22. Mai

1. Korinther 1.21:

Denn dieweil die Welt durch ihre Weisheit Gott in Seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch törichte Predigt selig zu machen die, so daran glauben.

 

Mit einem ironischen Seitenblick auf die törichten Weisheitskrämer nennt Paulus das Evangelium eine „törichte Predigt“. Leuten, deren trunkenes Selbstvertrauen ohne scheu Gottes heilige Wahrheit der eigenen kurzfristigen Kritik unterwarf, mochte das Evangelium freilich so erscheinen. Gewiss ist es für die menschliche Vernunft äußerste Torheit, das Gott sterblich sein soll, dass das Leben dem Tode unterliegt, die Gerechtigkeit als Sünde erscheint und der Segen vom Fluche besiegt wird, dass auf diese Weise die Menschen Erlösung vom Tode finden und selige Unsterblichkeit empfangen, dass die Sünde überwunden  und die Gerechtigkeit auf den Thron gesetzt, dass der Tod und Fluch verschlungen wird. Wir aber kennen trotz alledem das Evangelium als verborgene Weisheit, deren Höhe alle Himmel überragt, und vor deren Anblick auch Engel staunend sich beugen. Heißt es nun, dass solche „törichte“ Predigt selig macht, so daran glauben, – so ist dies ein Trost für die kleine Herde der Gläubigen, welcher eine ganze blinde und stumpfe Welt gegenübersteht. Denn eben diese Gläubigen hat Gott ausgesondert, um ihnen die Seligkeit zu schenken.

(Calvin)