manche Christen lassen dem Zorn Raum. Aber der Gläubige soll bedenken, dass er überwinden soll in allen Dingen, sonst kann er nicht gekrönt werden. Wenn wir unsere Leidenschaften nicht im Zaum zu halten vermögen, was hat die Gnade dann überhaupt an uns ausgerichtet? Lasst uns zum Kreuze fliehen und den Herrn bitten, dass er unsere Begierden und Leidenschaften kreuzige und uns erneuere zur Freundlichkeit und Sanftmut nach seinem Bilde.

(Spurgeon)